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Autoren: Monica Kristensen
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fahren. Der Eisberg hinter ihnen hatte zu viel Fahrt drauf. Auch wagten sie es nicht, den Kurs zu nah ans Land auf der Ostseite der Meeresenge zu legen. Dort befanden sich die berüchtigten Klippen vor den Storøyene.
    Langsam gelang es ihnen, mehr Abstand zum Eisberg zu gewinnen. Sie versuchten es mit einer vorsichtigen Kursänderung Richtung Westen. Der Skipper öffnete die Tür des Steuerhauses an der Leeseite und hielt nach der »Polarjenta« Ausschau. Aber es war nur ein grauer Brei aus Schneematsch zu sehen. Und schnell war das Quäntchen Glück, das ihnen in der letzten Stunde beschert worden war, aufgebraucht. Aus dem Schneesturm wuchs vor ihnen plötzlich ein schwarzes Gespensterschiff. Ohne Positionsleuchten, ohne jedes Licht.
    Das Schiff fiel und stieg, es krängte und kippte. Und es kam die ganze Zeit näher. Der Matrose ließ einen ängstlichen Ruf vernehmen und ließ das Ruder los. Die »Edgeøya« veränderte ihren Kurs und donnerte backbord in eine meterhohe Packeisbarriere. Der Trawler wand sich bei dem Zusammenstoß, metallisches Knirschen übertönte fast den Kapitän, der dem Steuermann zurief: »Das war aber heftig. Lauf runter und guck, ob irgendwo Wasser eindringt.« Mit einem Riesensprung war er am Ruder und packte es, während er die Augen zusammenkniff und versuchte, an irgendwelchen Merkmalen zu erkennen, was für ein Schiff er da vor sich hatte.
    »Ruf die ›Førkja‹ und die ›Ishavstrål‹ an«, schrie er dem Matrosen zu. »Eine von beiden muss es sein.«
    Langsam gehorchte die »Edgeøya« wieder den Kommandos und riss sich aus der Eisbarriere los. Dem Kapitän gelang es, das Schiff backbord an dem dunklen Trawler vorbeizumanövrieren. Und aus dem Kartenhaus hörte er den Matrosen, der Funkkontakt hergestellt hatte.
    »›Førkja‹, bist du das, die direkt vor unserem Bug liegt?«
    »Natürlich, was hast du denn gedacht, hä? Die ›Mari Selæst‹, dieses Gespensterschiff? Sag Oddemann, dass wir aus der Hinlopen rausgeschleppt werden müssen, bei uns ist Eis ins Kühlwasser gedrungen, und wir haben Maschinenstopp. Aber das kriegen wir schon hin, wenn wir nur erst hier rauskommen.«
    Der Steuermann kam wieder hoch ins Steuerhaus, er war ganz blass. »Der eine Steven hat einen Stoß abgekriegt. Mehrere Nieten haben sich gelöst. Aber wenn wir keine weiteren Stöße abkriegen, dann müssten wir es bis Tromsø schaffen.«
    Der Sturm war ebenso plötzlich vorbei, wie er aufgekommen war, wurde von klarem Wetter und Eiseskälte aus dem Norden abgelöst. Der Mond stieg wie eine Glasscherbe über dem Heclafjell auf. Es glitzerte in den Schneewehen, die rund um die schwedische Forschungsstation aufgetürmt waren. Das halbe Dach war abgerissen. Der Boden der vorher so gemütlichen Messe war jetzt voller Schnee. Der Herd war bereits vor Stunden erloschen.
    Die fünf Männer aus dem Hubschrauber hatten sich in der hintersten Ecke zusammengekauert, so weit wie möglich vom Schnee entfernt. Sie waren in Schlafsäcke eingewickelt und hatten Jacken und Schneeanzüge angezogen. Der Mechaniker wachte als Erster auf. Er fegte den Schnee weg und weckte die anderen, die sich langsam aus ihren Schlafsäcken schälten. Nur Erik Hanseid, der außen gelegen hatte und dem Wind am stärksten ausgesetzt gewesen war, war noch benommen von der Kälte und kaum zu wach zu bekommen.
    »Ich kriege kein Feuer in dem Herd an«, sagte der Rentierforscher leise zu Tor Bergerud, der in die Hütte gestapft kam und sich den Schnee abbürstete. »Wir müssen heizen. Was meinst du, kriegen wir den Hubschrauber in Gang, wenn wir ihn ausgegraben haben? Wir müssen zurück nach Longyearbyen.«
    »Das sollte klappen. Aber wir müssen ohne Hilfe von Spitzbergen Radio fliegen. Die Befestigung der Funkantenne ist kaputt. Deshalb hatten wir gestern auch keine Verbindung. Wenn etwas passiert unterwegs, weiß niemand, wo wir sind. Aber natürlich haben wir noch den Notpeilsender. Für den schlimmsten Fall.«
    Sie drehten sich um und musterten die anderen Männer, die dabei waren, die Ausrüstung zusammenzupacken. Der Polizeibeamte saß immer noch in einem der Schlafsäcke und starrte apathisch vor sich hin.
    »Besser, wir sagen den anderen nichts davon«, meinte Tor Bergerud. »Wir können hier draußen sowieso nichts reparieren. Und sie sollen sich nicht unnötig ängstigen.«
    Kristian und Lars Ove hatten sich gegenseitig wach gehalten, solange der Schneesturm tobte.
    Sie waren abwechselnd immer wieder aus ihrem Schlafsack

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