Suche nicht die Suende
ihn lesen.«
»Und ihn seinen Freunden zeigen«, sagte er trocken, »und ihn dann zweifellos an die Presse verkaufen. Gott weiß, dass er Geld braucht, und der Verkauf von privater Korrespondenz ist nichts so Schockierendes, wie sich die Hände durch Arbeit schmutzig zu machen.« Er hielt inne und grinste. »In der Tat würde ihm der Brief ein hübsches Sümmchen einbringen. Eingedenk der Details, die du eingefügt hast, solche wie –« Er räusperte sich. »Das –« Sein Grinsen verzerrte sich jetzt zu einer Grimasse. Er wandte das Gesicht ab, und seine Schultern zuckten.
Sie hatte den panikerfüllten Gedanken, dass er eine Art Anfall erlitt – seine Lungen, das alte Leiden aus Kindertagen – und sprang ihm bei, ergriff seinen Arm. »Bist du –«
»Oh du großer Gott«, sagte er rasch, und dann platzte ein Lachen aus ihm heraus.
Sie zog die Hand zurück. Ein Anfall hätte sie weniger erschreckt als dieses Lachen. Er hatte sie schon früher ausgelacht, sicherlich, aber dies war ein ehrliches Lachen, tief und heiser und vollkommen rückhaltlos. Sie musste ebenfalls lächeln; seine Fröhlichkeit war seltsam ansteckend.
Er hielt sich die Faust vor den Mund, und nach einem offensichtlichen Kampf wurde er wieder ruhiger. »Der –« Er räusperte sich. »Der Terrier«, brachte er heraus, aber als sie nickte, veranlasste ihn das zu einem Schnauben, das sich zu einem weiteren Lachanfall entwickelte.
Auch sie ergab sich dem Lachen. Freude breitete sich in einem warmen, schwindelig machenden Ansturm aus. Endlich erkannte er es an: Die Formulierung mit dem Terrier war brillant gewesen!
Nach einem tiefen Luftholen gewann er schließlich seine Fassung zurück und räusperte sich, während er sie ansah. »Vergib mir«, sagte er heiser und wischte sich die Augenwinkel mit dem Handrücken trocken. »Du hast eine Art, mit –«, sein Mundwinkel hob sich; er presste die Lippen zusammen und holte hörbar durch die Nase Luft, »so eine Art, mit Worten umzugehen. Ich gestehe, ich hätte das nicht für möglich gehalten.«
»Danke! Aber du siehst, allein schon aus diesem Grund würde Thomas den Brief niemals der Öffentlichkeit preisgeben. Dieser Brief ist intelligent und rüde. Und Thomas ist überaus eitel.« Sie hielt inne und sah ihn an. »Obwohl ich nicht verstehen kann, warum.«
Er grinste. »Ah, Kindermund tut Wahrheit kund«, sagte er. Als ob er so viel älter wäre! »Und vielleicht hast du recht, aber es bliebe ein Vabanquespiel, verstehst du? Und in diesem Fall wäre der mögliche Gewinn dieses Risiko nicht wert.«
Sie runzelte die Stirn. »Welches Risiko?«
Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Alle Ramseys hatten so wunderbar dichtes Haar. Lord Westons wurde langsam grau, aber Alex’ Haar glänzte wie eine glatte Kastanie. »Versteh mich nicht falsch; ich bin keineswegs der Ansicht, dass du es nötig hast, der guten Meinung wegen zu Kreuze zu kriechen. Dieser Vormittag war ein Unglück, aber er wird deinen Heiratschancen keinen dauerhaften Schaden zufügen.«
»Wie bitte?« Ihre Brust fühlte sich plötzlich eng an. »Natürlich sind meine Chancen geschmälert!«
Alex ließ die Hand sinken und sah sie prüfend an. »Ich werde jetzt ganz offen sein, einverstanden?« Sein Mundwinkel hob sich. »Die Neuigkeit mag dich in der Tat beeindrucken, aber die Hälfte dieser feinen Leute mit Rang und Namen steht ohne einen Penny da. Deshalb macht dich dein Vermögen zu einer äußerst attraktiven Heiratskandidatin. Darüber hinaus verfügst du über das übliche Arsenal an weiblichem Charme.« Er sah sie von Kopf bis Fuß an, als hätte er plötzlich Zweifel, und zuckte dann mit der Schulter. »Ja, ich denke, die meisten Männer werden über diesen Skandal hinwegsehen.«
Gütiger Himmel. Er könnte recht haben. Sie war schließlich Londons beste Freundin, das netteste Mädchen der ganzen Stadt. Ihr Ruf war exzellent. Zusammen mit drei Millionen Pfund könnte er den Schatten ihres ersten offiziellen Sitzengelassenwordenseins tatsächlich überleben. Geeignete Bewerber würden sie auch weiterhin belästigen.
Gwen sank in einen Sessel. Sie hatte das deutliche Gefühl, bleischwer zu werden. Ein säuerlicher Geschmack rührte sich in ihrem Magen – es war ihr Hochgefühl, das gerade zerrann. Was für eine Närrin sie doch war! Sie hätte wissen müssen, dass es nicht dauern konnte. Aber es tat ihr im Magen weh, all die Möglichkeiten aufzugeben, die sie mit einem ruinierten Ruf gehabt hätte. Für eine kurze Zeit hatte
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