Südafrika. Einmal Kap und zurück (Erlebnis südliches Afrika: Reisen in der Republik Südafrika, in Namibia, Zimbabwe, Botswana und Swaziland) (German Edition)
sehen. Das erste europäische Schiff befehligte Bartolomeu Diaz, der hier 1488 entlangsegelte.
Swellendam ist die nächste Stadt auf unserem Weg die Küste entlang nach Osten. Nach Kapstadt und Stellenbosch war sie die dritte von der Niederländisch-Ostindischen Kompanie gegründete Stadt im südlichen Afrika. Einige Gebäude, die entlang der mit Eichen bestandenen Hauptstraße stehen, stammen noch aus den Gründertagen (ab 1747). Dass es mindestens eine deutsche Gemeinde in der Region Swellendam gibt, ist für uns Kurzzeit-Besucher durch ein in deutscher Schrift gehaltenes Firmenschild an einem „Café“ ersichtlich. „Südwester Stübchen“ ist dort zu lesen, eingerahmt von gemalten Bierfässern mit der Aufschrift „Windhoek Draught“, dem guten namibianischen Bier, gebraut nach dem bayerischen Reinheitsgebot.
Die Sonne wirft schon arg schräge Schatten, als wir, 600 km ab Kapstadt, die Vororte von Mossel Bay erreichen. Der Campingführer gibt drei Plätze an. Alle drei sind, wie es sich herausstellt, besetzt. Doch ein paar Kilometer weiter finden wir ein eingezäuntes Gelände mit einigen Ferienhäuschen und Caravans. Enorm teuer, direkt an der lauten Durchgangsstraße, aber noch ein Plätzchen für uns frei. Mit einer Flasche roten Kapweines, beenden wir den ungewöhnlichen Abend. Eine durch Lautsprecher unangenehm dröhnende und wohl alkoholisierte Trompete vom Campingplatz gegenüber, die etwas angeduselte Weihnachtslieder von sich gibt, kann uns nicht am Einschlafen hindern, da der Wein bald seine Wirkung zeigt.
Mossel-Bay am nächsten Tag: Freundlich, blauer Himmel, Sonne strahlt, ein angenehmer Wind weht. Mossel-Bay ist der Anfang der etwa 200 Kilometer langen „Garten-Route“, einer Ferienlandschaft, die von keinem Südafrika-Besucher ausgelassen wird, wenn es in seinen Zeitplan paßt. Die Strecke führt fast immer am Indischen Ozean entlang und endet bei Port Elizabeth. Für Südafrikaner selbst ist die „Garden-Route“ Hauptausflugsziel, deshalb also die vollen Campingplätze, die man schon einige Monate im voraus für die Ferienzeit buchen sollte. Der üppig grüne Landstrich ist wie ein Magnet für die Bewohner der oft trockenen, gelblich-braunen Landschaften im Inneren der Republik, ein Garten Eden, wie er oft in den Werbebroschüren bezeichnet wird.
Eigentlich wollten wir ja gleich in die „Kleine Karoo“ fahren, also von der Küste weg, doch jetzt, bei dem schönen Wetter, geben wir Mossel-Bay noch eine Chance und werden nicht enttäuscht! Es wäre wirklich schade gewesen, wenn wir den informativen Museumskomplex ausgelassen hätten, der um die Caravelle des Seefahrers Diaz herum entstanden ist. Genauer gesagt ist das Schiff eine Kopie der Caravelle. In der Nähe von Oporto, Portugal, wo wir vor 1987 einen ganzen Tag damit verbracht haben, die verschiedenen Qualitäten des dort produzierten berühmten Portweines zu erforschen, hat man im selben Jahr das Schiff vom Stapel gelassen. Und wozu das Ganze? Am 8. November 1987, nach allen Prüfungen auf Seetüchtigkeit, hat die Caravelle die Segel gehißt und ist am 3. Februar 1988 in Mossel Bay, früher „Aquada da Sao Bras“, gelandet. Das war ein halbes Jahrtausend nach der historischen Fahrt von Bartholomeu Diaz um die Südspitze Afrikas und seiner Landung an dieser Stelle.
„Dieser Typ Segelschiff ist von Spaniern und Portugiesen im 14. - 17. Jahrhundert eingesetzt worden. Im 15. Jahrhundert hat man es zum Handel, zur Umsegelung der Kontinente und für Entdeckungsfahrten eingesetzt. Der Rumpf ist aus Fichte und Eiche gebaut, 23 Meter lang und an der breitesten Stelle über sechseinhalb Meter. Die Caravelle ist mit zwei Masten und zwei Segeln bestückt“, können wir auf einem Schild vor dem eindrucksvollen Schiff lesen, während liebliche Musik in unsere Ohren dringt. Ein auf einer Konzertorgel, wie sie früher in Kinos zur Begleitung von Stummfilmen eingesetzt worden ist, spielender Mann lässt seine teils schmissigen, teils einschmeichelnden Melodien in der modernen hohen Halle erklingen, die um das Schiff herum gebaut worden ist.
Zum 500. Jahrestag des ersten Kontaktes zwischen dem südlichen Afrika und der westlichen Welt und damit des Beginns von Handel und Christianisierung wurde eine Woche lang ein nationales Fest abgehalten. Als wir voller Interesse durch das „Schiffsmuseum“ schlendern, fallen mir neben gut gemachten Schautafeln über die Geschichte der damaligen Zeit auch einige kritische Bilder auf.
Da wird
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