Suche nicht die Suende
schnaubte verächtlich. »Gott im Himmel, du musst mich für die dümmste Frau auf diesem Planeten halten.«
»Nein.« Seine Stimme klang jetzt tonlos. »Aber hättest du es mir verdenken können, hätte ich es getan?«, Er sprach ohne jede Rechtfertigung in der Stimme. »Deine Wahl, was Männer betrifft, spricht nicht gerade für deinen Verstand.«
Wut peitschte durch sie. »Ja, jetzt verstehe ich. Wie unglaublich dumm muss ich sein. Wie sonst hätte es damit enden können, dass ich dich heirate? Einen manipulierenden Tyrannen, der meine Hochzeit sabotiert hat, damit er – damit er …
was
erreicht? Was gewinnst
du
dabei? Oder ist das so offensichtlich? Hör mal, Alex – hast
du
in finanziellen Schwierigkeiten gesteckt?« Sie hörte die Hässlichkeit in ihre Stimme kriechen, aber sie hatte jetzt kein Interesse daran, sie zu vertreiben. Lieber Gott – wenige Minuten war es her, da hatte sie ihn angefleht, sie zu nehmen.
Sie zu besitzen.
Dieser Mann, der sie für zu dumm hielt, selbst zu entscheiden, was und wen sie wollte! »Du musst nicht das größte aller Opfer bringen«, sagte sie. »Ich biete dem lieben Freund meines Bruders mit Freuden ein Darlehen an. Eine Heirat ist nicht nötig.«
Er sah jetzt so kalt und desinteressiert aus, als stritte er mit einer Fremden. »Ich versichere dir, Gwen, dass ich deine Hilfe nicht brauche. Anders als andere plane ich sehr sorgfältig, ehe ich mich in ein Abenteuer stürze.«
»Ja, das tust du«, stimmte sie ihm zu. »Verrate mir, was alles deine sorgfältige Planung einschließt. Erpressung? Was hast du benutzt, um Trent zu vertreiben?«
»Er wünschte nicht, dass gewisse Informationen publik gemacht werden«, sagte er gleichmütig. »Also habe ich ihm den Gefallen getan, sie unter Verschluss zu halten.«
»Erpressung«, wisperte sie. Sie schlug die Hand vor den Mund, um ein Lachen zu ersticken, doch es brach sich Bahn – wild und ein wenig aus dem Gleichgewicht. »Weißt du, was ich gefühlt habe – was ich gedacht habe – wie sehr ich danach an mir gezweifelt habe? Und nichts davon hatte irgendetwas mit mir zu tun! Die ganze Zeit über … und dann, als es
wieder
passierte – ich war mir so sicher bei Pennington –«
»Gwen.« Er fasste sie an den Schultern, und für einen schockierten Augenblick dachte sie, er wolle sie schütteln. Doch seine Finger drückten nur in ihre Oberarme, jeder Finger behauptete sich so deutlich, als versuche er, ein Muster in ihre Haut zu prägen. »Gwen«, sagte Alex und beugte sich zu ihr, vielleicht damit sie seine leisen Worte inmitten der Ausgelassenheit um sie herum verstand. »Ich schwöre bei allem, was mir lieb ist – meinen Schwestern, meinen Nichten, bei Richard, bei
dir
–, dass ich mit dem Viscount nichts zu tun habe.«
Sie starrte ihn an und fragte sich verzweifelt, ob sie seinem Wort trauen konnte.
Wie erstaunlich. Vor Minuten erst hatte sie sich gefragt, ob er sie lieben könnte.
Wie traurig, dass sie es leichter fand, ihm in Bezug auf den Viscount zu glauben.
»Ich glaube dir«, sagte sie langsam und versuchte, sich aus sein Griff zu befreien, aber seine Hände packten nur noch fester zu. Seine Miene machte ihr allmählich Angst. Er sah – grimmig aus, sein Mund war angespannt, seine Augen verhangen. Als würde er sich innerlich zurückziehen und sich verschließen.
»Was ändert dies?«, fragte er und sprach dabei so tonlos und schnell, dass es einen Moment brauchte zu verstehen, dass er ihr eine Frage gestellt hatte.
Er fragte, ob die Hochzeit abgesagt werden sollte.
Sie fühlte einen Stich von Verlust, einen Blitz von Panik, die Art heißer glühender Funken, die Feuerstürme auslösen konnten.
Alex
, dachte sie.
Lächle mich an. Sag mir, dass du mich liebst.
Doch gleich nach diesem Gedanken, der ihre Lippen schon hatte öffnen wollen, etwas zu sagen, folgte ein Peitschenschlag von Wut.
Wieder und wieder und wieder. Wie viele Male würde sie ihre Fehler wiederholen?
Lüg mich an. Sag mir, was ich hören möchte. Erzähl mir süße Lügen.
»Wirst du morgen vor dem Altar stehen?«, fragte sie. Ihre Stimme klang so kalt. Sie schien einer anderen Frau zu gehören, einer, die niemals weinte.
»Ja«, sagte er. Sein Blick ließ sie nicht los. »Ich breche kein Versprechen.«
Kein Wort von Liebe. Stattdessen war die Rede von
Verantwortung
. »Nein«, sagte sie. »Du brichst vermutlich niemals ein Versprechen. Aber es gibt immer ein erstes Mal. Ich empfehle dir, über diese Neuigkeit
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