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hatte nicht viel Zeit, um sich zu entscheiden, außerdem fror er, dass er zitterte. Am liebsten würde er den Subaru oben am Sportgeschäft abstellen. Dort würde er am wenigsten auffallen. Aber einfacher war es hier neben dem einzelnen Wagen vor dem Café. Die Leute drinnen im Café konnten in der Dunkelheit von drinnen nicht viel erkennen. Er konnte schnell von hier auf die Straße laufen und mit einem kleinen Umweg hoch zu Kristian gelangen, um den Schneescooter zu holen.
Steinar stellte sich neben den dunkelblauen Kombi. Er zündete die Kippe an, die er seit der letzten halben Stunde zwischen den Lippen hatte, nahm ein paar tiefe Züge, drehte den Kopf und schaute sich um. Niemand war zu sehen. Er stieg aus dem Wagen, schlug die Tür viel zu laut zu – und trat in eine Pfütze mit irgendeiner Flüssigkeit.
»Wasser?«, dachte er verwundert. »So kalt, wie es ist?«
Und dann begriff er. Und erkannte den Geruch. Aber da hatte er bereits den Zigarettenstummel weggeworfen. Er fiel in einem kleinen, glühenden Bogen direkt in die Pfütze.
KAPITEL 20
DER BRENNENDE MANN
Freitag, 23. Februar, 19.30 Uhr
Etwas Unfassbares geschah auf dem Parkplatz vor der Einkaufshalle. Anfangs, als Steinar Olsens Kleider Feuer fingen, waren so gut wie gar keine Menschen in der Nähe. Aber bald kamen die Leute aus den Häusern um den Platz herum angelaufen, vor allem aus dem Café Schwarzer Mann, dessen Fenster zum Platz gingen. Knut rannte auf dem Fußweg vom Kindergarten heran, schob die Leute beiseite, die ihm im Weg standen, voller schrecklicher Vorahnung, welche Bilder sich ihm weiter vorn bieten würden. Die Schreie des brennenden Mannes wurden immer lauter und waren in eine Art tierisches Geheul übergegangen. Aber das genügte nicht, um Knut auf den Anblick vorzubereiten, der sich ihm schließlich bot. Es war eine Szene wie aus einer mittelalterlichen Höllendarstellung. Schwarze Schatten zeichneten sich vor hohen Flammen ab, die im Wind flackerten. Erst als er das Feuer fast erreicht hatte, stolperte er beinahe über ein paar Gestalten, die bei einem qualmenden Bündel mit verbrannter Kleidung knieten. Von diesem Bündel kamen auch die Schreie.
»Ohgottohgott …« Er erkannte Hannahs Stimme in dem leisen Jammern wieder. Sie saß mit bloßem Kopf in der Kälte da, über die Gestalt auf der Erde gebeugt, konnte aber nichts tun.
»Hannah.« Er sprach sie vorsichtig an und fasste sie bei den Schultern. Sie schaute zu ihm auf, schüttelte den Kopf. »Nein, du nicht. Ich warte auf Tore. Wir brauchen sofort Morphium.« Ihre Augen waren kreisrund und verzweifelt.
Knut schaute sich um. Die Leute, die herbeigeeilt waren, hielten ein wenig Abstand, ihre Gesichter spiegelten gleichzeitig Grauen und Mitgefühl. Die meisten von ihnen kannte er. Aber der Chefarzt vom Krankenhaus war nicht unter ihnen. »Er kann an den Schmerzen und dem Schock sterben«, flüsterte Hannah. »Wir brauchen schmerzstillende Mittel. Wo bleibt nur Tore?« Merkwürdigerweise fiel Knut plötzlich eine bizarre Geschichte ein, die er gelesen hatte, über einen Prozess gegen einen Mann, der während einer Brandkatastrophe herumgelaufen war und die Leute, die extrem stark verbrannt waren, totgeschlagen hatte. Ein Schaudern überlief ihn, und er verspürte starkes Mitgefühl mit Hannah. Sie würde das nie vergessen, was sie hier erlebte. Aber er konnte weder für sie noch für die Gestalt auf dem Boden etwas tun.
Jan Melum war gleich nach Knut eingetroffen. Er schob das grauenhafte Bild beiseite und konzentrierte sich auf seine polizeilichen Aufgaben. Deshalb blieb er am Rand der Menschenmenge stehen und musterte die erschrockenen Gesichter. Nach ein paar Minuten ging er zu dem Feuer dahinter, wobei er konzentriert den Boden betrachtete. Mit der Hand vor dem Gesicht, um sich ein wenig gegen die Hitze zu schützen, ging er so nahe heran, wie es nur möglich war. In dem Flammenmeer konnte er die Konturen zweier Autowracks erkennen. Der Boden rundherum war rußgeschwärzt, und das Eis drum herum war zu großen Pfützen geschmolzen. Er nickte vor sich hin und ging zurück zu dem Menschen, der sich vor Schmerzen windend auf dem Boden lag. Endlich war der Rettungswagen vom Krankenhaus da. Die Schaulustigen zogen sich zurück, um dem medizinischen Personal Platz zu machen. Und im nächsten Moment kam auch der Feuerwehrwagen hinter den brennenden Fahrzeugen zum Vorschein. Jan Melum seufzte. Die meisten Spuren würden sicher niedergetrampelt werden.
Auch der
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