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Titel: Suche: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Kristensen
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wünschte sich, er hätte genügend Zeit gehabt, Kopflicht und Staubmasken mitzunehmen. Vielleicht sogar ein paar Selbstretter? Doch die gefährliche Gaskonzentration, die aus dem Berg sickerte, war ein gutes Stück entfernt, bei Strosse 12. Und die Ventilatoren der Lüftungsanlage liefen seit ein paar Tagen. Es war sehr unwahrscheinlich, dass es eine Explosionsgefahr in den alten Grubengängen gab. Aber wie ein Omen, eine Art Hinweis vom Berg, schlug er sich den Kopf an einem Vorsprung vom Überhang. Es wurde niedriger.
    »Papa, Papa!« Ella konnte nicht länger an sich halten. Wohin wollte Papa nur? Sie hatte so große Angst, dass ihre Zähne klapperten.
    »Wolltest du nicht die Werkstatt vom Weihnachtsmann sehen? Wo er all die Geschenke bastelt? Und wo die Frau vom Weihnachtsmann für alle Kinder, die lieb gewesen sind, Schokolade kocht?« Seine Stimme klang dünn und falsch. Er fand selbst, dass es unglaubwürdig klang, was er da erzählte. Aber Ella brauchte unbedingt etwas, woran sie sich klammern konnte, etwas, das ihr einen Weg wieder aus dem Berg hinaus wies.
    »Und dann machen wir einen Ausflug?«
    »Ja, dann fahren wir hinauf zur Hütte.«
    Sie gingen eine Ewigkeit lang immer weiter hinein, stolperten über Steine und Kohlestückchen auf der Sohle, die inzwischen ziemlich uneben geworden war, tasteten sich im schwachen Licht der Taschenlampe voran. Vor ihnen wurde die Strecke von der Dunkelheit geschluckt, die bitter und gefährlich schmeckte. Hatte er sich geirrt? War der alte, verfallene Aufenthaltsraum noch weiter da drinnen?
    Doch dann sahen sie hinten auf der Strecke die dunkle Silhouette von einer Art Schuppen mit einem schrägen Dach aus Holzbrettern, die gegen die Felswand gestützt waren. Eine langstielige Kratze lehnte an der Wand. Er wusste von früher, dass der Name »Otto« mit altmodischer Schnörkelschrift in den Schaft eingebrannt war. In gewisser Weise hatten sie den alten Pausenraum des stillgelegten Grubenabschnitts erhalten – er, Kristian und Lars Ove. Sie hatten nicht nur ihre Geschäfte im Kopf. Sie hatten die Gegenstände, die sie auf ihren kleinen Erkundungstouren durch die verlassenen Gänge gefunden hatten, mit Respekt behandelt.
    »Ja, da sind wir, Ella«, sagte er, und die Schatten, die auf dem Gesicht der Kleinen lagen, schienen zu weichen.
    Aber drinnen in dem Ruheraum war es stockfinster. Er tastete sich zu einer Bank vor und fand eine Kerze. Zündete sie mit dem Feuerzeug an, das er in der Jackentasche hatte, und dachte nur für den Bruchteil einer Sekunde an eine mögliche Explosionsgefahr. Aber es geschah nichts, außer dass die kleine Flamme ein wenig knisterte und flackerte, bevor sie genügend Kraft hatte, um ruhig ein sanftes Licht auf die alten Holzwände zu werfen.
    An der einen Wand, der, die dem Fels am nächsten war, standen eine lange Bank und ein grob gezimmerter Tisch. An seinen schmalen Enden gab es eigenhändig zusammengezimmerte Sitzplätze aus alten Sprengstoffkisten, natürlich leeren. Kristian war den kleinen Raum sorgsam durchgegangen und hatte festgestellt, dass es weder Dynamit noch Sprengkapseln hier drinnen gab. Den Sprengstoff, den sie in den Gängen gefunden hatten, hatten sie liegen lassen. Aber hier drinnen hatten sie aufgeräumt und fast antike Grubenleuchten, Helme, einen Handschuh und eine verrostete Keilhaue aufgehängt.
    Er schaute sich um. »Ja, Ella. Da kannst du selbst sehen. Aber der Weihnachtsmann ist anscheinend nicht zu Hause. Hier hängen nur seine Werkzeuge, bereit für die Arbeit. Er wird wohl erst zurückkommen, wenn es auf Weihnachten zugeht.«
    Es war deutlich wärmer in den Strecken als draußen. Er zog der Tochter ihren Overall aus und legte ihn auf die Bank. »Was meinst du, kannst du hier eine Weile bleiben, während Papa zu Onkel Kristian fährt und den Schneescooter holt? Papa beeilt sich, so gut er kann. Ich bleibe nicht lange weg.«
    Aber Ella schaute ihn voller Panik an. »Ich will hier nicht allein bleiben. Wenn jetzt der sechste Mann kommt und mich holt!«
    »Jetzt sei kein dummes kleines Mädchen. Du bist doch sonst so mutig. Der sechste Mann kommt nicht. Das passiert nur, wenn die Bergleute hier sind und Kohle abbauen, dann schleicht sich der sechste Mann von hinten an sie heran. Und nur, um sie zu erschrecken, weißt du. Eigentlich ist er lieb, der sechste Mann. Und er passt auf die Werkstatt des Weihnachtsmannes auf, wenn der am Nordpol ist. Was denkst denn du«, improvisierte Steinar. Aber er musste sich

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