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Sühneopfer - Graham, P: Sühneopfer - Retour à Rédemption

Titel: Sühneopfer - Graham, P: Sühneopfer - Retour à Rédemption Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Graham
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durch!«
    Als er keine Antwort bekommt, dreht er sich um: Howard klatscht in die Hände und singt und vergießt dazu heiße Tränen.
89
    Der Regen prasselt auf die Karosserie, der Scheibenwischer schlägt gleichmäßig hin und her. Wendy lenkt mit der einen Hand und hält mit der anderen eine Zigarette. In Abständen beleuchten entgegenkommende Scheinwerfer ihr Gesicht. Sie fahren eine schnurgerade, endlose Straße nach Westen. Shepard schaut durchs Seitenfenster auf die vorbeiziehenden Felder. Vorhin ist ihm wieder eingefallen, dass er in der Nacht nach Wendys Beichte irgendwann aufwachte und Ezzie auf einem Schemel sitzen sah. Ein Schluchzen ließ seine mächtigen Schultern erbeben, und Peter hatte den Eindruck, dass die Stimme, die ihm Fragen stellte, nicht dieselbe war wie die Stimme, die antwortete. Er kletterte von seinem Bett und legte dem Riesen die Hand auf den Rücken. Der wandte ihm sein dickes tragisches Gesicht zu.
    »Tschuldigung, dass ich dich aufgeweckt habe, Pete.«
    »Macht nichts. Was hast du denn?«
    »Nichts. Ich fühle mich nur einsam.«
    »Wir sind doch da, oder?«
    Ezzie schniefte und sagte: »Das stimmt, aber was so wehtut, ist, dass ich hier eingesperrt bin, wo es keine Bäume gibt. Ich brauch den Wald so, verstehst du? Ohne Bäume kann ich nicht leben, und hier hat es nur Staub und Felder und keinen einzigen Baum.«
    »Ich weiß, Ezzie, aber du musst durchhalten.«
    »Ich glaub, das kann ich nicht. Außerdem ist da noch was.«
    »Was denn?«
    »Meine Oma. Sie fehlt mir.«
    Peter versuchte, seine Arme um den Riesen zu schlingen, um ihn zu trösten, aber es gelang nicht, und stattdessen ließ er sich von Ezzie umarmen. Ungeschickt fuhr er ihm über die Haare und murmelte: »Komm, Alter, mach dir keine Sorgen. Ich hol uns hier raus.«
    »Schwörst du das, Pete?«
    »Ja, Mann, ich schwör’s bei dem, was mir auf der ganzen Welt am liebsten ist.«
    Dabei spähte Peter zu den Mädchenzellen hinüber. Im bleichen Licht der Nachtlampen zeichnete sich eine Silhouette ab. Eine wohlgeformte Gestalt, die am Gitter stand und die Stirn an die Stäbe lehnte. Sie starrte in die Dunkelheit, doch Peter hätte geschworen, dass sie zu ihm herüberblickte.
90
    In der Raststätte nahe Brozeman, wo sie Pause machen, sitzt Wendy Shepard gegenüber. Seit Maryland haben sie kein Wort miteinander gewechselt. Wendy schlürft ihren Kaffee, während sie die Unterlagen durchsieht, die Ackermann ihnen zu den drei verschlossenen Umschlägen ausgehändigt hat. Hinter den dunklen Brillengläsern betrachtet Peter gedankenverloren ihre Brüste. Er ist sicher, dass Wendy es bemerkt hat, denn jetzt spielt sie mit der einzelnen Perle, die sie als Anhänger um den Hals trägt.
    »Das ist völlig irre«, sagt sie. »Unser ganzes Leben ist hier dokumentiert. Sie wissen von meinem Mann, meiner Gemeindearbeit, von dem Pfarrer, der mich unterstützt.«
    Peter lacht. Wendy wirft ihm einen vernichtenden Blick zu.
    »Lachst du über mich?«
    »Ja. Vertraust du dich etwa einem Pfarrer an – du?«
    »Pass auf, was du sagst.«
    Wendy ist genervt, wie man an ihrem hübschen Unterkiefer sieht, der, während sie weiterliest, die Kaumuskeln spielen lässt.
    »Übrigens hast du mir noch immer nichts von deinem Mann erzählt.«
    »Da gibt’s nicht viel zu sagen.«
    »Und dein Leben in Abilene? Deine Freundinnen? Deine Tupperware-Partys?«
    »Halt die Klappe, Peter Stanley Shepard.«
    Ohne aufzublicken, zerknabbert Wendy ein Pommesstäbchen. Dann greift sie nach ihrem Milchshake, und Shepard sieht zu, wie die eiskalte zähe Flüssigkeit durch den Halm aufwärts steigt. Zwei Schlucke, drei vielleicht; dann stellt sie den Becher wieder ab und macht sich ein paar Notizen. Shepard blickt durchs Fenster auf den Parkplatz, wo jetzt ein Van vorfährt und anhält. Eine hübsche dunkelhaarige Frau steigt aus, gefolgt von zwei kleinen Mädchen, die sie an der Hand nimmt. Die eine zerrt ungeduldig am Arm der Mama, die andere drückt ein Schmusetier an sich und geht brav neben ihr dahin. Die drei betreten die Raststätte und setzen sich hinten an einen Tisch. Kaum hat die Mutter sie losgelassen, galoppiert die Ältere wie wild durch den Saal. Die Mutter wirft Wendy einen Blick zu, zuckt mit den Achseln, lächelt, greift aber nicht ein. Die Kleine rast an Shepard vorbei, der einen Moment lang ihren Geruch nach Feuchtigkeitscreme und Haarshampoo wahrnimmt. Sie ist am Ende der Sitzreihe angelangt, macht kehrt und trottet gemächlicher zurück, das

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