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Süden und das grüne Haar des Todes

Süden und das grüne Haar des Todes

Titel: Süden und das grüne Haar des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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gefragt, sie sagt, von spazieren gehen, sie hat gesehen Name, Ida, hat ihr gefallen, hat sie an etwas erinnert.«
    »An was hat der Name sie erinnert?«
    »Weiß nicht, hab nicht gefragt. Oder hab vergessen . Möchten Sie Tee?«
    Ich sagte: »Ich hätte gern die Nummer von Mischa.«
     
    Martin dachte nach, schwenkte das Bier so lange im Glas, bis eine halbwegs erkennbare Schaumkrone entstand, und sagte: »Er darf das.« Dann trank er, blickte ins Glas und trank es aus. »Du hast kein Recht, ihn zum Reden zu zwingen.«
    Ich schwieg.
    Die Bedienung brachte den Nachschub und erinnerte uns daran, dass das Lokal in einer halben Stunde geschlossen werde.
    »Vorher nehmen wir noch eins«, sagte Martin .
    »Jetzt trinkst erst mal das«, sagte die Bedienung.
    »Wo man auch hingeht«, sagte Martin, »überall ist München. Möge es nützen!«
    Wir stießen an, tranken, und unsere Blicke trafen sich für einen Moment.
    »Ich hab jetzt Urlaub!«, sagte er. »Ich kann leicht noch eins trinken.«
    Dann schwiegen wir. Ich sah das Foto vor mir, das uns Maria Seberg unter Protest überlassen hatte, und ich sah das freudige Gesicht von Ibrahim Söruk, als er mit dem Finger darauf klopfte und rief: »Der Mann! Ich erkenne! Wo kommt Foto her? Ja, das ist Mann mit ehrenwerter Dame!«
     
    Wir hatten das Foto in die Wohnung Am Lilienberg zurückgebracht, und wir standen vor der geschlossenen Tür des Schlafzimmers, und Maria Seberg sagte: »Da lass ich Sie nicht rein, da müssten Sie mich schon mit Gewalt wegtragen. Sie haben hier nichts zu suchen. Ich weiß nicht, wo die Frau Halmar ist, ich hab nichts mit ihrem Verschwinden zu tun, und mein Mann auch nicht.«
    Und ich sagte: »Ihr Mann und Frau Halmar, die Ruth Kron heißt, wie Sie wissen, haben sich in einer Pension getroffen. Ihr Mann hat auf jeden Fall etwas mit dem Verschwinden von Frau Kron zu tun.«
    Und Maria Seberg sagte: »Es gibt Dinge, die gehen niemanden was an. Auch nicht die Polizei. Ich hoffe, dass Frau Halmar nichts zugestoßen ist, aber sonst haben wir nichts mit ihr zu tun.«
    Und Sonja sagte: »Sie heißt Ruth Kron.«
    Und ich sagte: »Ich möchte, dass Sie und Ihr Mann morgen früh um zehn Uhr ins Dezernat kommen, wo wir eine offizielle Zeugenbefragung mit Ihnen durchführen werden.«
    »Da können Sie lange warten«, sagte Frau Seberg.
     
    »Und dann ist sie doch gekommen«, sagte Martin .
    »Allein, ohne ihren Mann. Und sie ist vollkommen erschrocken, als Emmi und Max Bregenz auftauchten. Sie war so fassungslos, dass sie verstummt ist. Sie sind alle verstummt. Wir haben im Vernehmungsraum bei der Tür gestanden, und niemand hat sich bewegt. Und gerade, als ich sie auffordern wollte sich zu setzen, sagt Max Bregenz, der bei der Begrüßung keinen Laut von sich gegeben hat: ›Kommt der Schmarrn-Beni etwa auch noch?‹«

12
    M it Mühe war es mir gelungen, Erika Haberl, die Sekretärin der Vermisstenstelle, zu überreden, an diesem Sonntag eine Zeugenvernehmung zu protokollieren .
    Bei einer Absage, mit der ich durchaus rechnen musste hätte ich Freya Epp gefragt, die erst einmal als Schreibkraft fungiert hatte, allerdings mit einer ebenso konzentrierten und distanzierten Einstellung wie Erika Haberl .
    Angesichts der ungewöhnlichen Dreier- beziehungsweise Fünferkonstellation war ich froh, dass die Sekretärin zugesagt hatte. Aufgrund ihrer Erfahrung zeigte sie auch bei den aberwitzigsten oder fürchterlichsten Aussagen keinerlei Reaktion, was nur die wenigsten Schreibkräfte schafften.
    Kaum hatten sich Maria Seberg, Max Bregenz und Sonja an den Tisch gesetzt – Frau Bregenz und ich blieben stehen, sie in der Nähe der Tür, hinter dem Stuhl ihres Mannes, ich beim Fenster –, begann Maria Seberg in ihrer eigentümlichen Art mit dem Kopf zu zucken, und jeder von uns sah hin.
    »Wir können uns den Aufwand sparen«, sagte die zierliche alte Frau mit der Ponyfrisur. »Ich werd eine Aussage machen und wieder gehen. Was die beiden Herrschaften hier wollen, weiß ich nicht, will ich auch nicht wissen.«
    Einander vorgestellt hatte ich sie bereits in meinem Büro, und sie hatten sich kühl die Hände gegeben. Jetzt wollte ich ihnen ausführlicher als vorhin die Situation erklären .
    Doch Maria Seberg schnitt mir das Wort ab.
    »Das ist jetzt nicht mehr wichtig, Herr Kommissar«, sagte sie und zögerte. »Soll ich langsamer sprechen?«
    »Sprechen Sie, wie Sie möchten«, sagte Erika Haberl und warf mir einen Blick zu .
    »Mein Mann hat Frau Kron getroffen, weil sie

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