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Sühneopfer - Graham, P: Sühneopfer - Retour à Rédemption

Titel: Sühneopfer - Graham, P: Sühneopfer - Retour à Rédemption Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Graham
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hier und dort in die Finsternis. Eine solche Lampe hängt auch vor der Zelle, die sich Wendy und Alabama teilen. Die Mädchen sind nur zwei undeutliche Silhouetten am anderen Ende des Zellentrakts, aber Collie meint, ihre Gesichter zu erkennen. Die beiden sitzen nebeneinander auf einem Bett und stecken die Köpfe zusammen. Wendy streicht Alabama übers Haar. Collie gäbe alles darum, an ihrer Stelle zu sein.
    »Jetzt komm, Collie, das ist doch sinnlos.«
    Collie hofft immer noch, dass seine Liebste wenigstens einmal kurz aufblickt, doch Alabama hat den Kopf auf Wendys Schulter gelegt und rührt sich nicht.
    »Mann, Collie, jetzt lass es bleiben und komm in die Falle!«
    Collie dreht sich um. Peter schläft bereits. Ezzie fläzt auf der unteren Pritsche und schnarcht. So leise wie möglich hievt sich Collie aufs obere Bett: Er weiß, was sie alle riskieren, wenn sie den Riesen aus dem ersten Schlaf reißen.
    »Collie, bist du noch wach?«, flüstert Marcellus.
    »Ja.«
    »Und du, Howard?«
    Howard stößt ein Grunzen aus, das einem Fluch ähnelt.
    »Collie?«, flüstert Marcellus weiter. »Mach dir keinen Kopf wegen Alabama.«
    »Leicht gesagt. Ich liebe sie.«
    Howard schnaubt verächtlich. »Was für ein Quatsch. Liebe, das ist doch nur was für Tussen. Unsereiner will sie flachlegen.«
    »Ich nicht.«
    »Ah nein? Du hast keinen Bock, sie flachzulegen?«
    »Das hab ich nicht gesagt. Jedenfalls würde ich es nicht so ausdrücken.«
    »Wie denn sonst? ›Liebe machen‹ womöglich? Sie zart auf die Wange küssen und im Angesicht der untergehenden Sonne ihre Titten kneten?«
    »Halt die Klappe!«
    »Im Übrigen wär’s vielleicht gut, wenn du jetzt endlich pennst, damit du für deine Heulsuse in Form bist.«
    »Nenn sie noch einmal so, und ich schlag dir die Fresse ein.«
    »Dafür müsstest du erst Ezzie wecken.«
    »Scheiß drauf. Ich kann sowieso nicht schlafen, das weiß ich.«
    »Hol dir einen runter, das beschäftigt dich.«
    »Du bist echt ein Arsch.«
    »Willst du behaupten, du hättest dir nie den Kasper geschnäuzt und dabei an sie gedacht, seitdem ihr zwei miteinander hinterm Dickicht herummacht?«
    »Dabei würde ich nie an Alabama denken.«
    »Wie bitte? Du tust es und denkst nicht an sie?!«
    »Nein. Ich liebe sie nämlich, und das gehört sich nicht, klar?«
    »Du hast ’ne Meise, Collie.«
    »Ist jetzt vielleicht endlich Schluss, Leute!«
    Collie konzentriert sich auf die Geräusche im Zellentrakt. Schnarchen, Schniefen, Gemurmel im Dunkeln verschwimmen zu einem akustischen Hintergrund, der wie ein elektrisches Dauersummen klingt. Er starrt an die Decke. Er denkt an Alabama. Er ist beinahe eingenickt, als ihn ein leises Quietschen wieder aufschreckt.
    »Marcellus?«
    »Hm?«
    »Was machst du?«
    »Nichts.«
    Collie sieht einer fetten Schabe nach, die an der Decke entlangspaziert, und fragt sich, ob auch Alabama an ihn denkt. Das Quietschen beginnt von Neuem. Er seufzt.
    »Marcellus, könntest du vielleicht endlich Ruhe geben?«
    Wieder wird es still. Collie spürt einen Schwall Hitze, der sich in seinem Bauch ausbreitet. Er stellt sich vor, wie Alabama nackt mit ihm in einem Zelt liegt. Nein, nackt mit ihm in einer Scheune. Nein. Sie ist noch nicht nackt. Sie hat noch die Unterhose an, und sie küsst ihn, und dabei beschleunigt sich ihr Atem, als hätte sie Angst vor dem, was gleich passieren wird. Collie denkt an ihre Traurigkeit, um die Hitze wieder zu vertreiben, doch das Bild von Alabama im Stroh kehrt nur umso lebhafter wieder. Das Quietschen setzt wieder ein. Howard richtet sich auf einen Ellenbogen auf.
    »Marcellus, was treibst du?«
    »Nix mach ich. Sag ich doch.«
    »Wer’s glaubt, wird selig. Du hobelst dir einen, stimmt’s, du Schwein?«
    »Geht’s noch? Ich versuche einzuschlafen!«
    »Du hältst mich für beknackt, oder?«
    »Leck mich am Arsch, Howard Cullen!«
    »He, Collie! Marcellus würgt die Schlange.«
    »Ach ja?«
    »Gar nicht wahr!«
    »Komm, Marcellus, du weißt, du sollst nicht lügen!«
    »Ihr könnt mich alle mal, Leute, ich bin normal! Im Unterschied zu euch habe ich ein Sexleben!«
    »Haha, hast du mal deine Hand nach ihrer Meinung gefragt? Wahrscheinlich traut sie sich nix zu sagen, aber auf den Sex mit dir verzichtet sie sicher gern.«
    Ezzie bewegt sich im Schlaf. Er schnarcht ein bisschen lauter.
    »He, Leute, seid still, sonst weckt ihr das Monster auf«, flüstert Collie.
    Er versucht, sich auf seinen Kummer zu konzentrieren, aber immer wieder taucht das Bild der

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