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Autoren: Monica Kristensen
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Er war zu einer Eilsitzung der Troika gerufen worden, wie Kristian sie nannte, wodurch sie sich noch mehr als Gemeinschaft fühlten, über die gemeinsamen finanziellen Interessen hinaus. Sie saßen ganz hinten im Lokal, in einer Ecke des Cafés Schwarzer Mann. Die anderen Tische waren leer, bis auf den großen runden Tisch mit einem Sofa an der Wand. Dort hockten immer die alten Weiber oder Touristen, wie Kristian verächtlich sagte. Und ganz richtig, so war es auch heute. Drei verschreckte Leute aus dem Süden hatten sich aus ihren vielen Schichten neuer Sportkleidung geschält und unterhielten sich jetzt viel zu laut.
    »Das sind Gutachter«, sagte Kristian, er wusste Bescheid. »Das sind Norweger. Und norwegische Touristen kommen nicht so früh im Januar hierher. Wenn sie nicht total verrückt im Kopf sind, solche Winterschamanen oder so.« Er war immer noch wütend auf Fremde, nachdem eine der beiden Reiseunternehmen auf Spitzbergen Kontakte mit einer kleinen Gruppe alternativ denkender Menschen von Karlsøy in Tromsø aufgenommen und sie hierhergebracht hatte. Aber das Wichtigste war jetzt, dass von niemandem gehört werden konnte, worüber die drei zu reden hatten.
    Kristian beugte sich über den Tisch vor. »Der Kapitän von der ›Ishavstrål‹ hat gestern Abend über Radio Spitzbergen angerufen. Er will die Ware jetzt haben. Nicht, dass er fürchtet, die Regierungsbevollmächtigte könnte etwas ahnen. Aber was das Norwegische Polarinstitut angeht, da ist er sich nicht so sicher. Dieser verfluchte Rentierforscher.«
    »Vielleicht sollten wir uns an die Ware halten, die in den Süden soll? Und auf das Fleisch verzichten?« Lars Ove sah nachdenklich aus. Die drei Männer saßen eine Weile schweigend da. Tranken Kaffee und schauten sich um.
    »Aber das wäre total schade.« Steinar war in der Regel vorsichtig damit, in ihren Gesprächen Stellung zu beziehen. Die beiden Kumpel wurden schnell sauer. Aber dieses Mal hatte er den Nagel auf den Kopf getroffen.
    »Ja, verdammt schade«, stimmte Kristian zu. »Das wären ja mindestens fünfzig-, sechzigtausend extra für jeden von uns pro Saison.«
    »Vielleicht sollten wir für dieses Jahr aufhören? Das abliefern, was wir versteckt haben, und die letzten Waren übergeben, die geschmuggelt werden sollen, und …« Lars Ove sah immer noch ängstlich aus, wurde aber resolut von Kristian unterbrochen. »Scheiße, du sollst doch nicht ›schmuggeln‹ sagen. Nicht einmal, wenn du glaubst, dass uns niemand hört. Bei uns heißt das ›Ware‹ und nicht … du weißt schon. Und ›Transport in den Süden‹ und nicht ›schmuggeln‹.
    Jetzt hat er es selbst zweimal gesagt, dachte Steinar und fragte sich, ob Kristian wirklich so schlau war, wie er selbst immer glaubte. Aber da er auf jeden Fall deutlich brutaler war als er selbst, hielt Steinar lieber den Mund.
    Kristian gab zu verstehen, dass das Gespräch beendet war. »Dann sind wir uns einig. Wir erledigen den restlichen Transport zum Sorgfjord an diesem Wochenende.«
    »Aber … aber da kann ich nicht«, stotterte Steinar. »Ich … wir haben eine Abmachung, weißt du, Familienangelegenheiten.«
    »Familienangelegenheiten?« Kristian spuckte fast aus. »Fa … mi … lien … angelegenheiten? Scheiße, was meinst du denn damit? Willst du etwa nicht mitkommen? Willst du uns das sagen? Verdammt noch mal, was glaubst du, wofür wir dich bezahlen? Doch nicht dafür, dass du zu Hause sitzt und mit deiner Alten Händchen hältst. Oh nein, mein Lieber. Du kommst mit und gehst das gleiche Risiko ein wie Lars Ove und ich. Hier geht es um ziemlich viel Zaster. Und wir rechnen mit dir, vergiß das nicht!«
    Steinar duckte sich und murmelte etwas, was die anderen als Zustimmung auffassten. Aber eigentlich suchte er verzweifelt nach einem Weg aus den Abmachungen, ohne die anderen zu verärgern. Kristians Drohungen waren in letzter Zeit immer heftiger geworden. Steinar fürchtete sich vor den Gewaltausbrüchen des Hauers. Es sah nicht so aus, als würde er Steinar so einfach davonkommen lassen.

KAPITEL 10
DIE SEILBAHNZENTRALE
    In des Berges Tiefe drinnen
    schuften sie fürs täglich Brot.
    Doch oft können sie ihm nicht entrinnen,
    ihrem schweren, schnellen Tod.
    Freitag, 23. Februar, 06.30 Uhr
    »Lund Hagen.«
    Selbst so früh am Morgen hörte sich der Leiter der Kriminalpolizei wach und munter an. Knut informierte ihn mit wenigen Sätzen über den Stand der Dinge. Er war gegen sechs Uhr aufgestanden und hatte sich mit seinem

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