Such mich Thriller
hörte nicht hin. Sie sah zu Dodie Finn hinüber, die mit ihrem Bruder an einem Mitteltisch saß. Der Vater hatte sich, ein Tablett in der Hand, angestellt, um Verpflegung für seine Familie zu holen. Die Kleine wiegte sich summend hin und her.
Riker stellte die Ledertasche, die er auf dem Schoß gehabt hatte, vor Mallory ab. »Das schleppe ich seit Chicago mit. Ein Geschenk von Kronewald. Er sagt, dass du deinen Computer zu Hause gelassen hast.« Und überredend, als wollte er ein Kind dazu bringen, seinen Spinat zu essen, fuhr er fort: »Vollgestopft mit allem, was dein Herz erfreut, nehme ich an.« Als sie weder ihm noch dem Geschenk einen Blick gönnte, stand er achselzuckend auf, um ihnen eine Runde Kaffee und Burger zu holen.
Erst jetzt nahm Mallory den Laptop aus der Tasche. Ein neues Modell, aber wohl ohne die Software, mit der zu arbeiten
sie gewöhnt war - ohne illegale Lockpick-Programme, nützliche Hilfen für verbotene Zugänge zum Cyberspace. Immerhin hatte sie jetzt alles, was sie brauchte, um ihre schlummernden Computer in New York zu wecken.
»Am Fenster ist ein Schild«, sagte Charles. »Irgendwo muss hier ein Computerzugang sein. Oh …« Sie war schon dabei, ein Kabel aufzudröseln, steckte es in eine Steckdose am Serviettenhalter und fuhr den Computer hoch.
Das FBI-Icon auf dem Bildschirm gab Detective Kronewalds Passwort frei. Zuerst ein paar Fingerübungen. Die Tasten klickten, und im tausend Meilen entfernten New York erwachte ein Rechner in ihrer Wohnung zum Leben. Er gähnte summend und sirrend, dann lieferte er ihr Nachschlüssel und Brechstangen und ihren größten Schatz, einen umfangreichen Bestand an gestohlenen Passwörtern. Damit betrat sie das Federal Bureau of Investigation, ohne Spuren zu hinterlassen. Sie zog vorbei an dem Internet-Wartepferch, wo die Anfragen der Polizei abgewimmelt wurden, und übersprang drei Links auf dem Weg zu ihrem Ziel, einer sicheren oder nach den antiquierten Vorstellungen der FBI sicheren Website. In diesem Datentresor konnte sie jetzt nach Herzenslust räubern und plündern. Besonders stolz war sie auf diese Leistung nicht, denn das veraltete System des FBI zu knacken gehörte zu den Initiationsriten für amerikanische Kinder.
Mallory lächelte Charles Butler zu. Sie musste ihn beschäftigen, damit er nicht etwa auf die Idee kam, ihr helfen zu wollen. »Siehst du das Paar dort am Ecktisch, er mit roter, sie mit grüner Basecap? Sie gehören zum Konvoi. Beobachte sie bitte eine Weile und sag mir, was du von ihnen hältst.«
Ihre Finger flogen über die Tasten, ließen Codes und Passwörter tanzen, umgingen Watchdog-Software und Warnhinweise, um Zugang zu einer gegnerischen Datei zu bekommen.
Jetzt waren die Türen weit offen, und Dale Berman stand nackt und bloß auf ihrem Schirm. Sie scrollte seine biographischen Daten herunter und fand den Bericht über das Fiasko in New York mit Lou Markowitz, danach die Rüge, die Berman kassiert hatte, und seine Beförderung. Dieser Eintrag war ärgerlich, aber keine Überraschung. Dale hatte die Aufgabe gehabt, das, was andere Agenten verbockt hatten, wieder ins Lot zu bringen, es wäre zu gefährlich gewesen, ihn zu diesem Zeitpunkt zu feuern oder herunterzustufen. Sie scrollte weiter, fand seinen Abschluss in Psychologie. Jetzt suchte sie noch nach dem Vorgang mit seiner Bewerbung, obgleich sie das Märchen von der narrensicheren Durchleuchtung aller Bewerber durch den FBI nie geglaubt hatte.
Sie tippte Charles an. »Stimmt es, dass bei den meisten Leuten, die Psychologie studiert haben, ein paar Schrauben locker sind?«
Er sah sie verblüfft an und überlegte, ob die Frage wohl auf seine Person gemünzt war. »Vielen Menschen, die auf diesem Gebiet tätig sind, machen hin und wieder schon in jungen Jahren gewisse psychische Probleme zu schaffen, so dass sie in Therapie gehen müssen.«
Ziemlich genau getroffen
Sie schloss Dale Bermans Datei. »So, und jetzt zu dem Paar in der Ecke.«
»Sie tragen Trauringe, aber sie sind nicht verheiratet und waren es auch nicht. Eine relativ neue Beziehung, man sieht es an der Körpersprache. Er ist der Jäger, er flirtet mit ihr. Sie sieht sich um und hofft, dass niemand hört, was er sagt. Es ist ein Spiel, das sie nicht zum ersten Mal spielen, ein Ersatz für körperliche Zärtlichkeiten. Sie flüchtet vor ihm, aber eigentlich genießt sie seine Aufmerksamkeiten. Sie unterdrückt ein Lächeln, siehst du? In einer anderen Umgebung würde ich
das als Büroromanze
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