Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Suche: Roman

Suche: Roman

Titel: Suche: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Kristensen
Vom Netzwerk:
nicht so viel über ihre Beziehung nachdenken, sondern versuchen, eine Freundschaft zueinander aufzubauen, hatte sie mit überzeugender Stimme erklärt. Alle drei hatten vor lauter Erleichterung zugestimmt, dass das eine ausgezeichnete Idee sei.
    Aber schon am ersten Wochenende nach dem beschlossenen Waffenstillstand war Steinar mit seinen Kumpels weggefahren. Der Ausflug war schon so lange verabredet gewesen, dass er nicht einfach hatte absagen können, hatte er Tone erklärt. Schließlich war es Kristians Geburtstagsfeier, hatte er gelogen. Außerdem hatte er hinzugefügt, dass er hoffe, sie freue sich, dass er bereits Freunde in Longyearbyen gefunden habe.
    Steinar Olsen blieb vor dem Haus stehen. Wie viel leichter wäre es gewesen, wären Tone und die Kleine in Tromsø geblieben. Es gefiel ihm auf Spitzbergen, aber er musste zugeben, dass ihm ein Junggesellenleben hier noch besser gefallen hätte. Hinten in der Schneescootertasche lag eine halbleere Schnapsflasche. Er holte sie heraus, trat unbewusst in den Schatten des Anbaus und nahm sich einen kräftigen Schluck, bevor er hineinging.
    Tone schlief und hatte die Tür zum Schlafzimmer im Erdgeschoss geschlossen. Im Zimmer daneben lag Ella, den Teddy im Arm. Sie hatte die Bettdecke weggestrampelt, er legte sie vorsichtig wieder um sie herum. Er fühlte sich wie ein Fremder, fast wie ein Spanner.
    Das Haus war still und atmete langsam im Rhythmus der beiden schlafenden Menschen. Steinar blieb noch im Wohnzimmer sitzen und guckte Fernsehen, den Ton ganz leise gestellt. Tone hatte ihm nicht einmal etwas von dem Essen übrig gelassen. Er schmierte sich ein paar Brotscheiben, holte sich eine Büchse Bier aus dem Kühlschrank und war noch ein paar Mal draußen an der Scootertasche. Und schließlich war er müde genug, um ins Bett zu gehen.
    Am nächsten Morgen wachte Steinar Olsen früh mit heftigen, stechenden Kopfschmerzen auf, die hinter den Augenhöhlen festsaßen. Er schaute auf die Uhr. Es war erst kurz nach fünf. Im Bett neben ihm schlief Tone tief und fest. Er schlich sich hinaus und die Treppe zur Küche hoch. Konnte er sich ein Bier erlauben? Nein, besser nicht. Er war sich sehr wohl im Klaren darüber, dass der Steiger wusste, dass er die Schäden eines späten Abends hin und wieder mit Bier reparierte, bevor er zur Arbeit ging. Der Steiger hatte dem Direktor bisher nichts gesagt, hatte ihm gegenüber dafür aber umso deutlichere Anspielungen gemacht.
    »Abmahnungen sind nicht so schön in der Personalakte«, hatte er vor ein paar Tagen aus heiterem Himmel zu Steinar gemeint, als sie beide allein im Grubenjeep auf dem Weg zur Schachtwand waren. »So was hat die Tendenz, an dir hängen zu bleiben. Und wenn was passiert, dann kannst du leicht der Schuldige sein.« Der Steiger warf ihm einen vorsichtigen Blick von der Seite zu. »Du bist häufig mit den Hauern zusammen? Kristian und Lars Ove?«
    »Ist das nicht in Ordnung? Sind sie nicht gut genug für uns Ingenieure?«, entgegnete Steinar mürrisch. Den Proletarierton der beiden Veteranen hatte er schnell angenommen.
    Der Steiger hielt es für das Beste, das Thema zu wechseln. »Du weißt doch noch, an dem ersten Tag, als du in Schacht sieben warst. Und ihr in den stillgelegten Grubengang gefahren seid. Stimmt es, dass du da jemanden gesehen hast? Ich meine, war da wirklich ein Mensch? Nicht nur solche Schatten, Gespenster und so ein Quatsch?«
    Aber Steinar hatte nie verraten, dass die drei Kumpel in den alten Schacht gefahren waren. Deshalb antwortete er gar nicht, und die beiden im Grubenjeep fanden keinen neuen Gesprächsstoff, bis sie am Abbruch ankamen.
    Dort gab es wieder Probleme. Der Vormann hatte hohe Werte an Methangas gemessen. Der Kohlenbruch in Strosse 12 war wegen der befürchteten Hohlräume in der Nähe gestoppt worden. Und jetzt sah es so aus, als müsste auch die neu geöffnete Strosse 13 aufgegeben werden, zumindest für eine gewisse Zeit.
    Aber die Store Noske war der Meinung, dass sie eine genaue Übersicht über die Lage der alten Schächte hatte. Und laut ihren Anweisungen deutete nichts darauf hin, dass sie so nahe am Abbau in Schacht 7 lagen. Und die Geologen schlossen aus, dass die Hohlräume natürliche Risse im Gebirge sein konnten. Niemand verstand so recht, was da vor sich ging. Der Steiger brach deshalb die Förderung ab, bis die Geologen und Ingenieure herausgefunden haben würden, was zu tun war.
    Nachdem er im Bergwerk fertig war, fuhr Steinar Olsen nicht direkt nach Hause.

Weitere Kostenlose Bücher