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Titel: Suche: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Kristensen
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vorbei an den Kinderzimmern, in denen die Kleinen in ihren Betten lagen und vernehmbar atmeten. Er zog sich im Dunkeln neben dem Doppelbett aus und schlüpfte unter die Decke, unter der seine Frau bereits in einem geblümten Flanellnachthemd mit dem Rücken zu ihm lag.
    »Du kommst aber spät.« Ihre Stimme war verschlafen, kaum noch wach.
    »Ja, du weißt ja … Ich bin noch ein bisschen herumgefahren, aber es war alles ruhig in Lia. Möchte nur wissen, wer das war. Es waren Spuren um das Haus herum zu sehen.«
    »Wer wohnt denn da?« Ihre Stimme war klarer geworden.
    »Die waren nicht zu Hause. Ich habe sicherheitshalber geklingelt. Es dreht sich um das Haus von Erik und Frøydis Hanseid.«
    »Wie unheimlich.« Sie war immer noch mitgenommen von dem Film, sie hatte sich nicht getraut, ihn allein zu Ende zu sehen. Er war viel zu schaurig gewesen. »Die arme Frøydis. Du weißt ja, es gibt Menschen, die werden hier in der Stadt benutzt und dann fallen gelassen. Viel zu viele. Nicht alle ertragen das.«
    »Hm?«
    »Ich meine, es gibt ja nicht so viele in diesem Alter. Die zur Verfügung stehen sozusagen. Und es versteht sich von selbst, dass einige beliebter sind als andere. Und dann werden sie wie berauscht von der Macht, die sie kriegen. Aber das Ganze endet dann in einem kleinen Freundeskreis, in dem jeder schon mal mit jedem zusammen war. Und einige verletzt das mehr, als sie zeigen wollen. Das ist nicht gut, Tom. Früher oder später geht das schief.« Sie drehte sich im Bett um und stützte den Kopf in die Hand.
    Aber Tom Andreassen antwortete nicht. Er schlief.

KAPITEL 12
NORDPORTEN
    Donnerstag, 25. Januar, 18.30 Uhr
    Die drei Fischkutter lagen wie schwarze Geisterschiffe da und wiegten sich in dem dichten Meereseis und den leichten Wellen. Es war Ende Januar, und obwohl es dunkel war, konnte die Mannschaft im Südosten Land erahnen – eine gewaltige schwarze Masse mit einer Art schimmerndem Metallglanz darüber. Das war Eis, der große Gletscher Vestfonna, der das Mondlicht reflektierte und die Landschaft wie das Tor zum ewigen Winter selbst aussehen ließ. Die Krabbenkutter hielten sorgfältig Abstand voneinander. So dicht, wie das Eis überall lag, konnten sie jeden Moment ins Treiben kommen. Gut möglich, dass die Schiffe aufeinander geschoben würden oder im schlimmsten Fall zwischen den Eisschollen zerdrückt.
    Der Kapitän der »Edgeøya« stand im Steuerhaus und schaute immer wieder auf die Uhr. Es war besser, den Zeitpunkt, wann die Tide sich drehte, im Auge zu behalten. Sie lagen zu nahe am Land. Er murmelte vor sich hin, dass die Ebbe das Eis mit sich in den Norden ziehen würde und sie damit etwas weiter vom Land wegkämen. Dagegen würde das Eis bei Flut gegen das Land gedrückt werden und mit der Flutwelle die Meerenge hinunter treiben. Und jetzt näherten sie sich dem Zeitpunkt, an dem die Tide sich drehte. Die Flut begann. Aber es hatte keinen Sinn, den anderen beiden Skippern Bescheid zu geben. Er war der jüngste, sein Trawler war der kleinste, und auch wenn das Schiff viel moderner und besser ausgerüstet war als die beiden größeren Schiffe, so war es die Erfahrung, die im Eismeer zählte.
    Die Trawler waren voll beladen mit tiefgefrorenen, verpackten Eismeerkrabben. Sie waren auf dem Weg in den Süden zum Festland, um dort ihre Fracht bei einer Fischfabrik zu löschen, damit die Mannschaft anschließend ihre wohlverdiente Mittwinterpause nehmen konnte. Es kam darauf an, schnell hinunterzukommen und noch schneller wieder hoch in die Fanggebiete nördlich von Spitzbergen zu gelangen, damit sie nichts verpassten. Aber bei dem Eis durch Hinlopen fahren? Nein, das Risiko war zu groß.
    Der Kapitän der »Ishavstrål« ging ins Kartenhaus, setzte sich ans Funkgerät, nahm das Mikrophon in die Hand und rief seine Kollegen über 2346 MHZ. Hier oben hört mich sowieso keiner, dachte er sich. Seit sie in Ny-Ǻlesund abgelegt hatten und an der »Amsterdamøya« vorbeigekommen waren, hatten sie keinerlei Schiffsverkehr gesehen. Nördlich von Spitzbergen nach Krabben zu fischen, das war eine Spezialität, die die meisten Seeleute verwegenen Abenteurern überließen.
    »Polarjenta, Polarjenta, Polarjenta. Hier ist Ishavstrål, dreiundzwanzigsechsundvierzig. Hört ihr mich?«
    Es entstand eine kleine Pause voller elektrischem Knistern. »Ja, ich hör dich.« Der Skipper der »Polarjenta«, einem 87 Fuß langen, abgenutzten und über zwanzig Jahre alten Krabbenkutter, nahm es nicht so genau mit den

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