Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Suehne

Suehne

Titel: Suehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
Vom Netzwerk:
gegangen. Beim zweiten Mal hatte er es mit einer Ausbilderin zu tun gehabt. Als er sie erblickte, hatte er sofort gewusst, was für ein Spiel seine Gegner spielten. Die Tussi hatte sogar einen Helm und eine schusssichere Weste getragen. Die ganze Zeit hatte sie hinter ihm gestanden und ihm gesagt, was er zu tun hatte. Bäckström hatte nicht den Nerv gehabt, hinzuhören. Wie hätte er das auch tun sollen? Er hatte sich wie angewiesen bereits den Gehörschutz aufgesetzt. Jetzt versuchte er sich auf die eigentliche Aufgabe zu konzentrieren. Er hob seine Waffe, zielte sorgfältig und schloss das linke Auge. Er kniff sogar noch das rechte Auge halb zu und gab erst dann eine Salve auf den Pappkameraden vor sich ab.
    Bestens, dachte Bäckström, als er eine Minute später das Ergebnis betrachtete. Zumindest die Hälfte der Kugeln hatte getroffen, und obwohl er kein Mediziner war, sah er sofort, dass der überwiegende Anteil davon tödlich gewesen wäre.
    »Wo kann ich mir jetzt meine Dienstwaffe abholen?«, fragte Bäckström.
    Erst schüttelte die Ausbilderin nur den Kopf. Sie hatte dieselbe Gesichtsfarbe wie ihr Kollege beim Mal davor, und als sie etwas sagte, klang sie genauso wie dieser:
    »Ein schwedischer Polizeibeamter, der angegriffen wird und sich dem Risiko schwerer Gewalt ausgesetzt sieht, ich spreche von einer so genannten akuten Krisensituation, soll auf die Beine des Angreifers schießen und zwar unterhalb des Knies, da selbst ein Treffer im Oberschenkel tödlich sein kann.«
    »Korrigiere mich, falls ich unrecht habe«, meinte Bäckström. »Wenn also ein Irrer mit dem Messer auf dich losgeht, dann versuchst du, ihm ins Knie zu schießen.« »Ich versuche, unterhalb des Knies zu treffen«, berichtigte ihn die Ausbilderin. »Ganz richtig, das steht so in den Vorschriften.«
    »Wahrscheinlich sollte ich ihn auch noch fragen, ob er nicht noch eine Umarmung und einen Kuss von mir will«, meinte Bäckström grinsend. Kopfschüttelnd hatte er sich dann vom Acker gemacht. Als er wieder im Taxi saß, rief er sofort seinen Cousin an, der Funktionär bei der Polizeigewerkschaft war.
    »Dein Arbeitgeber verweigert dir also immer noch das Recht auf deine kleine Sigge«, stellte der Cousin fest, und seine Stimme klang plötzlich so blutrünstig, wie Bäckström sich fühlte.
    »Genau«, sagte Bäckström. »Und was wirst du gegen die Scheißkerle unternehmen?« Sein Verwandter versicherte, nichts unversucht zu lassen. Er wollte sich an eine alte, zuverlässige Kraft wenden, die früher Vertrauensmann gewesen war, aber jetzt als Waffenausbilder an der Polizeihochschule arbeitete. Das gab ihm das Recht, alle nötigen Zeugnisse auszustellen.
    »Ich rede mit ihm, dann ruft er dich wegen eines Termins an«, sagte der Cousin.
    »Gibt es noch etwas, woran ich denken muss?«, fragte Bäckström. »Bring ihm eine Flasche mit«, erwiderte sein Cousin.
    Um Zeit zu sparen, überreichte ihm Bäckström auf dem Schießplatz der Polizeihochschule als Allererstes eine Flasche seines besten Maltwhiskys.
    »Vielen, vielen Dank«, sagte die zuverlässige Kraft und leckte sich die Lippen. »Dann ist es vielleicht an der Zeit, sich der kleinen Sigge zuzuwenden«, meinte er und reichte Bäckström seine eigene Sig Sauer.
    »Spürst du es?«, fragte er und nickte Bäckström zu, der die Waffe in der Hand wog. »Was?«, fragte dieser.
    »Man wird eigentlich nur dann richtig scharf, wenn man die kleine Sigge in der Hand hält«, meinte der Ausbilder und sah ebenso glücklich aus wie in dem Augenblick, als ihm Bäckström das Geschenk überreicht hatte.
    Hat wahrscheinlich nicht alle Tassen im Schrank, dachte Bäckström. Dann zielte er genau und schloss sicherheitshalber das linke Auge und kniff das rechte zusammen und feuerte wie immer eine gezielte Salve ab. Er traf, wo er immer traf.
    »Alle Achtung, Bäckström«, sagte sein Ausbilder, dem es schwer fiel, seine Bewunderung zu unterdrücken. »Da hast du es ihnen aber gegeben.« Bevor sich Bäckström mit dem Zeugnis in der Tasche verabschiedete, gab ihm sein neuer Freund noch ein paar Ratschläge mit auf den Weg. »Mir kam da noch ein Gedanke, Bäckström ... « »Und?«
    »Obwohl du nach unten zielst, triffst du recht weit oben, um es einmal so auszudrücken.« »Tja«, erwiderte Bäckström.
    »Vielleicht solltest du erwägen, auf die Erde direkt vor dem Angreifer zu zielen«, schlug der Ausbilder vor. »Ich meine, im Hinblick auf all diese Weicheier, die in den Disziplinarausschüssen

Weitere Kostenlose Bücher