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Damit er mal eine Sekunde klar denken konnte. Er konnte nicht nach Hause fahren. Er konnte doch nicht … es war fast halb sieben Uhr morgens.
Am Tag zuvor hatte Kristian das Festlandflugzeug nach Tromsø genommen, um dort, wie er sagte, einen kleinen Weihnachtsurlaub zu machen. Seine Wohnung stand leer. Sein Schneescooter stand in dem unverschlossenen Anbau daneben. Und wenn Steinar sich den nun lieh, sein eigenes Auto in dem Anbau abstellte und anschließend mit Ella in Kristians Hütte fuhr, die der sowieso nur selten nutzte, oben auf Vindodden? So konnte er sich an den ursprünglichen Plan halten, so zu tun, als wären Vater und Tochter auf Hüttentour. Und er konnte behaupten, das schon vorher mit der Mutter abgesprochen zu haben. Dann war sie diejenige, die die Polizei und die Leute vom Roten Kreuz aufgescheucht und eine unnötige Suchaktion eingeleitet hatte. Er musste fast lachen vor Erleichterung.
Er holte Ella, nahm sie auf den Arm und huschte mit ihr auf die Plattform zur Eisenleiter. In diesem Augenblick fuhr ein Wagen an der Seilbahnzentrale vorbei. Zum Glück hatte er rechtzeitig die Scheinwerfer gesehen und zog sich zurück. Der Fahrer im Wagen bemerkte nichts, und das Motorenbrummen verlor sich die Straße zum Verwaltungsgebäude hinunter. Er kletterte rückwärts die Leiter hinunter, hielt sich mit der einen Hand fest, mit der anderen drückte er Ella an sich. Auf halbem Weg musste er anhalten, klammerte sich unbeholfen mit den Ellenbogen an die Sprossen, während er sich Handschuhe anzog. Die Kälte brannte in seinen Handflächen. Ella hockte auf seinem Arm, ohne sich zu rühren, eine Hand um seinen Nacken geschlungen, stumm und mit großen Augen.
Die Wagentür ließ sich nur schwer öffnen, die Sitze waren eiskalt. Steinar schaute sich um, bevor er sich hineinsetzte. Es war noch so früh am Morgen, dass nicht viel Verkehr auf den Straßen war. Aber in den meisten Fenstern im Verwaltungsgebäude brannte Licht, und Wagen standen auf dem Parkplatz davor. Er wendete und fuhr den alten Burmaveien hinunter zum Verladekai, wo sich die Kohlenhaufen schwarz vor dem Seeeis auftürmten. Anschließend fuhr er die Uferstraße entlang zurück zur Stadt. Niemand begegnete ihm.
Auch in den Büros der Bergbaugesellschaft war Licht zu sehen, als er vorbeifuhr, einige Wagen standen davor. Hin zu Kristians Wohnung in Blåmyra war zu viel Verkehr, sowohl von Fußgängern als auch von Autos. Es war nicht die Zeit, jetzt das Fahrzeug zu wechseln. Er musste schnell überlegen, aber ihm fiel nichts ein, und anhalten konnte er auch nicht. Als er am Polarhotel vorbeifuhr, klopfte ihm das Herz bis zum Hals. Aber ein weißer Subaru war kein außergewöhnlicher Anblick in Longyearbyen. Zumindest machte ihm keiner, der ihm entgegenkam, ein Zeichen, er solle anhalten.
Ohne einen genauen Plan zu haben, fuhr er fast automatisch hinaus zum Schacht 7 ins Adventdalen. Weite Flächen, in denen das Meereseis eins wurde mit der Schneedecke, öffneten sich um ihn herum. Im Hintergrund erhoben sich die Berge, doch in sicherem Abstand. Ein paar Rentiere kamen am Straßenrand zum Vorschein, bewegten sich jedoch nur langsam und stellten keine Gefahr dar. Er wunderte sich ein wenig darüber, dass so wenig Verkehr herrschte. Als er an der alten, vereisten, dunklen Forschungsstation vorbeikam, die dem Nordlysobservatorium in Tromsø gehörte, fiel ihm der Grund ein. Der Abbau in Schacht 7 war ja bis auf weiteres gestoppt worden. Natürlich, das musste es sein. Vielleicht gab es noch eine Wachmannschaft dort oben. Aber es war noch nicht einmal acht Uhr. Die Chance war groß, dass es in den Gebäuden über Tage menschenleer sein würde.
»Wohin fahren wir, Papa?«, kam eine verzagte Stimme vom Rücksitz. Er hatte Ella ganz vergessen, so versunken war er in seine Gedanken gewesen. Die Angst sprang ihn wieder an, doch er schob sie beiseite. Jetzt ging es darum, Ruhe zu bewahren, den Plan so auszuführen, wie er ihn sich gedacht hatte. Es war ein guter Plan. Alles konnte noch gewonnen werden.
»Wir machen es so, wie wir abgemacht haben, Ella«, antwortete er mit einschmeichelnder Stimme. »Zunächst fahren wir hoch zur Zeche, um uns da ein bisschen umzuschauen. Du willst doch sicher mal sehen, wo Papa arbeitet, oder? Und dann fahren wir zu Onkel Kristian und holen seinen Schneescooter, weil Papas Schneescooter kaputt ist. Und dann machen wir einen Ausflug in die Hütte.«
Ella spürte einen schmerzhaften Druck in der Brust. Sie überlegte,
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