Suehne
Füße aus dem Sack ragen lassen.
»Das war alles«, stellte der Anrufer fest und beendete dann seinen Anruf von seinem Handy mit Prepaidkarte, dessen Besitzer sich nicht ermitteln ließ und das für bestimmte Anrufe absolut notwendig war.
Drei Minuten später war der erste Streifenwagen an Ort und Stelle, und eine halbe Stunde später erhielten die zwei Kollegen von der Ordnungspolizei Gesellschaft von etlichen Kriminalbeamten und von der Spurensicherung.
Etwa zu dem Zeitpunkt, als sich Bäckström einen Schnaps zu seinem doppelten Espresso bestellte, war man so weit, dass man den Sack öffnen und einen genaueren Blick auf den darin befindlichen Leichnam werfen konnte. Um den Hals hing ein gewöhnlicher Adressenanhänger mit der Aufschrift: »Nasir Ibrahim zur Überstellung an die Kriminalpolizei Stockholm.« Der Leiche hatte jemand ein Strafmandat für Falschparken in den Mund gestopft, und die Verletzungen ließen auf einen langsamen und qualvollen Tod schließen.
Als Botschaft an einen mohammedanischen Gauner, der beim Abstellen des Fluchtfahrzeugs geschlampt hatte, war das fast schon überdeutlich, und da die Polizei in Kopenhagen vorgewarnt war, hatten sie ihren schwedischen Kollegen Jorma Honkamäki von der Schutzpolizei in Stockholm angerufen. Als Honkamäki das Gespräch entgegennahm, stand er auf der Straße vor Bäckströms Haus und überwachte das Finale des Bäckströmschen Einsatzes.
Nasirs ältester Bruder wurde gerade in einen Rettungswagen gehoben. Zwei Sanitäter hielten die Trage, eine Krankenschwester hielt eine Infusionsflasche in die Höhe. Farshad jammerte in einer Sprache, die Honkamäki nicht verstand, seine Hose war bis zu den Knöcheln heruntergezogen und blutgetränkt.
Sein Cousin Hassan Jalib war gerade von einem anderen Krankenwagen weggefahren worden. Bewusstlos, den Hals mit einem Schaumstoffkragen versehen. Ein Arzt und eine Krankenschwester hatten Mühe gehabt, ihn am Leben zu erhalten.
Nasirs anderem Bruder, Farbod, schien es noch am besten zu gehen. Zwar war ihm seine Nase eingeschlagen worden, und er war blutbesudelt, und seine Hände waren auf dem Rücken mit Handschellen gefesselt, außerdem schien er keine Lust zu haben, auch nur einen Schritt zu gehen, aber im Übrigen war er genau wie immer.
»Ich werde euch alle in den Arsch ficken, ihr verdammten Schweine!«, schrie Farbod, als ihn zwei von Honkamäkis Kollegen in einen Mannschaftswagen hoben. Was zum Teufel ist hier los?, überlegte Honkamäki kopfschüttelnd.
»Was zum Teufel ist hier los?«, sagte Kommissar Toivonen eine Minute später, als er aus seinem Dienstwagen stieg und Honkamäki entdeckte.
67
In dem Moment, in dem der offenbar in Verlegenheit geratene Jalib seinen Blick abwandte - so viel Schwäche bei einem Mann, fast so schwach wie eine Frau -, schlug Bäckström zu. Blitzschnell packte er ihn bei den Fußknöcheln und zog mit aller Kraft.
Jalib fiel wie eine abgesägte Kiefer hintenüber. Mit fuchtelnden Armen schlug er der Länge nach hin und traf mit Hinterkopf und Nacken auf Bäckströms Couchtisch auf, woraufhin die wunderbare Platte aus Kolmardenmarmor zersplitterte.
Bäckström zog im Handumdrehen seine Sigge, kam, allerdings mit etwas Mühe, wieder auf die Beine, schloss sicherheitshalber das linke Auge und zielte extra genau. Farshad hatte sich ebenfalls erhoben. Abwehrend hob er die Hände und ließ das Springmesser fallen, sodass es mit der Spitze in Bäckströms teurem, echten Teppich stecken blieb. »Immer mit der Ruhe, Kommissar«, sagte Farshad und wedelte beschwichtigend mit seinen erhobenen Händen.
»Make may day, punk!«, brüllte Bäckström und feuerte eine richtige Salve ab, ohne seinen frischverlegten Parkettfußboden auch nur im Geringsten zu gefährden.
68
Bäckströms Nachbar hätte die Notrufnummer gar nicht anrufen müssen, da die Polizei die ganze Zeit vor Ort war.
Kurz nach elf Uhr abends tauchte plötzlich der weiße Mercedes, Alpha 3, auf Sandra Kovacs Monitor auf. Am früheren Abend hatte er sich auf der obersten Ebene derselben Tiefgarage wie der stehen gelassene Lexus befunden.
Der Überwachungswagen mit Kovac, Hernandez und Motoele hatte sich in der Nähe befunden, und nur wenige Minuten später fuhren sie hundert Meter hinter dem Mercedes, der sich offenbar auf der Fahrt nach Kungsholmen befand.
Farbod saß am Steuer, Farshad neben ihm, und Hassan Jalib nahm offenbar den gesamten Rücksitz ein.
Kovac rief Linda Martinez über Funk an. Martinez
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