Suehne
Hilfe bedanken, Frau Andersson«, sagte er.
»Darüber brauchst du dir nicht weiter den Kopf zu zerbrechen, Nadja«, sagte Bäckström, als er sich eine halbe Stunde später wieder in seinem Büro befand. »Ich meine, über diese Sache mit dem Taschenkalender. Wir haben eine Zeugin, die Farshad und Jalib zusammen mit Danielsson vor seinem Haus gesehen hat, und zwar am Vormittag des Tages, an dem er ermordet wurde.«
»Ich nehme das zur Kenntnis, Bäckström«, sagte Nadja Högberg.
Vielleicht lässt ihre Scharfsinnigkeit manchmal nach, dachte Bäckström und zog sicherheitshalber seine Hosen glatt.
62
Ehe er Feierabend machte, schaute Bäckström noch bei Toivonen vorbei und informierte ihn über die Beobachtungen der Zeugin Andersson. So ein armer, versoffener Finne kann jede erdenkliche Hilfe gebrauchen, dachte Bäckström. Außerdem fühlte er sich immer noch für ihn verantwortlich, schließlich war er einmal sein Ausbilder gewesen. Toivonen wirkte seltsam desinteressiert.
»Schnee von gestern«, sagte Toivonen, »aber trotzdem danke.«
»Sag Bescheid, wenn du Hilfe brauchst«, meinte Bäckström und lächelte, die joviale Variante. »Ich habe beim Mittagessen gehört, dass ihr jetzt mit hundert Leuten an dem Fall arbeitet, aber trotzdem nicht weiterkommt.«
»Die Leute reden so viel Unsinn«, erwiderte Toivonen. »Wir kommen schon klar, du brauchst dir also über die Brü
der Ibrahirn und ihren kleinen Vetter nicht den Kopf zu zerbrechen. Wie läuft's übrigens bei euch?« »Gib mir noch eine Woche«, sagte Bäckström.
»Bin schon gespannt«, erwiderte Toivonen. »Wer weiß? Vielleicht bekommst du ja einen Orden, Bäckström.« Würde zu gerne wissen, was er eigentlich wollte, der kleine Fettsack, dachte Toivonen, als Bäckström gegangen war. Ich muss mal ein paar Worte mit Linda Martinez wechseln. Gibt man so einem verdammten Finnen den kleinen Finger, dann nimmt er gleich die ganze Hand, dachte Bäckström, als er Toivonens Büro verließ. Das hatte er diesmal verhindert. Ich würde allerdings zu gern wissen, was er eigentlich so treibt, dachte er. Toivonens Informanten und Bäckströms Zeugin im Hasselstigen 1 zum Trotz ließ Danielssons Taschenkalender Nadja Högberg keine Ruhe. Außerdem war ihr eine Idee gekommen.
Man gibt nicht nur Personen Geld, dachte Nadja. Man bezahlt auch für Waren und Dienstleistungen, und fast immer, ohne daran zu denken, wer sie produziert oder ausgeführt hat.
Ein Versuch kann nicht schaden, dachte Nadja und klopfte sicherheitshalber bei Bäckström, der vielleicht immer noch Räuber und Gendarm mit sich selbst spielte, an. Das Büro war leer und sein Handy wie immer abgestellt.
Dann muss ich halt morgen früh mit ihm reden, dachte Nadja. Und zwar als Erstes. Es sollte jedoch eine Woche vergehen, bis sie die Möglichkeit erhielt, mit ihm zu sprechen. Am selben Abend ereigneten sich nämlich Dinge bei Evert Bäckström zu Hause - in seinem
gemütlichen Bau auf Kungsholmen -, die die ganze Nation aufrüttelten und Kriminalkommissar Evert Bäckström zu einem Namen machten, der in aller Munde war, und seinem Chef Kommissar Toivonen, obwohl er körperlich in Topform war, fast einen Schlaganfall und einen Herzinfarkt noch dazu eintrugen.
63
Dieses Mal war Hassan Jalib von Anfang an dabei, als der schwarze Lexus das Haus in Sollentuna gegen acht Uhr abends verließ. Das Überwachungsfahrzeug folgte ihm im Abstand von einigen Häuserblocks, und zwar auf einer Parallelstraße, da sie ihr Objekt auf dem Monitor hatten und deswegen keine unnötigen Risiken einzugehen brauchten.
Erst als sie die Stadtgrenze erreichten, näherten sie sich dem Lexus. Der Verkehr wurde dichter, Sandra Kovac saß am Steuer, und als der Lexus am Ende des Sveavägen nach links abbog, begriff sie sofort, was los war. Es ging in die größte Tiefgarage in der gesamten Stockholmer Innenstadt, dachte sie. Drei Stockwerke unter mehreren Häuserblöcken, vier Ausfahrten und ein Dutzend Ausgänge. »Scheiße«, fluchte Sandra. »Die Schweine hängen uns ab.« Magda Hernandez schnappte sich ein Funkgerät, sprang aus dem Wagen und stellte sich an die Einfahrt für den Fall, dass die drei einfach nur wendeten und wieder aus der Tiefgarage fuhren.
Kovac und Motoele drehten auf der Jagd nach dem schwarzen Lexus in der Tiefgarage ihre Runden und fanden ihn schließlich ordentlich abgestellt im untersten Stockwerk neben einem der vielen Ausgänge. Kovac und Linda Martinez verhandelten auf einer
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