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Autoren: Monica Kristensen
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verloren hatte.
    »Ich glaube, es kommt ein Sturm auf.« Kjell Lode erhob sich und trat ans Fenster, das auf den Parkplatz vor dem Verwaltungsgebäude zeigte. So vermied er den halb resignierten, halb mitleidigen Blick des Rentierforschers.
    Am späten Sonntagabend kehrten Steinar Olsen und seine beiden Kumpel von einem im Vorhinein lautstark angekündigten Ausflug ins Sassendal zurück. Sie donnerten mit fast leeren Schlitten durch die Stadt, ohne sich wirklich an die ausgeschilderten Scooterwege zu halten. In den Häusern zum Blåmyra hinauf drehte sich der eine oder andere verärgert im Bett um und überlegte, ob es sich lohne, aufzustehen und nachzusehen, wer sich da so rücksichtslos verhielt. Aber es blieb bei dem Gedanken.
    Trulte, die im Reihenhaus direkt gegenüber der Familie Olsen wohnte, war noch nicht im Bett. Sie hatte nach einem Nähclubtreffen mit Freundinnen noch in der Stube und der Küche aufgeräumt. Die Sofakissen gerichtet, Krümel aufgefegt, eine vergessene Kaffeetasse weggeräumt. Sie nannten sich Nähclub, aber in erster Linie ging es um gemeinsames Essen und Unterhalten. Heute hatte Trulte ihre berühmte gestürzte Torte mit Nüssen und Sahne gebacken. Die Damen hatten alles aufgegessen und sehnsüchtig nach mehr Ausschau gehalten. Nur zwei hatten überhaupt Handarbeiten mitgebracht. Eine von ihnen strickte einen Schal mit vielen Zöpfen und komplizierter Maschenfolge. Aber sie hatte bereits aufgegeben, bevor der Kaffee auf dem Tisch stand. Und Frau Hanseid war mit einer hübschen Stickarbeit für ihre Tracht beschäftigt. Es war ihr erster Abend im Nähclub, und Trulte fand, sie hatte sich mustergültig benommen. Hatte selbst nicht viel geredet, aber den anderen zugehört, genickt und immer an der richtigen Stelle gelächelt.
    Frau Bergerud war nicht eingeladen gewesen, obwohl sie nur wenige Häuser unterhalb von Trulte wohnte. »Sie wird bald wegziehen«, hatte Trulte erklärt. »Ihr Mann und sie haben ein Haus unten am Hilmar Rekstens vei gefunden. Ohne lange Wartezeit, nur weil er Pilot bei Airlift ist.« Frau Hanseid hatte von ihrer Stickerei aufgeschaut und zustimmend genickt.
    Aber jetzt waren alle schon lange wieder zu Hause. Trulte pusselte ruhig und zufrieden herum und räumte nach einem geglückten Abend ihre Wohnung auf – bis sie fast die Kaffeetasse hätte fallen lassen, so sehr zuckte sie zusammen beim plötzlichen Lärm eines Schneescooters, der vorbeibrauste. Sie eilte ans Fenster und blieb etwas seitlich hinter der Gardine stehen. Natürlich. Es war Steinar Olsen, der so spät heimkam. Und wie es schien, hatte er es nicht eilig, ins Haus zu kommen. Dagegen entdeckte Trulte weiter die Straße hinunter einen Mann, der eilig die Treppen von Bergeruds Haus hinuntersprang. Das war der neue Polizeibeamte, Erik Hanseid. Was natürlich nicht unbedingt etwas Böses zu bedeuten hatte. Bergerud selbst konnte ja auch zu Hause sein. Aber war es nicht trotzdem etwas merkwürdig, dass der Polizist Hanseid zwei Häuser weiter zu Besuch war und nicht mit seiner Frau zusammen nach Hause nach Lia gegangen war?
    Steinar Olsen fuhr den Schneescooter die letzten Meter hinauf zum obersten Reihenhaus und drehte den Zündschlüssel um. Eine angenehme Stille legte sich über die Häuser, und bald schliefen alle, die einen Moment vorher vom Motorenlärm aufgeweckt worden waren, wieder weiter. Er nahm den Helm ab und hängte ihn über den Lenker. Packte seinen Rucksack, der hinten auf dem Schlitten festgebunden war. Machte den Schlitten frei und schob ihn auf seinen Platz neben dem kleinen Anbau. Steinar Olsen zog die Zeit in die Länge, er fürchtete sich ein wenig davor, zu seiner Frau und seinem Kind ins Haus zu gehen. Obwohl Ella sicher schon schlief. Aber er war sich nicht sicher, ob Tone nicht auf ihn wartete.
    Er hatte versprochen, rechtzeitig am Sonntagabend zurück zu sein, so dass sie noch zu dritt etwas hätten unternehmen können. Tone hatte vorgeschlagen, sie könnten ja einen Zeichentrickfilm auf Video gucken, und dann könnte sie Kuchen backen und Kakao kochen. Das Ehepaar war in einer Versöhnungsphase, nachdem die Sozialarbeiterin in Tromsø, die sie betreut hatte, vor lauter Verzweiflung fast die Flinte ins Korn geworfen hätte. So viel Verbitterung hatte sie nur selten zwischen zwei Menschen erlebt. Schließlich hatte sie vorgeschlagen, eine Pause mit den Therapiesitzungen einzulegen. Was auch gut passte, da sie ja nach Spitzbergen ziehen wollten. Außerdem sollten sie erst einmal

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