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Möglichkeit müssen wir leider in Betracht ziehen.«
Tom Andreassen wurde immer ungeduldiger, je länger die Diskussion zwischen den Männern von der Kripo und Knut dauerte. »Und wer verhört den Bergmann, der im Vernehmungsraum sitzt und wartet? Habt ihr ihn vergessen?«
Lund Hagen sah plötzlich sehr erschöpft aus. Er rieb sich über das Gesicht. »Abgesehen von der Spannerspur gibt es da noch die beiden Bergleute, die uns vielleicht etwas über mögliche Verstecke erzählen können. Ich habe mir gedacht, dass Jan und du den Mann vernehmen können, den wir hier haben. Und nehmt ihn in die Mangel. Hatte Steinar Olsen Hilfe von irgendjemandem? Olsen und die beiden Bergleute waren in ihrer Freizeit oft zusammen. Was ist mit Hütten, die sie besucht haben? Orte, die Olsen bevorzugt hat? Und ich werde die Polizei in Tromsø anrufen. Die müssen den zweiten Mann aufspüren und ihn vernehmen. Mit dem Ziel, ein mögliches Versteck herauszufinden, an dem Steinar seine Tochter verborgen haben kann. Und das, bevor es zu spät ist.«
»Du kennst die Geschichte aus dem Winter? Die Suche, die wir mit dem Hubschrauber unternommen haben? Den Verdacht auf Schmuggel in der Hinlopenstraße?«
»Ja, ich bin informiert.« Der Kripo-Chef nickte. »Aber konzentriert euch jetzt darauf, Ella Olsen zu finden. Der Schmuggel kann warten.« Er wandte sich Knut zu. »Du fährst zu dem Kerl, der behauptet, er wisse, wer der Spanner ist. Und du kommst erst zurück, wenn du weißt, wer es ist.«
Der Hauer Lars Ove Bekken saß im Vernehmungszimmer und schaute nervös durch die offene Tür hinaus. Er saß schon eine ganze Weile allein hier. Die Schultern waren zusammengesunken, er spielte mit seinem Feuerzeug. Er hatte seine unglaublich abgenutzte Lederjacke, die mit Schaffell gefüttert war, ausgezogen, und darunter trug er ein sauberes schwarzes T-Shirt mit einer Reklame für Tuborg Bier. Er hatte sich alle Mühe gegeben, um als der anständige, gesetzestreue Mann zu erscheinen, der er seiner Meinung nach im Grunde genommen auch war. Warum kam niemand, um ihn zu befragen?
Das Personalbüro der Store Norske hatte ihn frühmorgens angerufen. Sie erzählten ihm, dass die Polizei wegen Steinar Olsen mit ihm sprechen wollte. Natürlich hatte er mitbekommen, dass Steinar sein Kind aus dem Kindergarten abgeholt hatte und dann verschwunden war, die ganze Stadt sprach ja von nichts anderem. Aber er selbst hatte den Donnerstagabend zu Hause verbracht, sich Videofilme angeschaut. Und dann hatte er sich früh schlafen gelegt, mit einer halben Flasche Cognac intus. Deshalb wusste er nichts von dem Feuer auf dem Parkplatz am Abend zuvor. Das Personalbüro hatte nichts diesbezüglich gesagt. Lars Ove ging davon aus, dass das Gespräch bei der Polizei sich um die Schneescooterfahrt zur Hinlopenstraße vor ein paar Wochen handeln würde.
»Streite alles ab, wenn sie dich fragen«, hatte Kristian ihn aus Tromsø am Telefon ermahnt. »Denk dran, wir haben eine Spritztour zum Wijdefjord gemacht. Niemand kann uns etwas anderes nachweisen.«
Er hatte sich gewundert, wieso die Polizei nicht schon früher Kontakt zu ihm aufgenommen und ihn gefragt hatte, ob sie sich an einem bestimmten Wochenende im Januar nicht auf dem Sorgfjord befunden hätten. War doch der Hubschrauber gefährlich nahe gewesen, hatte sie möglicherweise sogar gesehen. Doch die Tage vergingen, und kein Polizist meldete sich bei ihm.
»Das bedeutet«, hatte Kristian gesagt und zufrieden an einem Schneidezahn gelutscht, »… das bedeutet, dass sie nicht die geringste Ahnung haben, wer da oben in der schwedischen Station gewesen sein mag, und sie auch die Krabbenkutter nicht gesehen haben.« Die Tatsache, dass er später die Bestätigung erhielt, dass die Waren gut an Land und problemlos verteilt worden waren, bestätigte seine Annahme. Lars Ove machte sich trotzdem Sorgen. Und die Wartezeit in diesem gottverlassenen Büroraum – ohne Fenster, bis auf einen Tisch mitten im Zimmer und Stahlrohrstühle drum herum unmöbliert, ohne dass jemand kam und ihm erklärte, warum er eigentlich hier saß – verstärkte seine Ängste nur noch.
Als endlich einer von der Polizei auftauchte, Tom Andreassen, brachte er einen Becher Kaffee für Lars Ove Bekken mit, ohne dass dadurch dessen Laune deutlich besser wurde. Er war inzwischen so nervös geworden, dass er fast den Becher umgekippt hätte und bei dem hilflosen Versuch, ein paar Tropfen vom Tisch zu wischen, sich selbst bekleckerte. Eigentlich
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