Sucht nach Leben - Geschichten von unterwegs
den Sinn, die sich mit Hilfe von Märchen und Phantasie davongeredet hatte. Wie dem auch sei, ich, alias John, alias Gott oder Gottes Sohn, war volltrunken und fassungslos glücklich. Und völlig überfordert, jetzt als Mann aufzutreten. So legte ich meine Hand in ihre Mädchenhände und hörte zu: der Melodie einer Sprache, die in jeder Silbe ein Geheimnis barg. Bizarrerweise fiel mir eine Szene aus dem Film »Das Narrenschiff« ein, den ich vor langer Zeit gesehen hatte. Oskar Werner, der Schiffsarzt, verabreichte Simone Signoret, der Schlaflosen, eine Spritze. Eine bewegende, wunderbar gespielte Begegnung. Und in der Blechbude von Yaneumakel drang Manatus Wispern wie eine Droge in mein Blut. Sie war mein Arzt, sie war der Singsang einer Frau, die ein Kind in den Schlaf wiegte. Ein archetypisches Bild von Liebe und Fürsorge. Ein paar Minuten hielt ich noch durch, sogar ein Kichern gelang mir. Weil ich begriffen hatte, dass ich die letzten Kräfte mobilisierte, um das Glück nicht loszulassen. Verdammt, ich wollte nicht schlafen, nicht träumen, ich wollte wahnsinnig und glücklich sein.
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