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Süchtig

Titel: Süchtig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Richtel
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ist eine gute Idee. Seine Kanzlei ist in Downtown San Francisco.«
    Ganz in der Nähe. Als ich das Auto wendete und vom Parkplatz fuhr, sah ich im Rückspiegel mein Gesicht. Im Licht der untergehenden Sonne fielen meine blutunterlaufenen Augen besonders auf. Wenn ich nicht bald herausfand, was gespielt wurde, war ich vielleicht schon tot, bevor ich mit Annie sprechen konnte.

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    Bei der Auskunft bekam ich die Telefonnummer von Dave Elliotts Kanzlei und, weil ich so freundlich fragte, auch die Adresse. Elliott gehörte zum innersten Kreis des Kindle-Clans. Vielleicht konnte er mir helfen, dorthin vorzudringen.
    Das Blut in meinem Schädel pulsierte. Mittlerweile wusste ich, dass dieses Phänomen eine weitere Attacke unerträglicher Rückenschmerzen ankündigte. Die geheimnisvollen Grippesymptome, meine völlige Erschöpfung. Mit mir stimmte tatsächlich etwas nicht. Das hatte ich intuitiv gespürt, und Annie hatte meinen Verdacht bestätigt. Vielleicht konnte ich mir bei Dave Elliott weitere Klarheit verschaffen.
    Zucker. Koffein.
    Ob die Gesundheitsbehörde wohl wusste, dass im Supermarkt unkontrolliert hoch wirksame Drogen verkauft wurden?
    Kurz darauf stand ich in einem 7-Eleven an der Kasse. Mein Einkaufskorb sah aus wie der erotische Traum eines Elfjährigen: ein Literbecher Kaffee zum Mitnehmen, Schoko-Puffs, ein halbes Dutzend Snicker-Riegel, vier Milky Ways, ein Sechserpack Koffein-Kaugummis und zwölf Donuts mit Zuckerglasur.
Für die Proteinversorgung sollten Trockenfleischsnacks und Erdnussbutterkekse sorgen. Außerdem hatte ich mich mit verschiedenen Esswaren eingedeckt, die ich mir schon immer hatte kaufen wollen und nun sozusagen aus medizinischen Gründen mit gutem Gewissen zu mir nehmen konnte.
    Ohne mich um die neugierigen Blicke der offenbar überqualifizierten Kassiererin zu kümmern, verließ ich das Geschäft und stieg wieder ins Auto. Bevor ich losfuhr, warf ich einen Blick in die Runde. Immerhin war mir die Polizei auf den Fersen, und von meinem Zahnarzt wollte ich mich auch nicht erwischen lassen. Ich verputzte zwei Schokoriegel, die ich mit einem Schluck schmutzigbraunem Kaffee herunterspülte. Das gab mir den nötigen Zucker-Koffein-Kick.
    So gestärkt, fuhr ich Richtung Downtown. Wenn ich Glück hatte, machte Dave Elliott Überstunden, wie es sich für einen guten Anwalt gehörte.

    Während der Fahrt fiel mir Kevin ein, mein Redakteur, der immer noch auf den Artikel über die Auswirkung von Funkstrahlung auf das menschliche Gehirn wartete. Wieso dachte ich selbst jetzt noch an meine finanziellen und beruflichen Verpflichtungen? Hatte man mir das in der Schule allzu gründlich eingebläut? Fast hätte ich gelacht. Endlich war mir eine überzeugende Entschuldigung eingefallen. Kevin, ich hatte fest vor, meinen Artikel rechtzeitig abzugeben, wurde aber ermordet. Wenn mir das keinen Aufschub verschaffte!

    Ich rief meinen Anwalt an. »Hey, Alter«, meldete er sich nach dem ersten Klingeln. »Was liegt an?«

    Eric Rugger, seines Zeichens Anwalt, hatte vielleicht keinen guten Draht zu den Geschworenen im Gerichtssaal, aber er hätte sich astrein mit jedem Teenager von der Straße verstanden.
    »Du wirst dich freuen«, verkündete er. »Das Verfahren gegen Aravelo wird nicht wieder aufgenommen. Das habe ich aus zuverlässiger Quelle. Du hast nichts zu befürchten.«
    »Ja, da bin ich schon selbst draufgekommen. Es wird immer erfreulicher: Jetzt werde ich wegen des Anschlags auf das Sunshine Café gesucht.«
    »Meinst du das ernst? Dann legen wir am besten sofort auf, falls dein Handy abgehört wird.«
    »Ich bin unschuldig. Folglich ist es mir egal, wer mithört.«
    »Nat, meinst du diese Radiomeldung, dass zwei Überlebende der Explosion gesucht werden?«
    »Ja.«
    Nach einer kurzen Pause sprach er weiter. »Vielleicht ist das nur Taktik. Kann sein, dass die dich als Zeugen brauchen und unter Druck setzen wollen, damit du kooperierst. Du musst dich sofort stellen. Und keine Telefonate mehr. Wo können wir uns treffen?«
    Ein Treffen schien mir keine gute Idee.
    »Du hast doch Kontakte zum Justizministerium, oder?«, fragte ich.
    Eric hatte nach dem Studium einen Sommer lang eine Fortbildung im Ministerium absolviert. »Nat, ich verstehe nicht …«
    »Du musst mir einen Gefallen tun«, sagte ich. »Ruf alle an, die du bei der Börsenaufsicht kennst. Erkundige dich nach Vestige Technologies. V-E-S-T-I-G-E.
Firmensitz ist New York. Vor ein paar Jahren muss es mit dem Unternehmen Probleme gegeben

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