Suche einen für immer und ewig
war da, als wir später selbst Bücher lasen. Und er war da, als wir das
erste Mal ins Kino gingen. Wir sind mit ihm groß geworden, und mit der Zeit hat er unser Herz erobert und unseren Verstand
besetzt. Als wir begannen, von der Liebe zu träumen, als wir später das erste Mal verliebt waren, da war der Mythos von der
großen Liebe schon fester Bestandteil unserer Vorstellungen zum Thema Liebe geworden. Mythos und Liebe waren gleichsam zu
einer Einheit verschmolzen. Wer den Mythos von der großen- Liebe durch realitätstaugliche Ansichten ersetzen will, der muss
sich also ernsthaft anstrengen.
Vielen von uns stellte der Mythos von der großen Liebe bei unseren Versuchen, den Partner fürs Leben zu finden, ein ums andere
Mal ein Bein. Wir gerieten ins Stolpern, fielen auf die Nase – einmal, zweimal, immer wieder. So wie es dem 43-jährigen Patrick
vor Jahren erging:
|56| Beispiel: »Ich war Single. Eine Partnerschaft, die diese Bezeichnung auch verdiente hätte, war nicht in Sicht. In meinem Leben lösten
sich Verlieben, Scheitern, Pausieren und erneutes Verlieben immer wieder ab. Nach mehreren Jahren – ich ging schon auf die
30 zu – war ich mein Liebesdurcheinander schrecklich leid: Weil ich allein nicht weiterkam, besuchte ich einen Kurs einer
Psychologin zum Thema »Partnerschaft«. Ich lernte viel über die Grundlagen der Charakterkunde, erfuhr, warum manche Menschen
besser zueinander passen als andere und welche Konflikte sich aus der unterschiedlichen Herkunft von Partnern ergeben können.
Nach diesem Kurs fand ich zwar auch nicht gleich eine Frau für immer und ewig, aber das Durcheinander der Jahre zuvor hatte
ein Ende. Vorbei die Zeiten hoffnungsloser Verliebtheiten, übertriebener Erwartungen und abgrundtiefer Enttäuschungen. Zum
Glück! Ich wusste nun genauer, was ich suchte. Und ich wusste genauer, was mich in einer Partnerschaft erwartete. Ich war
– mit einem Wort – in Bezug auf die Liebe zum Realisten geworden.
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Realismus schafft Liebe
Wenn Sie einen Partner finden wollen, dann ist eine realistische Einstellung zu Liebe und Partnerschaft die wichtigste Voraussetzung.
Aber was hält Sie davon ab – mal abgesehen von all den Mythen, die Sie schon in Ihrem Kopf gespeichert haben? Die vielen Lügen
über die Liebe, die Sie zusätzlich aufnehmen, in erster Linie durch das Fernsehen. Wer sich auch nur einen Tag lang durch
den geballten Unsinn von Talkrunden, Vorabendserien |57| und Spielfilmen gezappt hat, der hat mehr Nonsens über die Liebe gesehen, gehört und ungewollt abgespeichert als sich in einem
Monat wieder vergessen lässt. Das Gleiche gilt für die meisten Kinofilme und Liebesromane: Vieles wird produziert, um Sie
beim Anschauen oder beim Lesen vom grauen Alltag in ein spannendes Wolkenkuckucksheim zu versetzen: Kriegt sie ihn? Aber natürlich!
Wird er seinen Nebenbuhler loswerden? Aber ja! Und wenn die beiden sich wider Erwarten zum Schluss doch nicht zum obligatorischen
Happyend gefunden haben, dann können Sie sicher sein, dass eine veritable Naturkatastrophe oder ein untergehender Ozeandampfer
daran Schuld hat – das Schicksal eben. Selbst große Skeptiker unter uns lassen sich gelegentlich einlullen. Doch über die
wahren Bedingungen, unter denen Liebe entsteht, gedeiht oder wieder vergeht, erfahren wir bei diesen Klischeelieben nichts.
Es liegt auf der Hand, was Sie als Erstes tun müssen, um Ihr Bild von Liebe und Partnerschaft realistischer werden zu lassen:
Steigen Sie ein paar Monate aus dem ganzen Betrieb rund um den Mythos von der großen Liebe aus. Das könnte so aussehen, dass
Sie Ihren Fernseher in den Keller verbannen. Streichen Sie außerdem alle Kinobesuche. Das gilt nicht nur für Liebesschnulzen,
sondern auch für Action- oder Fantasy-Filme. Oder haben Sie je einen solchen Film gesehen, der ohne eine Liebesgeschichte
als Dreingabe auskam?
Bleiben noch die Schmöker à la Barbara Wood – tut mir leid, auch die sind erstmal tabu. Zumindest für die nächsten drei Monate.
Sollten Sie in diesen drei Monaten nicht fündig werden – unwahrscheinlich, aber möglich –, so rate ich Ihnen, Ihr privates
Fernseh-Kino-Roman-Verbot um ein weiteres Quartal zu verlängern. Sie glauben, das schaffen Sie nicht? Oh doch, das halten
Sie durch. Drei Monate sind schnell vorüber. Und denken Sie immer an das Ziel: Am Ende winkt Ihnen der Hauptgewinn, |58| ein Partner für immer und ewig.
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