Suehne
liegen uns keinerlei Hinweise darüber vor, dass jemand Danielssons Wohnung beobachtet haben soll. Ich finde unseren Zeugen auch nicht sonderlich überzeugend. Wie will er sich sicher sein, dass er wirklich Stalhammar gesehen hat? Den Mann, den er offenbar so wenig mochte. Können wir wirklich ausschließen, dass er nicht gesehen hat, was er sehen wollte? Dass er seinen Sohn kurz vor elf angerufen hat, muss übrigens gar nichts mit unserer Sache zu tun haben. Vielleicht hatten die vielen Polizisten auf der Esplanaden seine Neugier geweckt. Vielleicht wollte er seinem Sohn mitteilen, dass dort etwas los war. Ich meine, schließlich arbeitet der Sohn als Fotoreporter bei einer Zeitung. Wieso hätte er sein Handy benutzen sollen, wenn er sich bereits in seiner Wohnung befand. Das dürfen wir nicht vergessen. Dieser Zeuge kommt mir dubios vor.«
Eine Lesbe und eine Russin, dachte Bäckström. Allerdings eine schlaue Russin.
»Ich glaube, wir kommen hier nicht weiter, jedenfalls jetzt nicht«, sagte Bäckström. »Sonst noch was?«
»Da wären höchstens Danie1ssons alte Freunde«, meinte Alm, »nach denen du gefragt hattest, Annika.« Alm nickte Annika Carlsson zu. »Und was wissen wir über die?«, fragte Bäckström.
Es handelte sich laut Alm um zehn Solna-Jungs, die in Solna oder Sundbyberg aufgewachsen, die Schule besucht und gearbeitet hatten. Sie waren so alt wie Danielsson oder älter und passten schon vom Alter her nicht in das typische Täterprofil.
»Lasst uns nicht vergessen, dass Mörder über sechzig außerordentlich ungewöhnlich sind«, sagte Alm. »Das gilt auch für Morde unter sogenannten Alkis.«
»In dieser Hinsicht sehe ich bei Stälhammar allerdings kein Problem«, wandte Bäckström ein. »Zugestanden«, meinte Alm. »Statistisch und kriminologisch ist er derjenige, der am ehesten in Frage käme.« Feigling, dachte Bäckström.
»Ich bin Polizist und kein Statistiker oder Kriminologe«, sagte er.
»Alte Männer, vereinsamt, trinken zu viel, ihre Frauen haben sie verlassen, die Kinder lassen nie von sich hören, einige finden sich sogar in unseren Registern, meist Trunkenheit am Steuer und Erregung öffentlichen Ärgernisses, einer von ihnen hat in einer Kneipe Randale gemacht und ist wegen Körperverletzung vorbestraft, obwohl er bereits siebzig war, als es passierte.« Alm seufzte. Es klang eher, als würde er laut nachdenken.
»Vom rechten Schrot und Korn«, grinste Bäckström. »Wie heißt er denn?«
»Halvar Söderman, er wird im Herbst zweiundsiebzig Jahre alt. Er fing mit dem Besitzer seiner Stammkneipe einen Streit über ein Gericht an, das er in der Woche zuvor zu sich genommen hatte. Er behauptete, man habe ihn vergiften wollen. Söderman war Gebrauchtwagenhändler und wird nur Halvan genannt. Der Besitzer der Kneipe ist Jugoslawe und zwanzig Jahre jünger, was Söderman aber nicht daran hinderte, ihm den Unterkiefer zu brechen. Laut den älteren Kollegen, mit denen ich gesprochen habe, ist Söderman ein legendärer hiesiger Gauner mit einer Rockervergangenheit, er hat mit Autos gehandelt, besaß einst eine Spedition, hat Kühlschränke verkauft und auch sonst so alles Mögliche. Er ist unzähliger Vergehen verdächtigt worden, findet sich in unserem Register und ist wegen allem Möglichen von Betrug bis zu Körperverletzung vorbestraft. Ich habe seine kriminelle Laufbahn untersucht: Seine erste Vorstrafe liegt fünfzig Jahre zurück. Er hat fünf Gefängnisstrafen abgesessen, die längste betrug zwei Jahre und sechs Monate. Mitte der Sechziger wurde er unter anderem wegen Körperverletzung, mehrfachen Betrugs, Trunkenheit am Steuer und sonst noch so einigem verurteilt. In den letzten fünfundzwanzig Jahren ist er etwas zur Ruhe gekommen. Wahrscheinlich hat ihn, einmal abgesehen von dieser Jugosache, das Alter etwas gemäßigt.«
»Siehst du«, meinte Bäckström jovial. »Drückt man so einem wie Halvan einen Topfdeckel in die Hand, dann wird er mit der Besatzung eines Mannschaftswagens fertig. Neugierige Frage übrigens: Besitzt er ein Alibi für Mittwoch, den vierzehnten Mai, abends?«
»Das behauptet er. Ich habe allerdings nur mit ihm telefoniert, aber er gibt das vor.«
»Und worin besteht dieses Alibi?«, fragte Annika Carlsson interessiert.
»Das wollte er mir nicht sagen«, erwiderte Alm. »Er wünschte mich zum Teufel und knallte dann den Hörer auf die Gabel.«
»Und was willst du nun unternehmen?«, erkundigte sich Bäckström grinsend.
»Ich hatte vor, zu ihm
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