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Suche nicht die Suende

Suche nicht die Suende

Titel: Suche nicht die Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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Snobismus gegenüber Menschen niedrigerer gesellschaftlicher Schichten – als hätten ihre Eltern nicht einst auch zu jenen gehört. Nun, wenn man all das betrachtete, so war sie eigentlich
froh
, dass er sie verschmäht hatte!
    Sie blieb stehen, als ihr ganz plötzlich ein Gedanke in den Sinn kam. Wie überrascht wäre Thomas wohl, würde er von all dem erfahren? Vermutlich stellte er sich vor, dass sie vor Kummer am Boden zerstört war und sich wehklagend das Haar raufte. Als ob
er
ein unersetzlicher Verlust wäre. Ein Mann, der aus der Kirche davonlief wie eine Ratte vor dem Tageslicht!
    Vielleicht sollte sie ihn das wissen lassen. Was für eine brillante Idee! Sie könnte ihm gleich jetzt schreiben und die vielen Gründe aufzählen, warum sie
so überaus
glücklich war, ihn nicht geheiratet zu haben.
    Sie eilte an ihren Sekretär.
    Sie halten sich für einen hervorragenden Tänzer, dabei haben Sie mir bei jeder Drehung auf die Füße getreten.
    Das Kratzen des Stiftes über das Papier klang wunderbar gewalttätig.
    Ihr Atem hat so oft nach Zwiebeln gerochen, dass ich mich schon gefragt habe, ob Sie gelegentlich auch etwas anderes essen.
    Sie glaubte nicht, dass ihre Schrift je zuvor so kühn und schwungvoll ausgesehen hatte.
    Jedes Mal, wenn Sie mich küssten, bin ich fast erstickt. Offen gestanden denke ich, dass Sie schlechter küssen als jeder andere Mann, den ich kenne.
    Das sagte schon etwas aus – auch wenn sie nur
einen
anderen Mann kannte, um einen solchen Vergleich anstellen zu können. Und Lord Trents Leistung auf diesem Gebiet hatte sich auch eher in Maßen gehalten. Thomas’ Küsse waren allerdings besonders … nass gewesen. Und diese Nässe zusammen mit all dem Lutschen und Lecken hatte sie an einen Terrier denken lassen.
    Oh, könnte sie das nicht aufgreifen und noch ein wenig … näher ausführen?
    Genau genommen haben Sie mich mit Ihrem Sabbern an einen Terrier erinnert.
    Gut so! Das würde ihm zu denken geben!
    Sie haben oft über die Dinge gesprochen, die Sie für uns tun wollten, als wäre
tun
gleichbedeutend mit
kaufen
. Sie haben nie eingeräumt, dass es
mein
Geld war, das Sie in Ihrer Fantasie so großzügig ausgegeben haben – und dass es
Ihre
eigenen Wünsche gewesen sind, nicht meine, die Sie zu befriedigen beabsichtigten. Warum sollte ich mich denn danach sehnen, dass Ihrem Landhaus ein Rauchzimmer hinzugefügt wird? Und warum haben Sie sich nicht an erster Stelle ein neues Dach für ebendieses Haus gewünscht?
    Ein wunderbares Gefühl erwachte in Gwen zum Leben. Es machte, dass ihr Atem schneller ging und die Benommenheit aus ihrem Kopf verschwand. Ihr Herz klopfte, und ihre Haut prickelte auf genau die gleiche Weise wie im letzten Sommer, als sie eine Ballonfahrt über Devonshire unternommen hatte.
    Was mich betrifft, so geben Sie sich besser nicht dem Irrtum hin, dass ich wegen des heutigen Ereignisses in mein Kissen weine. So, wie Sie mein Geld begehrten, begehrte ich Ihren Namen. Ich hielt das für einen fairen Handel, um wahrzumachen, was sich meine Eltern für mich erträumt hatten.
    Viel Glück übrigens mit dem Dach von Pennington Grange. Ich hoffe für Sie, dass es in diesem Sommer nicht allzu häufig regnen wird.
    Nein, nein. Das klang viel zu verbittert. Außerdem hatte sie kein Interesse daran, sich zu rechtfertigen, indem sie auf die Hoffnungen ihrer Eltern hinwies. Sie hatte es nicht nötig, sich bei ihm zu entschuldigen.
    Ich gebe zu, dass mir der Gedanke gut gefallen hat, eine Viscountess zu sein. Es scheint, dass ich ebenso oberflächlich und eitel bin wie Sie. Aber zumindest gebe ich das zu! Außerdem habe ich eine Entschuldigung: Ich hatte keine genaue Vorstellung davon, wie leer und unbedeutend ein Titel sein kann – bis mir dessen Wertlosigkeit durch
Ihre
unmännliche Feigheit vor Augen geführt wurde.
    Nichtsdestotrotz dürfen Sie mich auch weiterhin für habgierig halten: Es interessiert mich einfach nicht
.
    »Es interessiert mich nicht«, flüsterte Gwen. Was für eine erstaunliche Aussage. Sie legte den Stift aus der Hand. Stimmte das? »Es interessiert mich
nicht
.« Hatte sie diese Worte jemals zuvor gesagt?
    Gwen hoffte, dass es sich wirklich so verhielt, denn sie wusste, was als Nächstes kommen würde. Alles Mitleid der Welt würde über sie ausgeschüttet werden. Und dieses Mal wäre es noch schlimmer als beim ersten Mal, denn jetzt war sie ganz offensichtlich das Opfer.
    Vielleicht sollte sie eine Anzeige in die Zeitung setzen:
Vergeuden Sie nicht

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