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Suehne

Suehne

Titel: Suehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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codierten Funkfrequenz.
    »Reg dich nicht auf, Sandra«, sagte Martinez. »So was kommt vor. Das ist schließlich kein Beinbruch. Erkundet die nähere Umgebung und versucht, eines der anderen Fahrzeuge anzupeilen.« »Was sollen wir davon halten?«, fragte Toivonen eine halbe Stunde später. »Wollen sie ins Ausland verschwinden und sich die Sonne auf den Bauch scheinen lassen?«
    »Glaube ich nicht«, erwiderte Martinez. »Es war den ganzen Tag lang ruhig, kaum Gespräche auf den Handys, deren Nummern wir gestern ermittelt haben. Seit sie die Tiefgarage verlassen haben, wird überhaupt nicht mehr telefoniert, was darauf schließen lässt, dass sie zusammen sind und sich nicht anrufen müssen. Aber dass sie irgendeine Schweinerei aushecken, liegt auf der Hand. Die Frage ist nur, welche.« »Flughäfen, Fähren, Bahnhöfe?«, fragte Toivonen. »Schon erledigt«, sagte Martinez. »Die Kollegen sind vorgewarnt und haben versprochen, ihr Möglichstes zu tun.« »Verdammt«, sagte Toivonen, der plötzlich eine Idee hatte. »Bäckström, der kleine Fettsack, wir müssen kontrollieren ... «
    »Toivonen, hältst du mich für blöd?«, fiel ihm Martinez ins Wort. »Wir beaufsichtigen ihn, seit er vor vier Stunden die Dienststelle verlassen hat, vor vier Stunden und zweiunddreißig Minuten, um genau zu sein.« »Und was hat er gemacht?«
    »Er ist um siebzehn Minuten vor fünf in seiner Wohnung eingetroffen. Was er dort getan hat, ist nicht ganz klar, aber den Geräuschen nach zu urteilen, hat er erst einmal einen
    ordentlichen Mittagsschlaf gehalten. Vor anderthalb Stunden ist er dann in seinem Stammlokal aufgetaucht, und dort sitzt er immer noch.« »Und tut was?«, fragte Toivonen.
    »Trinkt Bier und Schnaps und nimmt gesundheitsschädliche Mengen Bauchfleisch mit Wurzelgemüse zu sich, während er die Kellnerin, eine üppige Blondine namens Saila, bezirzt. Übrigens eine Landsmännin von dir.« Das Leben ist nicht gerecht, dachte Toivonen. Etwa eine halbe Stunde vor Mitternacht rief wieder einmal jemand den Notruf 112 der Stockholmer Polizei. Es war einer von mehreren tausend Anrufen in den letzten vierundzwanzig Stunden und ähnelte leider vielen von diesen verdächtig.
    »Ich rufe Sie an und störe Ihre nächtliche Ruhe«, sagte die Stimme am Telefon. »Wie heißen Sie, und wie kann ich Ihnen helfen?«, fragte der Beamte der Notrufzentrale. Betrunken, dachte er. »Ich heiße Hasse Ahren«, ließ sich die Stimme vernehmen. »Direktor Hasse Ahren. Ich war früher Chef bei TV 3.« »Und wie kann ich Ihnen helfen?« Sturzbetrunken, dachte der Beamte der Notrufzentrale.
     

64
    »In der Wohnung meines Nachbarn wird wie verrückt geballert«, sagte Ahren. »Wie heißt denn Ihr Nachbar?«
    »Bäckström. So ein teuflischer, kleiner Fettsack, der eine Art Polizist ist. Säuft, was das Zeug hält, und ist vermutlich der mit der Knarre in der Hand, wenn es Sie interessiert.«
    Bäckström war gezwungen gewesen, dreimal zur Schießprüfung anzutreten, ehe man ihm endlich seine Waffe zurückgegeben hatte, die ihm seinen grundlegenden Menschenrechten gemäß als schwedischem Polizisten zustand.
    Beim ersten Mal hatte er nicht einmal einen einzigen Schuss abfeuern dürfen.
    Bäckström hatte ein Taxi zum Schießplatz südlich der Stadt genommen. Er hatte den Ausbilder getroffen, der aussah wie alle Waffenausbilder, permanentes Stirnrunzeln und Brauen, die nahtlos in den Haaransatz übergingen. Er hatte seine Waffe entgegengenommen, ein geladenes Magazin in den Handgriff gedrückt, durchgeladen und sich dann umgedreht, um sich zu erkundigen, welche der Schießscheiben er durchsieben solle.
    Der Ausbilder hatte sich plötzlich bleich wie eine Kopfschmerztablette zur Seite geworfen und ihn angeschrieen, sofort die Waffe wegzulegen. Bäckström hatte getan, wie ihm geheißen.
    »Ich wäre dir dankbar, Bäckström, wenn du mir nicht mit einer geladenen und entsicherten Waffe vor der Nase herumfuchteln würdest. Dafür wäre ich wirklich außerordentlich dankbar«, hatte der Ausbilder mit gepresster Stimme mitgeteilt.
    Dann hatte er sich die Pistole geschnappt, die Patrone im Lauf entfernt, das Magazin herausgezogen, sicherheitshalber noch einmal mit dem Zeigefinger gefühlt, und dann die Waffe in die Jackentasche gesteckt.
    »Damit du dir nicht in die Hosen machst«, hatte Bäckström höflich wie immer gemeint.
    Das hatte aber nicht geholfen, er hatte nicht schießen dürfen. Der Ausbilder hatte nur den Kopf geschüttelt und war

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