Suche Traumprinz, biete Sandburg
ihr eine MMS, die ich gestern Nacht von ihm bekommen hatte. Konstantin, breit lächelnd am Strand. »Er ist in Miami!«
Dodo musterte das Bild. »Und kommt sich total schön vor!«
Ich sagte nicht, dass er das auch war. Erstens um Dodos Laune nicht wieder ins Wanken zu bringen, zweitens weil ich ihn nicht mehr schön finden wollte und drittens damit sie nicht merkte, dass ich mir das noch so oft einreden konnte und es trotzdem nicht klappte. Auf jeden Fall konnte ich mich die nächsten Tage einigermaßen frei bewegen, und das war ein ganz ungewohntes, herrliches Gefühl.
Die Strandbar war der Knaller und gerade neu eröffnet. Überall Sand, der zum Rhein hin das Gefühl von Strand vermittelte, Liegestühle und Schirmchen, Strandkörbe und kleine Tische, Fackeln und Laternen. Und das Beste: alles ein bisschen im asiatischen Stil gehalten. Fantastisch!
Muang stand cool hinterm Mischpult und legte chillige Musik auf, die großen Kopfhörer auf den Ohren und die weißen Zähne sichtbar, als er uns zugrinste. Ich winkte, während Dodo ihn einfach ignorierte und uns ein gutes Plätzchen direkt am Wasser sicherte. Wir starteten die ultimative Fotosession. Tula mit Flossen und Schnorchel im Bikini mit eingezogenem Bauch. Tula im Liegestuhl, voll relaxt mit eingezogenem Bauch, Tula beim Sandburgbauen mit eingezogenem Bauch, Tula macht Handstand mit eingezogenem Bauch, Tula mit Dodo bei der Beachvolleyballanlage mit eingezogenem Bauch.
Habe eine nette Deutsche kennengelernt, mit der man Pferde stehlen kann!
Tula mit Kokosnuss und Superduperdrink.
Den brachte uns Muang irgendwann vorbei. »Geht aufs Haus!«
Er lächelte Dodo an, aber sie schaute schnell weg, als würde sie die Toiletten suchen. »Ich muss mal!«
»Was ist denn mit der los?«, wunderte sich Muang und weil ich nicht wirklich eine Antwort wusste, gab ich ihm mein Handy. »Kannste mal ein Foto von mir machen?«
Das schickte ich per MMS direkt an Konstantin. Schönen Urlaub wünscht Tula!
Es war nur mein Gesicht zu sehen, denn vom Zeitplan her befand ich mich gerade nicht am Strand, sondern im Norden Thailands auf einer Trekkingtour.
15. Juli
Hier in Pai ist es nicht ganz so heiß. Aber unsere Fahrradtouren sind trotzdem nicht von schlechten Eltern. Bergauf, bergab, von einem Dorf zum nächsten, Tempel hier, Tempel da, Wat soundso und soundso. Benno hat aufgehört, beleidigt zu sein, und will jetzt Berg dorfbewohner werden. Wir fallen jeden Abend todmüde in unsere Betten und der Plan, als Nächstes zurück in den Süden und an die schönen Strände zu reisen, ist eine der besten Ideen, die mein Vater seit Langem hatte.
Dodo kam zurück, als Muang wieder hinter seiner Anlage verschwunden war und gerade die Antwort-SMS von Konstantin kam: Denk bloß nicht, damit bist Du raus. Ich weiß genau, wann Du Ge burts tag hast, und an diesem Tag wird geskyped. Punkt und Grüßchen
Ich starrte Dodo an. »Mist! Woher weiß der das?«
Sie blieb gelassen. »Du hast Geburtstag?«
Sanuk, Sanuk!
»Also, Konstantin ist in Miami und ich bin in Thailand, sehe ich das richtig?«
Dodo hob den Daumen. Stimmt.
Wir saßen im Stelzenhaus und hielten eine Skype-Notbesprechung ab. Natürlich hatte ich versucht, Konstantin klarzumachen, dass es in Thailand weit und breit keinen Computer gab und schon gar nicht da, wo ich in einer Woche an meinem Geburtstag sein würde, aber leider war er genau dort schon gewesen und wusste es besser als ich. Er bestand darauf.
Streng Dich ein bisschen an, tu es für mich, Tula, und gib mir die Zeit durch, die für Dich am besten passt! , war der Text seiner letzten SMS gewesen.
»Das bedeutet nach meinen Berechnungen, dass wir zeitmäßig genau zwölf Stunden voneinander entfernt sind!«
Dodo nickte.
»Aber was heißt das dann für uns?«
Sie kratzte sich am Kopf, war komplett überfordert und ich mal wieder ziemlich froh, dass mein Hirn für Mathe und Logik einigermaßen ausgestattet war.
»Wir sind in der Mitte. Der Telefontermin von uns aus wäre dann am besten um vier. Dann ist es in Thailand 21 Uhr und dunkel. Daran müssen wir denken. Und bei Konstantin in Miami ist es neun Uhr morgens. Muss er halt mal früh aufstehen. Wenn er unbedingt will!« Ich zuckte grinsend mit den Schultern. Bei all meinen halbherzigen Bemühungen, mir den blonden Schlachthofarbeiter aus dem Kopf zu schlagen, freute es mich doch sehr, dass er sich immer wieder meldete und anscheinend ziemlich oft an mich
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