Südafrika. Einmal Kap und zurück (Erlebnis südliches Afrika: Reisen in der Republik Südafrika, in Namibia, Zimbabwe, Botswana und Swaziland) (German Edition)
für die Farmer, doch später hat sich die Zucht und der Verkauf der Vögel auf ein mittleres Maß eingepegelt.
An die 90.000 Strauße bevölkern die Kleine Karoo. Auf unserer „Show-„ Farm werden 2500 Tiere gehalten und gezüchtet. Der Strauß ist ein seltsames Lebewesen: Im Schnitt 2 Meter hoch und an die 100 kg schwer. Bis zu einer Entfernung von 10 Kilometern kann er Feinde erkennen. Wenn er sprintet, kann er bis zu 80 km/h erreichen. Er verteidigt sich mit gefährlichen Tritten seiner Beine, die in zwei harten Zehen enden.
Die in der prallen Sonne stehende Studentin fächelt sich mit ihrem Tropenhut Luft zu. Die Besucher, die im Gegensatz zu ihr auf einer überdachten, vor der Sonne schützenden Tribüne sitzen können, nicken ihr verständnisvoll zu, als sie der Gruppe mit Humor und lauter Stimme Daten und Fakten über Straußenzucht mitteilt. Sie redet beruhigend auf einen Strauß ein, der von einem Schwarzen in den Pferch geführt wird. Sie dreht den Hals des Tieres nach hinten bis zum Schwanz und nach vorne, um die Elastizität zu zeigen. „Die Speiseröhre ist auch sehr flexibel.“ Bei diesen Worten packt sie sie und dreht sie auf die Rückseite des Halses, was der Strauß ohne viel zu murren über sich ergehen lässt. Nur als sie versucht, die Beweglichkeit der Flügelgelenke zu demonstrieren, weicht er aus. Doch auch das klappt nach einer Weile.
Ein paar Mutige sind aufgerufen, auf einem Strauß zu reiten. „Ich versuche es“, ruft einer der Studentin zu, und seine Frau weist er an, mit der Videokamera seine heroische Tat für die Nachwelt festzuhalten. Der Vorführstrauß „Charlie“ wird weggeführt, und ein „Reitstrauß“ kommt in die Arena, mit einem Papiersack über dem Kopf. Der schwarze Helfer beruhigt den aufgeregten Vogel, und der Tourist schwingt sich auf das Tier. Er hält sich am Hals des Straußes fest und dreht so einige Runden in der Arena, ohne herunterzufallen.
Als der tapfere Held mit strahlender Siegermiene zu der im Schatten verharrenden Besuchergruppe zurückkommt, fragt er seine Frau „Na, wie war’s?“ Worauf seine Gemahlin mit gequältem Gesicht eingesteht, dass das mit der Kamera nicht ganz so geklappt habe. „Shit“, ist sein lautstarker Kommentar. „Dann eben nochmals!“
Doch die Studentin hat nun genug, sie hat immerhin schon einige Stunden in der Hitze ausgehalten und noch mehrere Touren zu führen. Drei „Jockeys“ zeigen zum Abschluss, dass man auch auf Straußen Wettrennen veranstalten kann, und sichtlich erleichtert lassen wir uns in die Gartensessel fallen, wo die Leitung der Straußenfarm unter Sonnenschirmen für uns Tee und Kaffee bereitgestellt hat. Eine indische Familienmutter sorgt gut für ihre vielköpfige Sippe. Sie beschlagnahmt alle Teetassen, füllt sie randvoll mit dem bereitgestellten Tee und mischt ihn mit Zucker und Milch.
Zur Abkühlung kurz in den Pool des Campingplatzes. Zu meiner Überraschung hat sich auf unserem Platz der schwarz-rote Bus eines nicht unbekannten deutschen Reiseunternehmens eingefunden. Deutsche Stimmen allüberall.
Vorbei an den völlig überlaufenen Cango-Caves (Tropfsteinhöhlen) fahren wir bergan durch wohl bewässerte Felder. Wir sind verblüfft. Wo kommt denn das Wasser her? Irgendwie speichern die Berghänge den vor langer Zeit gefallenen Regen. Die von den Bergketten herabkommenden Bäche und Flüsschen führen auch in dieser Zeit noch Wasser. Auf den vor üppiger Fruchtbarkeit strotzenden, gut bestellten und ordentlich angelegten Feldern wächst vor allem Luzerne, das Futter für die Strauße, aber auch Getreide, Tabak, Früchte und sogar Trauben werden hier angebaut.
Der Aufstieg zum Swartbergpaß, der die Kleine mit der Großen Karoo verbindet, ist nicht sehr steil. Unser Auto klettert auf einer steinigen Straße nach oben. Bei einem Aussichtspunkt machen wir Rast. Von dem erhebenden Blick auf das im abendlichen Licht vor uns liegende Tal und die dahinter aufsteigende lange Bergkette können wir uns so schnell nicht trennen. In der Ferne sehen wir Rauchwolken eines ausgedehnten Buschbrandes.
Das Schild auf der Passhöhe gibt an, dass wir nun 1568 Meter über dem Meeresspiegel sind. Leider steht die Sonne schon sehr schräg, und wir müssen uns sputen, nach Oudtshoorn zurückzukommen. In abenteuerlichen Serpentinen führt die staubige Straße immer tiefer in eine Schlucht hinein. Hinter jeder Kurve tut sich erneut die gigantische Bergwelt auf. Eine endlos scheinende Folge von Klippen, Kämmen
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