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Süchtig

Titel: Süchtig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Richtel
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wenigen Zentimetern übergab ich mich erneut.
    »Es ist auf dem Rechner«, keuchte ich.
    »Sie haben die Grippe, Mann.«
    »Was ist auf diesem verdammten Computer?«
    Die Wut verlieh mir ungeahnte Kräfte. Ich zog mich hoch. Auf die Tischkante gestützt, ging ich auf Elliott zu. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie er nach einem Briefbeschwerer griff. Wollte er sich verteidigen oder zum Angriff übergehen?
    Er holte aus und schlug zu.

46
    Ich sah die gezackte Kante des Steins auf meinen Kopf zurasen, beugte mich vor und drehte mich seitwärts. Der Briefbeschwerer traf mich direkt unterhalb der Achsel in die Seite. Der Schmerz war unerträglich. Sein eigener Schwung hatte Elliott mitgerissen, sodass er fast auf mich fiel. Er holte erneut aus.
    Mir wurde bewusst, dass ich instinktiv nach dem Laptop gegriffen hatte. Als Elliott den Stein herabsausen ließ, hob ich den Computer wie einen Schild. Der Schlag traf ihn mit voller Wucht. Elliott fiel auf ein Knie. Ich drehte mich um und schwang den Laptop. Trotz meiner blinden Wut traf ich Elliott, der zu mir aufgesehen hatte, seitlich ins Gesicht. Er schrie auf und griff nach seiner Wange.
    Hätte nicht so viel auf dem Spiel gestanden, die Situation wäre geradezu komisch gewesen. Männer wissen nämlich gar nicht, wie man kämpft, sie beschränken sich lieber auf Drohgebärden. Die Rangeleien bei Basketball- oder Fußball-Spielen zählen nicht.
    Elliott rappelte sich auf. In seiner Wange klaffte ein großer Riss. Ich hielt mir die Seite. Meine Finger fühlten sich warm und klebrig an. Wir rangen beide nach Atem. Was nun?

    »Sie haben versucht, mich umzubringen«, sagte ich. »Sie wollen mich töten.«
    »Ich verteidige mich gegen einen Psychopathen. Sehen Sie sich doch an.«
    Elliott griff nach einem Telefon auf dem großen Schreibtisch und drückte eine Taste.
    »Sicherheitsdienst«, meldete sich eine Stimme aus dem Lautsprecher. »Hier Bob.«
    »Ich brauche Hilfe. Ich werde bedroht«, sagte Elliott.
    Mit dem Wachmann wollte ich mich nicht anlegen. Das Risiko war zu groß. Elliott hatte viel zu verlieren, aber nicht so viel wie ich. Irgendwo wartete Annie auf mich. Nach Luft ringend, warf ich Elliott einen letzten Blick zu und rannte los.

    Ich nahm die Treppe. Zu oft hatte ich im Fernsehen beobachtet, wie Flüchtige von Bewaffneten abgefangen wurden, wenn sie aus dem Aufzug stiegen. Im Erdgeschoss spähte ich vorsichtig aus der Tür zum Treppenhaus. Die Rezeption war unbesetzt. Bestimmt kümmerte sich der Wachmann um Elliott. Was der ihm wohl für eine Story auftischte?
    Sekunden später saß ich im Auto und fuhr durch eine dunkle, menschenleere Straße. Sirenengeheul! Ich zog den Kopf ein und gab erst wieder Gas, als der Lärm verklang. Bis zur Bay Bridge war es ein knapper Kilometer. Ich fuhr auf die atemberaubend schöne Brücke und ließ Sirenen, Dreck und die bis unter das Dach verkabelte Stadt mit der Hektik des 21. Jahrhunderts hinter mir zurück.
    Während ich mit Rechts lenkte, tastete ich mit der
linken Hand vorsichtig nach dem klebrigen Hemdenstoff an meiner rechten Seite. Mich hatte es ordentlich erwischt. Ohne genauere Untersuchung konnte ich nicht sagen, ob es nur eine Fleischwunde war. Auf jeden Fall wollte ich nicht mit meinen schmutzigen Pfoten während der Fahrt daran herumtasten und dabei womöglich von der Brücke stürzen. Das Atmen fiel mir schwer, was auf eine angebrochene Rippe hindeutete.
    Das Gute daran war, dass ich weder heftig blutete noch ohnmächtig wurde. Muskeln sind gut durchblutet. Ein direkterer Treffer hätte daher zumindest starken Blutverlust ausgelöst. Andererseits heilte die Wunde so vermutlich langsamer. Dagegen musste ich schneller fahren, wenn ich das Hupen der Autos hinter mir richtig interpretierte.
    Ich konzentrierte mich auf die Straße. Mittlerweile war ich am Ende der Bay Bridge angelangt und hatte den Brückenkopf nach Amerika erreicht. Wegweiser zeigten in alle Richtungen: Oakland, Sacramento, San José. Ich nahm den Highway 580, eine Verkehrsader, die mich durch die Ebene zum Highway 5 nach Las Vegas führen würde – dem Weg nach Boulder City und zu Annie.

    Ich angelte nach meinem Handy und wählte die Nummer der Neurologin Dr. Leslie Fernandez, meiner einstigen Studienkollegin und Geliebten.
    Man musste kein Arzt sein, um zu verstehen, worauf Annie hinauswollte: Falls meine Gehirnfunktionen beeinträchtigt waren, benötigte ich künstliche Stimulation, sozusagen anstelle des Laptops, der irgendwie
meinen

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