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Süden und die Stimme der Angst: Roman (German Edition)

Süden und die Stimme der Angst: Roman (German Edition)

Titel: Süden und die Stimme der Angst: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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Mann die in die Hände, würde sie ihn erschießen.
    Lautes Klirren und Scheppern zerriss das Schweigen. Sie zuckte zusammen. Glitt mit den Händen am Stuhl ab und konnte sich gerade noch festhalten, ehe sie mit dem Körper vornüberkippte.
    Niklas Schilff hatte den Einband aufs Küchenbord gefeuert und Gläser und Tassen zertrümmert. Eine der Keramikscherben traf Ariane im Nacken. In einem Reflex schlug sie mit der Hand nach ihr wie nach einer Fliege.
    »Du hast mich angesteckt«, schrie Schilff. Und stand auf.
    Sie wollte auch aufstehen. Und fürchtete eine falsche Bewegung zu machen. Anstatt sich einen Ruck zu geben, duckte sie sich. Und hakte ihre Füße am Stuhlbein fest. Kreuzte sie und drückte sie fest gegen das Holz, als habe sie auf diese Weise einen besseren Halt. Als sei so ihr Widerstand stärker. An diese absurden Gedanken erinnerte sie sich schon nach fünf Sekunden nicht mehr.
    Gerade noch stand Schilff vor ihr. Stinkend. Da hob er das rechte Bein. Winkelte es an. Und trat zu. Trat gegen den Stuhl. Zwischen ihre Beine gegen den Sitz. Und der Stuhl sauste wie von einer Schnur gezogen nach hinten. Erwischte mit der Lehne den Türrahmen. Und kippte um. Und schleuderte Ariane mit dem Kopf voran gegen die Wand.
    Schilff beugte sich über sie.
    Sie war ohnmächtig. In ihren kurz geschnittenen Haaren bemerkte er ein blutiges Rinnsal. Sie atmete noch. Das sah er, ohne sich bücken zu müssen.
    »Du bist tot«, sagte er.
    Dann ging er ins Schlafzimmer. Zog sich an. Die Kleider hatte er auf dem Boden verstreut. Wann, wie, wusste er nicht mehr. Was er getan hatte, das wusste er noch. Er drehte sich um. Machte einen Schritt in Richtung Flur. Und spuckte aus. Der Speichel landete auf Arianes T-Shirt, das hochgerutscht war.
    Nachdem er die Schuhe angezogen hatte, ging er in die Küche. Er fand ein Paar rosafarbene Gummihandschuhe. Nahm den Plastikkübel, der unter der Spüle stand, füllte ihn mit Wasser und fing an, mit einem Schwamm das Blut vom Boden zu wischen.
    Dann ließ er frisches Wasser in den Kübel laufen. Und beobachtete Ariane, die reglos dalag.
    »Du bist tot«, sagte er. Stieg über sie, um wieder ins Schlafzimmer zu gehen, wo er das Bettgestell säuberte.
    Nach einer halben Stunde hatte er alles gründlich abgewischt. Und die Scherben zusammengekehrt. Und das Papier.
    Auf einem Regal entdeckte er eine Rolle grauer Müllsäcke. Er riss einen davon ab und verstaute den Kübel mit den Scherben und dem Papier, die Gummihandschuhe und das blutverschmierte Bettzeug darin. Im Flur lagen schwarze Lederhandschuhe, die ihm zu klein waren. Er zwängte seine Finger hinein.
    »Du bist tot«, sagte er zum dritten Mal.
    Ariane war aus der Bewusstlosigkeit erwacht und hatte die Augen geöffnet.
    »Drei Monate«, sagte er. Im Schreibtisch fand er eine Rolle Paketschnur und das braune Klebeband, über das er sich besonders freute. Er fesselte Arianes Beine und Hände. Die Schnüre verknotete er so fest, dass sie sich nicht bewegen konnte. Anschließend schleifte er sie zum Fenster und befestigte das Ende der Schnur an der Heizung.
    »Willst du noch was sagen?«
    Langsam und zitternd bewegte sie die Lippen.
    »Hab’s mir überlegt«, sagte Schilff. Mit dem kleinen Messer, das er neben Arianes Bett gefunden hatte, schnitt er einen Streifen Klebeband ab. Und verschloss damit Arianes Mund.
    Sie starrte ihn an. Blinzelnd. Er wischte den Griff des Messers an seinem Hemd ab. Grinste. Warf das Messer in eine halb herausgezogene Schublade. Und kniete sich neben Arianes Kopf.
    »Ich hol ein Auto, dann gehen wir hier weg«, sagte er. Sie hörte ihn sprechen. Sie wollte ihm sagen, dass sie Angst habe zu ersticken. Dann hoffte sie, wieder ohnmächtig zu werden. Sie drückte die Augen fest zu, damit das Blinzeln aufhörte.
    »Morgen mach ich einen Test. Der wird negativ sein. Und in drei Monaten mach ich noch einen Test. Und wenn du mich angesteckt hast, bring ich dich um. Und dann mich.«
    Sie wollte sagen: Wieso denn?
    Sie wollte sagen: Man muss nicht sterben, wenn man das Virus hat.
    Sie wollte sagen: Sie sind selber schuld.
    Sie wollte sagen: Auch ich bin selber schuld.
    Sie wollte sagen: Was hab ich Ihnen angetan?
    Er packte ihren Kopf. Derselbe Griff wie vorhin. Und zog ihn zu sich hoch. Und sie dachte, jetzt zerbricht mein Schädel. Und er ließ sie wieder los.
    Sie war viel zu überrascht, um zu reagieren. Sie schlug mit dem Hinterkopf auf dem Steinboden auf. Der Aufprall entfachte einen Knochenbrand in ihr. Sie glaubte

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