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Süden und das grüne Haar des Todes

Süden und das grüne Haar des Todes

Titel: Süden und das grüne Haar des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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Halmar kannte .
    Außerdem sollte Sonja Einzelheiten über die Bekanntschaft zwischen dem von Max Bregenz als Schmarrn-Beni bezeichneten Gabriel Seberg und der Familie Kron herausfinden. Und noch an der Wohnungstür im ersten Stock des Hauses an der Kazmairstraße war ich mir nicht sicher gewesen, ob meine Vermutung stimmte. Erst die überstürzte Flucht der Schülerin öffnete mir die Tür, von der ich sofort nach dem Telefonat gewusst hatte, dass sie existierte – und dass sie uns Zutritt zu einem Raum verschaffen würde, der aus Dunkelheit bestand. Wie lange wir uns – behutsam Schritt für Schritt, an undurchdringlichen Wänden entlang – voranzutasten hätten, bis wir die Konturen der Welt von Babette Halmar oder wie immer sie heißen mochte erkennen konnten, war noch völlig ungewiss. Wie so oft. Doch für das, was sich in diesem Fall schließlich offenbarte, hätte unser professionelles Ahnen niemals ausgereicht .
    »Erst möcht ich wissen, worauf Sie hinaus wollen«, sagte Lore Vogelsang. »Vorher erfahren Sie gar nichts von meiner Familie.« Uneingeschüchtert erwiderte sie meinen Blick, dann sagte sie: »Und wir gehen jetzt nach unten, sonst ruf ich unseren Anwalt an.«
    »Rufen Sie ihn an«, sagte ich. »Ich rede in diesem Zimmer mit Ihnen.«
    »Warum denn?«, sagte sie laut.
    »Ihre Mutter behauptet, die verschwundene Frau, deren Foto heute in den Zeitungen abgebildet ist und die Ihre Tochter wiedererkannt hat, sehe aus wie ihre Schwester . Hat Ihre Mutter eine Schwester?«
    Im ersten Moment dachte ich, sie würde anfangen zu lachen. Sie nahm eine Hand aus der Hosentasche und kratzte sich mit einem beinah abfälligen Blick auf mich am Kinn, wie ein Kind, wie jemand, der dabei ist, jede Ernsthaftigkeit zu verlieren. Ich störte sie nicht dabei. Ich drehte mich um, ging zum Fenster, sah hinunter in den Hof, wo jemand sein Auto aus der Garage rangierte, unbeholfen, denn der Wagen blieb mehrmals ruckartig stehen, und der Motor ging aus.
    Als ich mich umwandte, stand Lore Vogelsang nicht mehr an der Tür. Aus dem Parterre hörte ich ihre Stimme, sie telefonierte. Ich lehnte mich gegen das Fenster. Kalte, feuchte Luft zog durch die Ritzen herein. Nach einer Weile verstummte die Stimme im Erdgeschoss. Da ich kein Geräusch hörte, ging ich zum Bett und schlug die Decke zurück. Massenhaft Parfümflakons, CDs und fabrikneue Walkmen mit Kopfhörern bedeckten das weiße Laken, eindeutig gesammeltes Diebesgut. Ich deckte die Sachen wieder zu und probierte den klobigen Hocker vor dem Schreibtisch aus. Fast wäre ich mit ihm umgekippt. Entgegen seinem Aussehen stand das Ding auf äußerst wackligen Beinen, von denen noch dazu zwei locker waren .
    »Mein Mann kommt gleich.« Lore Vogelsang tauchte in der Tür auf, ein Glas Wasser in der Hand. Sie trank einen Schluck und stellte das Glas auf ein Regal, nachdem sie mehrere Hefte beiseite geschoben hatte. »Meine Mutter behauptet also, die Frau in der Zeitung ist ihre Schwester.«
    Ich schwieg.
    »Dann muss ich Ihnen sagen, meine Mutter hat keine Schwester. Wenn sie nämlich eine hätte, wüsste ich es, oder? Dann hätt ich eine Tante. Ich hab aber keine Tante.«
    »Das bedeutet«, sagte ich, »Ihre Mutter hat uns einen Schmarrn erzählt.«
    Es war nur ein karger Versuch. Aber vielleicht löste das Wort doch eine Erinnerung bei ihr aus .
    »Mir kommt es eher so vor, als hätten Sie krampfhaft nach einem Vorwand gesucht, meine Tochter zur Rede zu stellen. Ziemlich missglückt, find ich.« Sie wollte nach dem Glas greifen, zog die Hand aber wieder zurück. Wenn ich mich nicht täuschte, änderte sich – wodurch auch immer – schlagartig ihre flüchtige Stimmung aus Couragiertheit und Entschlossenheit. Und bedrückt lehnte sie sich gegen den Türrahmen, mit hängenden Schultern und den Händen wieder tief in den Jeanstaschen. »Was solls?« Und mit einem Seufzer: »Dann sagen Sie halt endlich, was Sie wollen. Ich bin etwas müd heut. Müd.«
    »Und ich bin irritiert«, sagte ich. Dann ging ich auf sie zu .
    Sie verfolgte meine Schritte mit Unbehagen. Ich ging an ihr vorbei und stellte mich vor das Treppengeländer .
    »Warum hat Ihre Mutter ihre Schwester verschwiegen?«
    »Ich glaub das nicht.« Lore Vogelsang sah zum Bett, und ich vermutete, sie bemerkte die Veränderung.
    »Ihre Mutter hat uns angerufen«, sagte ich. »Obwohl die Frau in der Zeitung anders heißt. Ihre Tante müsste, falls sie nicht geheiratet hat, Ruth Kron heißen und nicht Babette

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