Sühneopfer - Graham, P: Sühneopfer - Retour à Rédemption
womöglich!«
»Ich dachte eher an etwas, in das sich was eingravieren lässt.«
»So wie ›Für Alabama, auf ewig‹?«
»Ist schließlich kein Tattoo.«
Howard schiebt seinen Teller von sich. »Zuallererst müssen wir genug zusammenkratzen, um das Schweigen der Bandenführer zu erkaufen. Außerdem müssen wir manches eintauschen, was wir nicht direkt beschaffen können.«
»Wie zum Beispiel?«
»Mehl. Dafür muss man die Bewacher der Speisekammer bestechen. Zucker ist kein Problem, da kann man beim Frühstück immer mal was abzweigen und horten.«
»Eier sind allerdings schon ein Problem.«
»Aber nein, Leute.«
Ezzie hat schon begonnen, Rührei in eine Papierserviette einzuwickeln.
»Darf man erfahren, was du da machst, Ezzie?«
»Na, Eier horten!«
»Du Blödmann, wir brauchen doch frische Eier.«
»Die werden schon wieder kalt.«
»Liebes Dickerchen: frische Eier, das heißt nicht kalte Eier, sondern ganze, mit Schale.«
»Spinnst du? Willst du die Schale vielleicht auch reintun?«
»Nein, die Schale werf ich weg und verwende nur das Innere, das ich mit dem Mehl verknete. Dann tu ich die Butter dazu. Ah, Mist, Butter brauchen wir ja auch.«
»Gleiches Problem wie mit dem Mehl. Nur ist es in dem Fall die Küchentruppe, die wir bestechen müssen. Und das sind ausgerechnet die Grindigen. Das nervt mich übrigens ganz schön – allein die Vorstellung!«
»Eier müssen wir uns direkt aus dem Geflügelstall holen.«
»Ja. Und wie machen wir das, diese ganze feine Gesellschaft bezahlen?«
»Bringt in der Pause alles, was ihr habt. Wir brauchen auch ein Metallgefäß, um alles aufzubewahren. Was Massives, das wir in unserem Versteck vergraben können.«
»Eine Keksdose?«
»Zum Beispiel.«
»Wo gibt’s denn so was?«
»Finde Kekse. Außen rum ist meistens eine Dose.«
»Es gibt noch ein Problem«, merkt Howard an.
»Nämlich?«
»Der bekloppte Collie glotzt ständig seine Alabama an.«
Die Verlorenen Jungs schauen zum Anführer der Grindigen hinüber, dem Collies Verhalten offenbar nicht entgangen ist, denn er steht jetzt auf und fährt Alabama mit seiner abstoßenden Hand über die Haare. Peter packt Collie am Ärmel und zwingt ihn, sich wieder hinzusetzen. Grady lächelt. Jetzt weiß er Bescheid.
58
Eskortiert von seinen Leibwächtern, die ihn um Haupteslänge überragen, geht Grady auf den Tisch der Verlorenen Jungs zu. Je näher er kommt, desto stärker wird der Uringeruch, der ihn umwabert. Wendy stößt ihren Teller zurück und hält sich die Nase zu.
»Was hast du denn, Blondchen?«
»Red mich nicht an, Grady. Wenn du bloß atmest, ist es kaum auszuhalten.«
Howard beißt in einen Apfelschnitz: »Himmel, Grady, du stinkst wirklich wie die reinste Latrine. Nicht duschen ist okay, aber sag nicht, dass du auch das Scheißhaus bestreikst?«
Grady erbleicht vor Wut.
»Um dich kümmere ich mich später, Klugscheißer. Jetzt hab ich was mit dem Negro zu besprechen.« Er dreht sich um und zeigt auf Alabama. »Siehst du die Kleine dort, ja?«
»Ja.«
»Hör auf, sie so anzustarren.«
»Warum?«
»Weil sie ab jetzt mir gehört und meinen Kumpeln. Kapierst du das, du dreckiger Neger?«
»Dass du ›dreckiger Neger‹ sagst, hör ich nicht gern, Grady.«
Grady dreht sich um und erblickt Ezzie, der ihn mit großen Augen anstarrt.
»Du hältst dich raus, du Schießbudenfigur, okay?«
»Dann sag nicht mehr ›dreckiger Neger‹.«
»Von dir werd ich mich nicht dran hindern lassen, zu einem dreckigen Neger ›dreckiger Neger‹ zu sagen.«
»Nein, Ezzie!«
Marcellus und Howard hängen sich an die Arme des Riesen, der im Begriff ist aufzustehen. Peter packt Ezzies dicken Kopf mit beiden Händen. Er muss seine Bizepse anspannen, um ihn zu sich herzuzwingen. Der Koloss blickt ins Leere.
»Ezzie, hörst du mich?«
»Ah! Bist du da, Pete?«
»Ja, ich bin da. Und du?«
»Was war?«
»Grady hat Streit mit dir gesucht, und du warst wieder mal auf dem Mond.«
»Ja genau, jetzt weiß ich’s wieder. Aber ich weiß nicht mehr, warum.«
»Ist nicht wichtig. Bist du wieder unten? Abgeregt?«
»Ja, Pete. Wenn’s mir wieder in den Ohren pfeift, sag ich’s dir.«
Grady begegnet dem Blick des Riesen und schaudert. Rasch wendet er sich Collie zu. »Haben wir uns also verstanden, du Makak?«
»Grady?«
»Ja?«
»Du stinkst.«
»Ja, weiß ich. Also, was jetzt – ist das klar?«
»Nein.«
»Okay. Du willst es nicht anders. In der Pause treffen wir uns hinter den Weiden und regeln
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