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Suehne

Suehne

Titel: Suehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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Tresorraum. Dann schloss sie das Fach mit ihrem Schlüssel auf, und Bäckström drehte den seinigen herum, dann zog sie die kleine Stahlbox heraus und stellte sie auf einen Tisch.
    »Noch eine Frage, bevor Sie gehen«, sagte Bäckström. »Danielsson war vor einer knappen Woche hier. Sie haben ihn offenbar betreut. Können Sie sich noch an irgendwas erinnern?«
    Sie schüttelte zögernd den Kopf und sagte dann mit einem entschuldigenden Lächeln: »Wir unterliegen ja dem Bankgeheimnis.«
    »Sie wissen doch sicher, dass wir wegen eines Mordes hier sind, und dann gilt das Bankgeheimnis nicht mehr«, meinte Bäckström.
    »Ich weiß«, erwiderte sie. »Doch, ich erinnere mich an seinen Besuch.« »Inwiefern? « »Er war so ein typischer Kunde, den man im Gedächtnis behält, auch wenn er nicht oft kommt«, sagte sie. »Immer etwas großspurig, immer eine Fahne. Ich erinnere mich, dass wir einmal nach seinem Besuch Witze darüber gemacht haben, wie lange es wohl dauert, bis die Steuerfahndung auftaucht.« »Erinnern Sie sich, ob er eine Aktentasche dabeihatte? Einen Aktenkoffer aus hellbraunem Leder mit Messingbeschlägen?«, fragte Annika Carlsson.
    »Doch, daran erinnere ich mich. Den hatte er immer dabei. Auch vorige Woche, als er hier war, um einige Dinge aus seinem Schließfach zu entnehmen.« »Warum glauben Sie, dass er hier war, um Sachen aus seinem Schließfach zu nehmen?«, wollte Annika Carlsson wissen. »Während ich die Box herausnahm, öffnete er seinen Aktenkoffer. Der war abgesehen von einem Notizblock und ein paar Stiften ganz leer.« »Danke«, sagte Bäckström. »Was meinst du?«, fragte Annika Carlsson und hielt ein paar Gummihandschuhe in die Luft, nachdem die Bankangestellte gegangen war.
    »Um eine kleine Box zu öffnen, auf der unzählige Fingerabdrücke von Bankangestellten sind?« Bäckström schüttelte den Kopf. »Unnötig. Das ist was für Niemi und seine Kameraden.« Gewinnbons und alte Quittungen, dachte er.
    »Okay, Annika«, sagte Bäckström, grinste und wog die Box in der Hand. »Sollen wir wetten?«
    »Einen Hunderter, mehr nicht«, antwortete Annika Carlsson. »Ich wette nie. Ich setze auf Gewinnbons und Quittungen, und du, Bäckström?«
    »Auf einen Topf voll Gold. Das weißt du doch, Annika. Am Ende des Regenbogens steht immer ein Topf voll Gold«, sagte Bäckström und öffnete die Box. Meine Fresse, dachte er, und seine Augen wurden so rund wie sein Kopf. Warum bin ich nicht allein hergekommen? Dann hätte ich mir für den Rest meines Lebens nicht mal mehr selbst den Hintern abwischen müssen.
    »Bist du Hellseher, Bäckström?«, fragte Annika Carlsson und sah ihn mit aufgerissenen Augen an, die ebenso rund waren wie die seinen.
     

24
    Etwa ein halbes Jahr zuvor hatte der Chef des Reichskriminalamts Lars Martin Johansson seine Mitarbeiterin, die Polizeidirektorin Anna Holt, angerufen und gefragt, ob er sie zum Abendessen einladen dürfe.
    »Das klingt nett«, sagte Anna Holt und versuchte sich ihre Verwunderung nicht anmerken zu lassen. Das erste Mal, obwohl wir uns schon seit über zehn Jahren kennen, dachte sie. Ich bin gespannt, was er will. Johansson hatte immer eine Absicht und fast immer einen Hintergedanken. »Wann denn?«, fragte Holt.
    »Vorzugsweise heute Abend«, antwortete Johansson. »Spätestens morgen.« »Heute Abend ist kein Problem«, sagte Holt. »Ausgezeichnet«, sagte Johansson. »Wir sehen uns dann um neunzehn Uhr. Ich maile dir noch die Adresse des Restaurants, in das ich dich ausführen will. Nimm dir ein Taxi und lass dir eine Quittung geben, dann bezahle ich.«
    »Das regelt sich«, erwiderte Holt. »Nur noch eine neugierige Frage. Was soll ich denn dieses Mal für dich tun?«
    »Anna, Anna« , sagte Johansson und seufzte. »Ich will nur, dass du mit deinem Chef zu Abend isst. Ich hoffe, dass es nett wird. Aber um deine Frage zu beantworten. Nein, ich hatte nicht vor, dich um einen Gefallen zu bitten. Hingegen wollte ich dir ein Geheimnis erzählen, und es geht ausschließlich um mich, du kannst also ganz beruhigt sein.«
    »Ich mache mir keine Sorgen«, versicherte Holt. »Es ist nett, dich mal wieder zu sehen.« Leute einseifen, das kann er, dachte sie, nachdem sie aufgelegt hatte.
    Was will er eigentlich?, überlegte sie, als sie in das Taxi stieg, um zu ihrer Verabredung zu fahren. Trotz seiner Beteuerungen wurde sie den Gedanken nicht los, dass es um etwas ganz anderes ging als um ihn selbst. Johansson war einfach nicht der Mensch, der sich

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