Südafrika. Einmal Kap und zurück (Erlebnis südliches Afrika: Reisen in der Republik Südafrika, in Namibia, Zimbabwe, Botswana und Swaziland) (German Edition)
und schroffen Gipfeln, von seitlichen Schluchten und tiefen Klüften. Die Sandsteinschichten sind durch bizarre Faltungen und Verwerfungen in Schlangenlinien, Zickzackformen und wie Blitze strukturiert. Wenn einer der letzten orangefarbenen Sonnenstrahlen durch die Schlucht fällt, erinnert es an glimmendes Feuer und bietet einen überwältigenden Anblick.
Als die Schlucht breiter wird, tritt die Staubstraße aus dem Bergmassiv heraus. Wir sind nun in der Großen Karoo mit ihren gedämpften gelb-braunen Farben. Eine breite Teerstraße führt uns zu einem anderen „Eingang“ der Bergkette. In einer ständig leicht bergab führenden, von steilen Felswänden begleiteten 21 km langen Schlucht, dem 716 m hoch liegenden Meiringspoort, lassen wir den Wagen in Richtung Oudtshoorn rollen. Die Stadt liegt in der samtschwarzen Dunkelheit wie ein funkelndes Juwel vor uns, und der Mond hängt wie eine liegende Sichel im Sternenmeer still über der wie ausgestorbenen mondartigen Landschaft. Die als kleiner Vorabendausflug geplante Fahrt über die Berge und zurück hat doch länger gedauert. Ein erstaunter Blick auf den Kilometerzähler: 170 km!
Am nächsten Tag fliehen wir die Hitze der Karoo und machen uns nach einem frühmorgendlichen Bad im Pool wieder auf zur Küste. Knappe 59 Kilometer führt uns das Teerband nach George, wobei der Outeniqua-Paß (800 m ü.d.Meer) überwunden werden muss. Auf 16 km fällt die Straße 590 m ab, und manchem Autofahrer könnte bei den engen Kurven, die er hinter einem langsamen Fahrzeug hinterher zuckeln muss, der Geduldsfaden reißen. Trotz etlicher PS können und wollen wir nicht überholen, aber ein vor uns fahrender Bakkie fordert sein Schicksal heraus. Ihm kommt aber eine recht schnell fahrende Limousine bergauf entgegen. Einige dicke Gummistreifen auf dem Teer und für eine ganze Reihe von Autofahreren und -insassen eine gehörige Portion Adrenalin-Ausstoß sind zum Glück alles, was von diesem Fast-Unfall zurückbleibt.
I. Mit der Dampflok die Küste des Indischen Ozeans entlang
In der Stadt George fühlen wir uns gleich wohl, übersichtlich wie sie ist. Eine ideale Ausgangsposition für Erkundungen in die nähere und weitere Umgebung. Im Fremdenverkehrsamt bekommen wir ausführliche Informationen. „Am besten Sie buchen gleich, denn die Plätze im Zug sind schnell besetzt“, empfiehlt uns der zuvorkommende Herr im Büro. Mit einem Tip, wie wir ohne Umwege zum Bahnhof kommen, entläßt er uns. Im Bahnhofsbüro kaufen wir buchstäblich die letzten Fahrkarten für den „Outeniqua Choo Tjoe“. Die Dampflok scheint sehr beliebt zu sein.
Angenehmes Wetter überrascht uns am folgenden Morgen, als wir aus dem Zelt krabbeln. Ziemlich bedeckt zeigt sich der Tag. Gut zum Reisen, schlecht zum Fotografieren. Als sich die prächtig herausgeputzte Dampflok mit dem vollbärtigen Bilderbuch-Lokomotivführer im Führerhaus in Bewegung setzt, sind wirklich alle Plätze belegt. Jede Sitzgruppe mit 4 Plätzen im Eisenbahnwaggon hat eine Tür nach außen.
Die Lok schnaubt, dicke schwarze und graue Wolken ausstoßend, durch einen dicht-grün bewachsenen Wald, vorbei an Siedlungen. Einige Kinder, ärmlich gekleidet, winken uns vom Bahndammrand zu. Nun geht es bergab, und nach einem Tunnel erreichen wir den Indischen Ozean, der recht still und grau vor uns liegt. Vorbei an Seen, die nur durch einen schmalen Dünengürtel vom Meer getrennt sind, und grasenden Pferden führen uns die Gleise durch die malerische Küstenlandschaft Knysna zu, dem Ziel unserer Tagesreise. Manchmal fällt die Küste einige hundert Meter steil seitlich unter den Gleisen ab. Touristen winken aus ihren Autos, als die Teerstraße uns eine Zeitlang begleitet.
Wir passieren einige verträumt an Seen liegende Campingplätze und Ferienwohnungen. Angler scheinen hier besonders viel Glück zu haben. Alles strahlt Ruhe und Beschaulichkeit aus. Das Buch, in das ich ab und zu einen Blick werfe („Unter dem Kalanderbaum“, es spielt in dieser Gegend), sammelt die winzigen Kohlenstückchen ein, die beim Füttern der Lok aus dem Führerhaus und aus dem Schornstein fliegen.
Als der Zug mit seinen etwa einem halben Dutzend Personen- und drei Containerwagen eine halbe Stunde lang an einem Bahnhof hält, um Wasser nachzufüllen, nutze ich die Gelegenheit, den malerischen Lokführer auf den Film zu bannen, der gerade gedankenverloren aus dem Fenster blickt, während der Heizer hochroten Angesichtes
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