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Süden und das grüne Haar des Todes

Süden und das grüne Haar des Todes

Titel: Süden und das grüne Haar des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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frische Wurst, Käse, Eier, wenn Sie möchten auch Müsli, für die Dame.«
    »Nein, danke«, sagte Sonja Feyerabend. »Der Mann, den Sie gesehen haben, der war krank?«
    »Krank, ja«, sagte Söruk. »Sehr langsam gegangen, gut gekleidet, Mantel, Hut. Aber sehr alt. Hat Stock zum Gehen. Und oft die Hand hier …« Er hielt seine Hand an die linke Brustseite. »Scheint mir, er hat Schmerzen gehabt, starke Schmerzen. Wenig gesprochen. Grüß Gott, das war alles. Beim Gehen auf Wiederschaun.«
    »Wann am Sonntag ist er gegangen?«, sagte ich .
    »Vormittag, halb elf, elf. Hut, Mantel. Stock auch. Er ist nicht wiedergekommen.«
    »Hatte er eine Tasche dabei?«, sagte Sonja .
    »Plastiktüte. Nicht wie Frau Tasche. Nichts dabei.«
    »Und die beiden haben Ihre Pension in der Nacht nicht verlassen«, sagte ich.
    Söruk deutete wieder auf das Bett. »Nein. Ich bin wach bis zwei Uhr, niemand ist gegangen, ein Gast ist gekommen, um halb zwei. Sehr betrunken, sehr lustig. Zu viel Starkbier.«
    Unter seinem Schnurrbart wieselte ein Grinsen vorbei .
    »Und die Frau hat den Namen des Mannes nicht genannt«, sagte ich.
    »Nein, bestimmt nicht. Schwöre.«
    »Was hat die Frau getan, nachdem der Mann gegangen war?«, sagte Sonja und zupfte sich mit Daumen und Zeigefinger an der Nase. Ansonsten nahm sie ihre Hände nicht aus der Manteltasche. Die Abschätzigkeit in ihrem Blick war nicht zu übersehen, zumindest nicht für mich .
    »Ist im Zimmer geblieben«, sagte der Wirt.
    »Den ganzen Tag?«, sagte Sonja.
    »Den ganzen Tag. Mischa sagt, sie hat weinen gehört, die Dame. Mischa ist Zimmermädchen aus Ukraine, sehr zuverlässig, seit drei Jahren bei mir. Hat legale Aufenthaltsgenehmigung, alle Papiere in Ordnung. Ist verheiratet mit deutschem Mann, Kfz-Mechaniker, Landsberger Straße.«
    »Wann hat Mischa die Frau weinen hören?«, sagte Sonja .
    »Am Sonntag«, sagte Söruk und sah mich an. »Sie hat geputzt nebenan. Hat sie weinen gehört, hat geklopft und gefragt, was ist. Die alte Dame hat geantwortet, alles okay, nur ein wenig traurig. Dann sie hat aufgehört zu weinen, hat Mischa gesagt.«
    »Ich würde gern mit Mischa sprechen«, sagte ich .
    »Telefonnummer unten«, sagte Söruk. »Soll ich holen? Sie können gleich mit Handy anrufen bei ihr, hat frei heute, heute macht meine Frau und ihre Schwester sauber. Mischa hat zwei Tage frei in der Woche, heute und gestern, normal Samstag, aber sie hat Besuch. Ich hol Telefonnummer sofort.«
    »Später«, sagte ich. »Wir haben kein Handy.«
    Söruk grinste. »Kein Handy bei Polizei? Warum nicht?«
    »Wir kommen auch so zusammen«, sagte ich. »Frau Halmar ist am Sonntag im Zimmer geblieben, hat sie nichts gegessen?«
    »Nicht bei mir.«
    »Kein Frühstück?«, sagte Sonja. »Kein Müsli?«
    »Nichts gegessen«, sagte Söruk mit einem schnellen Blick auf Sonja. »Nichts gegessen, nichts getrunken. Einige Gäste bringen Getränke mit, sie auch, kann sein.«
    »Mischa hat keine leeren Flaschen gefunden«, sagte ich .
    »Weiß nicht«, sagte Söruk. »Müssen Sie fragen.«
    »Und am Sonntag hat Frau Halmar gegen Mittag das Hotel verlassen«, sagte Sonja und schniefte .
    »Wie ich Ihnen erklärt, ja, mittags, hat sich bedankt und dann weg, sehr höflich bedankt. Und gut gerochen.«
    »Bitte?«, sagte Sonja.
    »Duft, sie hat Duft genommen, Parfüm, sehr schönes Parfüm.«
    »Haben Sie sie nicht gefragt, wie es ihr gefallen hat?«, sagte ich. »Und wie es ihrem Begleiter geht?«
    »Doch.« Verlegen kratzte sich Söruk an der Wange. Er war ein dünner Mann Mitte fünfzig, in einem dunklen Cordsakko und schwarzen Stoffhosen, der wenig Aufhebens um seine Person zu machen schien. »Ich habe gefragt, sie hat gesagt, gut. Gut. Geht gut, Mann, und ihr hat gut gefallen. Ich habe gemerkt, nicht fragen, ist besser, sie will nicht sprechen, dann frage ich nicht. Ich kenne Gäste, wenn reden wollen, ich rede, wenn nicht, ich still. Frau sagt, geheim, ich entschuldige mich für Frage, sie sagt danke, viele Male: danke. Ich sage auch danke. Dann sie geht. Ich habe nicht gewusst, dass sie von der Polizei gesucht wird, nichts gelesen in Zeitung.«
    »Wie viele Gäste waren an dem Wochenende bei Ihnen?«, sagte ich.
    »Großes Buch, kann ich holen. Nicht viele. Drei, vier . Am Wochenende meist nicht viele Gäste. Alle bei Familie.«
    Als wir das Zimmer verließen und Sonja eilig die Treppe hinunterging, sagte ich: »Woher kannte Frau Halmar Ihre Pension, Herr Söruk?«
    »Ja«, sagte er. »Hab ich

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