Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Süchtig

Titel: Süchtig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Richtel
Vom Netzwerk:
haben.«

    Kurz darauf hatte ich die Gegend um Front Street und Mission Street erreicht und genoss einen fantastischen Blick auf die Bay Bridge in der Abenddämmerung. Allerdings nicht lange. Wenn ich David Elliott noch erwischen wollte, musste ich mich beeilen.
    Ich parkte das Auto. Einen Anruf musste ich noch erledigen. Als ich die Nummer eingeben wollte, fiel mir Erics Warnung ein. Vielleicht wurde mein Handy tatsächlich abgehört.
    Ich griff nach dem Mobiltelefon, das mir der blonde Engel hinterlassen hatte, aber dann wurde mir bewusst, dass zumindest Annie und ihre Komplizen von meinen Telefonaten erfahren würden. Also stieg ich aus und ging zu einem öffentlichen Telefon. Bei Bullseye zu Hause meldete sich niemand.
    Ich versuchte es bei der Past Time Bar. Ally, die dort zwei Tage pro Woche arbeitete, nahm ab und gab mir Bullseye.
    »Ist Sam bei dir?«, erkundigte er sich. »Ich habe nichts von ihr gehört, seit ich sie an der Praxis abgesetzt habe. Das ist schon ein paar Stunden her.«
    »Bullseye, du setzt dich besser hin.«
    »Glaubst du, ich stehe hier rum?«
    Er war so kurz angebunden wie immer. Wahrscheinlich hatte er sich noch keine großen Sorgen um Samantha gemacht.
    »Sam geht es gut«, sagte ich. »Sie ist nur in die Sache mit mir und dieser Kellnerin reingerutscht.«
    »Bin schon unterwegs, Nathaniel.«

    Ich stand seitlich neben dem Gebäude, in dem Dave Elliott seine Kanzlei hatte. Es war noch dieselbe Adresse wie vor einigen Jahren, als ich mich bei ihm nach Vestige Technologies erkundigt hatte. Bullseye traf innerhalb von zehn Minuten ein.
    »Ach du liebe Scheiße«, sagte er mit einem Blick auf mich.
    Dann beugte er sich über Samantha, küsste sie auf die Stirn und sah sie volle zwei Minuten schweigend an.
    »Sie steht unter Drogen«, erklärte ich, »aber ansonsten fehlt ihr nichts. Ich denke, es geht auch ohne Arzt. Im Augenblick braucht sie vor allem Ruhe.«
    Er strich ihr eine Haarsträhne aus der Stirn und hinter das Ohr.
    »Die bringe ich um.« Er nahm Samanthas Hand. »Und Sam wird sauer sein. Sie hasst synthetische Chemikalien.«
    »Hast du die Polizei gerufen?«
    Er hob sie vorsichtig in sein Auto. Dabei wurde sie unruhig. »Dennis«, sagte sie, obwohl sie ihn sonst nie mit seinem Vornamen anredete. »Du riechst so gut.«
    »Bitte keine Polizei«, bat ich. »Hast du den Laptop noch?«
    Er setzte sich ans Steuer.
    »Den habe ich versteckt. Auf einem Tisch in meinem Wohnzimmer. Soll ich irgendwas damit tun?«
    Ich nickte und gab ihm Mikes Handynummer. Mike sollte die Festplatte kopieren und ein Ortungssystem in den Rechner einbauen.
    Wie so etwas ging, wusste ich nicht, aber wenn sich jemand damit auskannte, dann Mike. Ich flehte Bullseye
an, diskret vorzugehen – eine melodramatische und völlig überflüssige Bitte.

    Wenige Augenblicke später stand ich bei Starbucks und bestellte zwei Caffè Latte und einen einzeln verpackten Butter-Cookie für drei Dollar.
    In Dave Elliotts Bürogebäude marschierte ich schnurstracks auf den Wachmann zu.
    »Ausweis«, sagte der, während er mit seiner riesigen Pratze Tortilla-Chips aus einer Tüte fischte.
    »Kommt gleich.« Ich stellte meine Einkäufe ab und wühlte in meiner Tasche. »Ach ja – wollen Sie vielleicht einen Caffè Latte und einen Cookie? Das Zeug war eigentlich für Johnson, aber der hat gerade angerufen, dass er dringend nach Hause zu seiner Frau muss.«
    »Im Ernst?«
    »Wo habe ich denn jetzt schon wieder den Ausweis gelassen?«, murmelte ich vor mich hin.
    »Vergessen Sie’s«, sagte er und griff sich den Kaffee.

    Ich fuhr mit dem Aufzug in den siebzehnten Stock, wo Elliott sein Büro hatte. Die Glastüren der Kanzlei standen offen, und weit und breit war keine Menschenseele zu entdecken. Einladend. Was für ein Glück.
    Ich ging durch einen Gang, der von den Porträtfotos seriös wirkender Anwälte im Nadelstreifenanzug gesäumt wurde. Hinter der Tür zu Elliotts Büro schimmerte Licht. Während ich noch überlegte, ob ich klopfen sollte, hörte ich von drinnen seine Stimme.
    »Hey, Idle, das hat aber lange gedauert.«

45
    »Ich weiß eine gute Reinigung«, sagte Elliott.
    Er reichte mir die Hand.
    »Was ist denn mit Ihnen passiert? Und was verschafft mir die Ehre Ihres Besuchs.«
    »Das wüsste ich gern von Ihnen.«
    Er hatte gewusst, dass ich kommen würde. Ließ er mich beobachten?
    Ich schüttelte ihm energisch die Hand. Seine Handfläche war feucht, und er wandte sich sofort wieder ab.
    »Diane McNulty hat mir

Weitere Kostenlose Bücher