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Süden und der Mann im langen schwarzen Mantel

Süden und der Mann im langen schwarzen Mantel

Titel: Süden und der Mann im langen schwarzen Mantel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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ihm jemand gemeldet hat, auf den die Beschreibung passt. Sie hätten ja auch ein Reporter sein können, Kollege Süden.«
    »Unbedingt«, sagte ich.
    »Genau«, sagte Pulk.
    »Sache damit erledigt«, wiederholte Hoferer. »Ich hab Sie jetzt gleich wiedererkannt, Sie sind ja ein ziemlich prominenter Kollege, oft in der Zeitung, blitzsaubere Fahndungserfolge. Sind Sie neuerdings in den Fall involviert?«
    »Nein«, sagte ich. »Wir sind nur privat hier.«
    »Was Neues in dem Fall?«, sagte Martin .
    Ich dachte, vielleicht sollte er demnächst seinen Rollkragenpullover wechseln, er dünstete zu viele Gasthäuser aus, mehr passten einfach nicht mehr in das Polyester .
    »Noch geheim«, sagte Hoferer. »Wir sollen uns den Friseur noch mal vornehmen. Große Aktion, morgendliche Festnahme, Pressekonferenz, Verhör in der Soko. Für uns gehts nur ums Abholen. Aber wir kriegen Verstärkung, für alle Fälle. Morgen oder übermorgen. Idee von Marienfeld. Soviel wir erfahren haben, gehen die Meinungen über den Zugriff auseinander.«
    Elmar Marienfeld leitete die Sonderkommission, und ich wunderte mich ein wenig, dass er nach wie vor das Vertrauen des Ministers genoss, obwohl sein Team seit einem Jahr keine konkreten Erkenntnisse vorzuweisen hatte. Gewöhnlich wechselte unser oberster Dienstherr bei erfolglosen Fahndungen, besonders wenn es sich um Kindsvermissungen handelte, den verantwortlichen Kommissar früher oder später aus .
    »Der Friseur hat doch nichts damit zu tun!«, sagte Pulk und hob die Stimme. Sein Kopf zuckte. Kurioserweise sprach er trotz seiner Erregung niemanden direkt an.
    Grimmig schaute er sowohl an Hoferer als auch an Martin und mir vorbei. »Dem Niko wollt von Anfang an jemand was anhängen. Der ist da mit seinem Range Rover rumgefahren, und das war alles! Er hat mit der Frau von dem Anwalt gepennt, das war sein Fehler, sonst nichts! Wenn ich den jetzt persönlich verhaften soll, kotz ich dem Marienfeld auf seinen Anzug.«
    »Wir verhaften ihn nicht«, sagte Hoferer. Es war ihm anzumerken, dass er die Ausbrüche seines Kollegen längst kannte, er lächelte milde und schüttelte den Kopf. »Wir besuchen ihn und laden ihn vor, als Zeugen, wieder mal . Ich kann den Marienfeld verstehen, der muss was vorweisen am Jahrestag, und ganz sauber ist die Sache nicht, das weißt du doch.«
    »Der Niko ist ein Bauernopfer.« Wieder zupfte Pulk an seiner rechten Braue, dann wandte er sich zum Gehen .
    »Und jetzt ist Feierabend, servus, Kollegen.«
    »Ist Nikolaus Krapp hier?«, sagte ich .
    »Zwei Kollegen aus der Soko observieren ihn seit einer Woche«, sagte Hoferer. »Er ist praktisch jede Nacht bei der Sissi, der gehört die Kneipe am Ortsausgang, da darf er bleiben und wird nicht blöd angemacht von den Leuten. Manche im Dorf glauben unbeirrbar, er hat was mit der Anna zu tun.«
    »Das sind Arschgeigen!«, sagte Pulk und verschwand in der Gaststätte.
    »Sie kennen ja wahrscheinlich die Berichte«, sagte Hoferer und lupfte die Mütze. Er hatte kaum noch Haare. »Da war absolut nichts. Keine Spuren von Anna weit und breit. Wir haben das Auto drei Mal auseinander genommen, blitzsauber alles. Die Aussage der Zeugin war halt spektakulär, leider nicht stichhaltig auf die Dauer. Ihr seid erfahrene Vermisstenfahnder, Kollegen, was denkt ihr über die Sache? Jemand hat das Mädchen mitgenommen und getötet, oder gibts eine andere Möglichkeit?«
    »Der Vater hat mir Unterlagen zu lesen gegeben, die er gesammelt hat«, sagte ich. »Demnach können wir einen Unfall ausschließen.«
    »Die Akten kenn ich, ich hab sie auch schon in der Hand gehabt, der Vater hält sich daran fest, das ist verständlich. Anfangs hat der Marienfeld allen Ernstes auch den Jagoda im Visier gehabt, er ist observiert worden, haben Sie das gewusst?«
    »Natürlich nicht«, sagte ich.
    »Mit welchem Recht wurde er observiert?«, sagte Martin .
    »Fragen Sie den Kollegen Marienfeld. Lang hält sich der nicht mehr, die Zeitungsartikel am Montag möcht ich gar nicht lesen. Schlimme Sache, seien Sie froh, dass Sie nichts damit zu tun haben! Ich muss los. Entschuldigen Sie die Störung, Kollegen! Eltern sind halt schnell beunruhigt in so Zeiten, kann man ihnen nicht verdenken.«
    »Nein«, sagte ich.
    Xaver Hoferer ging, und wir setzten uns wieder. Kurz darauf kam Irmi auf die Terrasse .
    »Haben Sie falsch geparkt?«, sagte sie .
    »Nein«, sagte ich. »Wir nehmen noch zwei Helle, bitte.«
    »Wollen Sie was essen?«
    »Ja«, sagte ich.
    »Nein«,

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