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Sühneopfer - Graham, P: Sühneopfer - Retour à Rédemption

Titel: Sühneopfer - Graham, P: Sühneopfer - Retour à Rédemption Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Graham
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entlang. Er reibt sich die Augen; seit zwei Tagen hat er nicht geschlafen. Vor ihm taucht das Neonschild eines Motels auf. Er setzt den Blinker und hält knapp vor dem Parkplatz. Im strömenden Regen steigt er aus und flüchtet sich in eine Telefonzelle. Er faltet den Zettel auseinander, den er aus Ezzies Hütte mitgenommen hat.
61
    Wendy Sullivan hat ein heißes Bad einlaufen lassen und sich ein feuchtes Frotteetuch über die Augen gelegt. Sie denkt an die Kinder, die sie für ein paar Tage zu Trumans Eltern geschickt hat: Seit Ezzies letzter Nachricht ist sie unleidlich geworden.
    Sie taucht ihr Frotteetuch ins heiße Wasser und legt es auf dem Wannenrand ab. Vom Erdgeschoss tönt der Fernseher herauf; bestimmt ist Truman auf dem Sofa eingeschlafen. Sie wirft einen Blick auf die Uhr. Der kleine Zeiger steht kurz nach sieben, der große auf sechs. Gedankenverloren blickt sie dem Sekundenzeiger nach. Dann läutet das Telefon. Sie streckt die Hand aus der Wanne und greift danach. Auf dem Display liest sie die Vorwahl von Montana. Sie nimmt den Anruf an.
    »Ezzie?«
    Sie hört, wie der Regen gegen die Wand einer Telefonzelle prasselt.
    »Ezzie, bist du das?«
    »Wendy, hier ist Peter.«
    Wendy schließt die Augen. Ihre Lippen beginnen zu zittern.
    »Peter? Peter Shepard? Bist du’s wirklich?«
    Peter gibt keine Antwort. Sie hört ihn nur atmen. Seine Stimme ist metallhart geworden, denkt sie.
    »Weißt du denn was von Ezzie?«, fragt er schließlich.
    »Er hat mich diese Woche mehrmals angerufen und Nachrichten auf dem AB hinterlassen. Er war außer sich, weil er dir offenbar einen schlimmen Streich gespielt hat. Er hatte Angst, dass du ihm böse bist. Ich hab allerdings nur so viel begriffen, dass er das Auto deiner Frau gestohlen hat und mit deinen Töchtern in der Wüste herumgefahren ist. Aber er hat es nicht böse gemeint, weißt du. Ezzie meint es nie böse.«
    »Dieses verfluchte Monster hat sie alle drei massakriert, und dann hat er Fotos gemacht und an seinen Scheißkühlschrank geklebt! Und ich war nicht da, als sie gestorben sind. Ich habe sie übers Telefon sterben hören, und ich war nicht da.«
    Peters Stimme bricht. Wendy schlägt sich die Hand vor den Mund.
    »Nein, Peter, das kann doch nicht sein. Doch nicht Ezzie«, stößt sie hervor.
    »Er hat ein Foto von uns aus Redemption bekommen. Ich nehme an, das war der Auslöser.«
    Wendy presst die Lippen zusammen. Sie legt das Telefon ab und steigt hastig aus der Badewanne. Sie kniet nieder, krümmt sich über die Toilettenschüssel, übergibt sich. Dann greift sie nach einem Handtuch und wickelt sich darin ein, als sie ihrem Blick im Spiegel begegnet. Sie hält sich das Telefon wieder ans Ohr.
    »Das hat Redemption aus uns gemacht«, sagt sie. »Euer Scheißpakt und das, was wir tun mussten, um unsere Haut zu retten. Seitdem laufen wir nur noch als Gespenster durchs Leben.«
    »Wir hatten keine andere Wahl, Wendy.«
    »Wo bist du?«
    »Great Falls, Montana.«
    »Vor zwei Tagen hat Ezzie noch einmal eine Nachricht hinterlassen. Er sagte, er hat eine Hütte in Gipsy, nicht weit von der kanadischen Grenze. Morgen Abend bin ich dort.«
    Wendy legt auf und zieht ihren Bademantel an. Sie geht in ihr Zimmer. Aus einer Schublade nimmt sie ein Bündel Geldscheine und steckt es zusammen mit zwei, drei Kreditkarten in ihre Handtasche. Dann ruft sie am Flughafen von Portland an und bucht einen Platz in der Abendmaschine nach Montana. In den Koffer packt sie nur das Nötigste. Sie zieht eine Jeans an, einen Pullover, Sneakers. Sie steckt sich mit einer Klemme das Haar auf. Ehe sie das Zimmer verlässt, betrachtet sie die Bilder von Truman und den Kindern, die sie auf der Kommode stehen hat. Behutsam legt sie die Fotorahmen um. Dann öffnet sie ihren Schrank und stöbert zwischen den Pulloverstapeln, bis ihre Finger die Versandtasche aus Packpapier ertasten. Sie zieht den Umschlag aus seinem Versteck. Auf der Vorderseite steht: »Wendy Moore. 12, Portland Drive. Abilene.« Und darunter hat dieselbe Hand ebenfalls in Großbuchstaben hinzugefügt: »Dringendst. Bitte ggf. nachsenden.«
    Wendy zieht das Foto heraus und betrachtet die Gruppe Jugendlicher, die in die Kamera starren. Einer der Rotzlöffel zeigt dem Fotografen den gereckten Mittelfinger. Sie fährt mit der Hand über Peters leicht unscharfes Gesicht. Sorgfältig verstaut sie das Foto in ihrem Koffer und schließt ihn. Sie verlässt das Zimmer, zieht leise die Tür hinter sich zu und schleicht auf

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