Such mich Thriller
kam, und Dodie gab sie die Möglichkeit zu fliehen. Im Übrigen hatte Ariel sehr wohl eine Chance, sich zu retten. Aber sie blieb da und hat gekämpft.«
Myles White schüttelte nachdenklich den Kopf. Zu seinem Bild vom zarten jungen Mädchen wollte das nicht recht passen. »Soll das heißen …?«
»Ich zeig’s Ihnen«, sagte Mallory, die sich ungern wiederholte. Sie nahm die Fotos von der Obduktion aus dem Rucksack und deutete auf die geröteten Fingerknöchel an Ariels Hand. »Sie hat versucht, ihn k.o. zu schlagen. Sie hatte nur diese eine Chance für einen Treffer, danach konnte sie sich nur noch gegen das Messer zur Wehr setzen. Sie hat um ihr Leben gekämpft.«
»Großer Gott.« Mit zitternden Händen nahm er Mallory das Foto ab. »Ich habe diese Aufnahmen hundertmal gesehen …«
Aber in dieser friedlichen ländlichen Gegend war Mord fast ein Fremdwort, und Myles White hatte nur gesehen, was er erwartet hatte - die Defensivverletzungen eines hilflosen Mädchens. Die Rötungen an Ariels rechter Hand, die Spuren eines Boxschlags, hatte er nicht erkannt.
Schweigend gingen sie zurück zum Haus.
Riker beendete den Tag da, wo er ihn begonnen hatte. Er hatte schon wieder eine Suche nach Ausreißern hinter sich und
konnte die Augen kaum noch offen halten. Für nichts und wieder nichts hatte er seine Zeit vergeudet - an Mallory war er so nicht näher herangekommen, und einer der Ausreißer war ihm durch die Lappen gegangen.
Christine Nahlman gab ihm eine Hälfte von ihrem Sandwich und schenkte Kaffee nach. »Jetzt machen Sie endlich Schluss. Sie sind ja fix und fertig. Ich habe den Eltern gesagt, wie gefährlich es ist. Wer nicht hören will, muss fühlen.«
»Ich habe mir heute früh während Ihrer kleinen Rede die Leute angeschaut. Die haben sich umgesehen, Köpfe gezählt und sich ihre Chance ausgerechnet. Wie in einer verdammten Lotterie.«
Agent Allen gesellte sich zu ihnen, ein Handy am Ohr. »Special Agent Berman bedauert, dass er keine Verstärkung schicken kann, aber seine Personaldecke ist extrem dünn.«
Riker nahm dem jungen Mann das Mobiltelefon aus der Hand und beglückte Dale Berman mit einem Strauß ausgesuchter Artigkeiten. »Sie verschissenes Arschloch«, schloss er seinen Monolog, dann warf er das Handy weit in das Grasland von Oklahoma hinein.
Mallory stand, die Schlüssel des Trucks in der Hand, in der Tür von Ray Adlers Karosseriewerkstatt. Ihr Fahrzeug bestand nicht mehr aus einer Kollektion von Einzelteilen, aber ganz fertig war es immer noch nicht.
»Heute Abend«, versprach Ray, »oder spätestens morgen früh.«
Sie ging zurück zum Haus, um in der letzten Bastion von Staub und Schmutz, dem Keller, den Staubsauger anzuwerfen. Um Mitternacht hatte sie den größten Teil des Gerümpels, das Ray nie benutzte, von dem er sich aber nicht trennen mochte, in Kisten verpackt und mit Etiketten versehen. Die Kassetten
und Vinylplatten konnte sie nicht laufen lassen, denn Ray hatte nur einen CD-Spieler. In dieser nutzlosen Sammlung hatte sich auch eine Schachtel gefunden, auf der Peyton Hales Name stand. Eine Schachtel mit Musik. Welches war wohl sein Lieblingsstück gewesen? Aus keinem seiner Briefe ging das hervor.
Nachts um eins, nachdem sie geduscht hatte und ehe sie sich ins Bett legte, wählte sie eine Telefonnummer in Chicago. Das hatte sie sich bis zuletzt aufgehoben und freute sich darauf, Kronewald aus dem Tiefschlaf zu holen. Sie hatte wieder mal ein Hühnchen mit ihm zu rupfen, und Rache war süß.
»Wehe, wenn es nichts Wichtiges ist«, meldete sich ein verschlafener Kronewald auf seinem Privatanschluss.
»Hier Mallory. Stellen Sie fest, ob auf der Route 66 weitere Leichen aufgetaucht sind. Oder wissen Sie das etwa schon?«
»Zwei«, antwortete Kronewald prompt. »Die eine in Kalifornien, die zweite in Arizona. Und was das Tollste ist: diese Ziffern, die in Lindens Gesicht geschnitten waren - die hatten sie auch. Exakt die gleichen. Eine Hunderteins.«
In Ariels Gesicht waren keine Zahlen geschnitten, aber das ließ Mallory auf sich beruhen.
»Komisch, was?« Kronewald wurde langsam wach. »Die Erwachsenen zählt er offenbar nicht mit.«
»Sie haben mir also wieder was verschwiegen.«
»Nein, Riker hat das schon vor Stunden durchgegeben. Redet ihr eigentlich nie miteinander?« Er hielt ihr Schweigen genau drei Sekunden lang aus. »Noch was?«
»Haben Sie eine aktuelle Liste von Dr. Magrittes Eltern - denen mit Kindern, auf die das Profil passt?«
»Hab
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