Südafrika. Einmal Kap und zurück (Erlebnis südliches Afrika: Reisen in der Republik Südafrika, in Namibia, Zimbabwe, Botswana und Swaziland) (German Edition)
eine Schaufel nach der anderen in den glühenden Höllenschlund der Lok wirft.
Bei der Weiterfahrt nach Knysna stehen ab und zu kleine Eukalyptuswäldchen am Streckenrand. Die im vorher erwähnten Buch beschriebenen Gelbholz- und Stinkholzbäume sind hier fast ganz verschwunden. Früher muss es von diesen stolzen Bäumen, die sehr lange brauchen, um zu wachsen, nur so gewimmelt haben. Als die Holzfäller alles abgeholzt hatten, wurde schnell wachsender Eukalyptus nachgepflanzt. Näheres kann in dem spannenden einfühlsamen Roman nachgelesen werden (siehe Literaturverzeichnis).
Es ist nach wie vor bewölkt. Nur zeitweise kommt die Sonne durch. Auf einer langen Brücke, die über zwei Inseln die Ufer der Knysna-Lagune verbindet, erreichen wir den kleinen Bahnhof unseres Ziels. George Rex, britischer Einwanderer und Gründer von Knysna (gesprochen Naisna) ist längst eine legendäre Figur geworden. Es wird behauptet, er stamme vom britischen Königshaus ab. Nicht sagenumwoben ist es, dass er schon in den ersten Jahren des 19. Jahrhunderts die für die Zukunft der Stadt wichtige Holzindustrie begründete, die allerdings auch einen schweren und nicht wieder gutzumachenden Schaden an der Umwelt im einst Wald- und elefantenreichen Knysna-Wald anrichtete.
Der Durchstich von der Lagune zum Indischen Ozean wird links und rechts von hohen, mit Flechten bewachsenen Felsen aus Sandstein, den „Heads“ (=Köpfe) begleitet. Viele Schiffe, die die gefährliche Einfahrt in die Lagune benutzten, kenterten und mussten auf die Seite geräumt werden. Das Stadtzentrum, in dem lebhafter Autoverkehr herrscht, liegt beim Bahnhof gleich um die Ecke. In einem supermodernen, wohl erst kürzlich erbauten Einkaufszentrum, lassen wir uns beim Italiener ein Eis schmecken und sitzen schon bald darauf wieder im Zug zurück nach George. Die Abfahrt wird mit einem schrillen Laut aus der Dampfpfeife angekündigt, und schnaubend setzt sich das stählerne Ungetüm in Bewegung. Die Sonne scheint, wir sind bester Laune. Übermütig winken wir wild den Ruder- und Segelbooten zu, deren Besatzungen zusehen, wie wir auf der schmalen Brücke die Lagune überqueren. Die aus dem Fenster fallende Brille kann ich nicht mehr ergreifen. Ich sehe sie auf den Steinen des Bahndamms zersplittern. Mist! Beinahe blind. Hoffentlich habe ich die Ersatzbrille im Auto, sonst muss meine Frau die restlichen 1.800 Kilometer bis Pretoria am Steuer sitzen. Vielleicht finde ich wenigstens das Gestell wieder, wenn wir in den nächsten Tagen mit dem Wagen durch Knysna kommen.
Es wird spürbar kühler. Dicke Regenwolken. Über Brücken, Lagunen, entlang an Salzwasserseen mit den Namen „Langvlei“, „Rondevlei“ und „Swartvlei“ erreichen wir wieder Wilderness, einen kleinen Ort voller Blumen. Er liegt an der gleichnamigen Lagune, die der Touw-River bei der Mündung in den Indischen Ozean gebildet hat.
Bei der letzten Lagune, die mit zwei Campingplätzchen und Ferienhäusern bunt gesprenkelt ist, verlassen wir den Indischen Ozean. Menschen aller Hautfarben wandern am Schienenstrang entlang. Weil es nun zu regnen anfängt, schützen sie sich mit allerhand möglichen und unmöglichen Bedeckungen. Im Handschuhfach des Autos finde ich meine Ersatzbrille: Glück im Unglück! Mit einem „mongolischen Essen“ beschließen wir den erlebnisreichen Tag. Dabei müssen in einem Schüsselchen verschiedene Zutaten eines Buffets gemischt werden, die dann von einem an einer heißen Platte stehenden Bediensteten in Minutenschnelle gegart werden.
Wanderung durch die Outeniqua-Berge
Tags drauf beschließen wir, da das Wetter mitmacht, in den Wäldern der Outeniqua-Berge zu wandern. So haben wir wenigstens einen kleinen Eindruck, wie der Urwald zur Zeit von George Rex und den berühmten Knysna-Elefanten gewesen sein muss. Ein bequemer Wanderpfad führt uns einige Stunden in den dämmrigen Dschungel der „Groeneweide“, durchströmt von hell plätschernden Bächlein. Auf der Heimfahrt genießen wir, diesmal vom Wagen aus, die herrliche Landschaft, durch die wir gestern mit der Dampflok gefahren sind, und stürzen uns bei Wilderness mit einem in George gekauften Wellengleit-Brett in die Fluten des Meeres, die sich in wildem Gischt am Ufer brechen. Ein starker Wind, wie schon zur Genüge bekannt an der Küste dieses Ozeans, und die hereinbrechende Abenddämmerung treiben uns zurück zum Campingplatz in George.
Bei klarer Sicht und warmem Wetter- kein Wölkchen ist am Firmament zu sehen -
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