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Suche nicht die Suende

Suche nicht die Suende

Titel: Suche nicht die Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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ist das etwas anderes.«
    Er beugte sich vor, schnell wie eine Schlange, und griff nach der Kette um ihren Hals. Er ließ sie durch seine Finger gleiten, ließ Richards Ring über ihrer Brust hin und her schwingen.
    Ihr sank das Herz.
    »Ich wollte sie abnehmen«, wisperte sie. Sie konnte nicht glauben, dass sie es vergessen hatte.
    »Wolltest du das?« Er klang nachdenklich. »Wir haben den ganzen Abend über Richard gesprochen.« Er ließ die Kette los und trank einen Schluck, dann fügte er hinzu: »Aber wir haben nie darüber gesprochen, was er von dem hier gehalten hätte.«
    Eine kalte Vorahnung durchstach Gwen – stach in ihren Körper, der sich noch träge anfühlte, noch schwer war von den Resten der Lust. Die Mischung machte sie benommen. »Vielleicht haben wir nicht darüber gesprochen, weil mein Bruder tot ist. Seine Meinung hat keine Bedeutung mehr.«
    Ein bissiger Ton schwang in seiner Stimme mit. »Natürlich bin ich mir dessen bewusst. Lass es mich also deutlicher sagen: Wenn ich jetzt von Richard spreche, dann spreche ich eigentlich von dir. Ich fange an, mich nach deinen Beweggründen zu fragen, Gwen.«
    Verständnislos starrte sie ihn an. »Ich habe dir meine Motive offen genannt. Ich habe dir wieder und wieder gesagt, dass ich auf der Suche nach einem anderen Leben bin. Nach etwas … etwas, das –«
    »Das unwiderruflich ist«, sagte er. »Du bist auf der Suche nach einem Moment, nach einer Erfahrung, die so unumkehrbar sein soll, dass es dir niemals gelingen wird, sie ungeschehen zu machen.«
    Sie dachte darüber nach, suchte nach Fallstricken. Doch sie fand keine. »Vielleicht ist das ein Teil davon«, sagte sie. Aber es war nicht alles. Wäre es so gewesen, dann wäre jeder Mann für die Verführung der richtige gewesen.
    Doch sie wollte nur ihn.
    »Es ist gut, dass du es zugibst«, sagte er lässig. »Aber wie ich schon sagte: Es sind immer zwei Wahlmöglichkeiten gegeben. Und ich will nicht deine Guillotine sein. Ungeachtet dessen, was Richard widerfahren ist.«
    Die Worte ließen Gwen frösteln. Sie verstand sie zwar nicht, erkannte aber deren Macht. Sie bauten eine Mauer auf, die man nur mit einer Axt würde einreißen können. »Was Richard widerfahren ist, hat nichts mit dem hier zu tun.«
    »Und doch haben wir nie darüber gesprochen«, sagte er. »Wenn über etwas konsequent geschwiegen wird, heißt das noch nicht, dass es dieses Etwas nicht gibt.«
    Sie zog die Knie an die Brust. »Ich habe … nicht vor zu sterben, wenn es das ist, was du meinst. Für mich ist das hier nicht irgendein großartiger, leichtsinniger, selbstmörderischer Spaß.«
    »Das sollte es von seiner Seite wohl auch nicht sein.«
    Schweigen. »Richard war … er war wütend auf dich«, sagte sie schließlich. »Ich weiß.«
    »Ich hätte ihn aufhalten können. Ganz leicht.«
    Das Raue in seiner Stimme erschütterte sie. »Alex – denkst du, ich gebe
dir
die Schuld an seinem Tod? Das habe ich nie getan. Nicht ein einziges Mal.«
    Sein Mundwinkel zog sich nach oben. Er lehnte sich zurück in den Schatten, und wieder war sein Gesichtsausdruck für sie verloren. »Nicht ein einziges Mal«, wiederholte er.
    Die spöttische Betonung füllte das Schweigen zwischen ihnen länger, als Gwen es zulassen mochte. Sie erkannte eine Herausforderung, wenn sie eine hörte. Aber sie wusste auch, dass alte Gewohnheiten schwer zu ändern waren und neue Fähigkeiten Zeit brauchten, sich zu schärfen. In ihrer Ehrlichkeit wollte sie nicht zu ungehobelt wirken.
    »Vielleicht«, begann sie vorsichtig, »in den ersten Tagen, nachdem er uns … verlassen hatte –«
    »Ermordet worden war«, sagte Alex kalt. »Er hat uns nicht verlassen, Gwen. Er wurde uns gewaltsam genommen. Das ist ein großer Unterschied: Es bedeutet, dass es eine Schuld gibt, die zugeteilt wird.«
    »Also gut«, sagte sie leise. »Nachdem er ermordet worden war … ein oder zwei Mal dachte ich, dass du es gewesen bist, der ihm derlei Spiele beigebracht hat – dass es dein Weg war, dem er gefolgt ist, bis zum Grab.«
    Nun war es heraus. Das war der grausamste Teil, und jetzt war er ausgesprochen worden.
    Mit aller Willenskraft hielt sie sich davon ab weiterzudrängen.
    Alex hingegen saß gelassen da und beobachtete sie aus der Dunkelheit heraus.
    Sie starrte zurück auf sein konturloses Antlitz. Sie brauchte kein Licht, sondern wusste auch so, was sie da ansah. Kastanienbraunes Haar, eisblaue Augen, breite Wangenkochen über eingefallenen Wangen, ein eckiges Kinn

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