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Sühneopfer - Graham, P: Sühneopfer - Retour à Rédemption

Titel: Sühneopfer - Graham, P: Sühneopfer - Retour à Rédemption Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Graham
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an, ganz seltsame Schreie auszustoßen.«
    »Wie ein Kind?«
    »Ja! Genau! Haben Sie schon mal so was mit einem Ferkel gemacht, mein Gebieter?«
    »Nein. Hat es jemand anderes schon getan?«
    Vereinzelte Hände heben sich. Der Reverend hält das Mikro einem Albino hin, dessen narbenübersätes Gesicht von unvergleichlicher Hässlichkeit ist.
    »Ich heiße Barney. Ich bin eine Ratte und ein Krimineller. Ich habe es nicht mit einem Ferkel gemacht, aber …«
    »Du verdammter Dreckskerl von einem Scheißlügner! Die Frage war doch, ob es schon mal jemand mit einem Ferkel gemacht hat!«
    Eine kleine Dicke mit Brillengläsern wie ein Flaschenboden hat sich eingemischt. Augenblicklich eilen zwei Profose herbei und schleppen sie fort, während sie brüllt: »Ich schwöre, ich sage keine Schimpfwörter mehr! Lasst mich los, ihr Wichser, wenn ich’s euch doch schwöre, dass ich keine Schimpfwörter mehr sage!«
    Die Tür schließt sich über ihrem Protestgeschrei. Der Reverend wendet sich wieder an Barney, der verlegen stottert: »Ich habe es mit einer Katze im Backrohr gemacht. Katzen zählen doch auch, oder?«
    »Natürlich, Barney, warum sollten Katzen nicht zählen?«
    Sandra ist zornig, dass man ihr die Schau gestohlen hat. Ungestüm kratzt sie an ihren vernarbten Handgelenken. Der Reverend fordert Barney auf weiterzusprechen.
    »Genauer gesagt, war es ein Kater, ein dicker streunender Kater, den ich mit einer Büchse Sardinen überlistet hatte. Ich musste Gartenhandschuhe anziehen, um ihn einzufangen, weil er sich wehrte wie ein Tiger, aber ich erwischte ihn und steckte ihn ins Backrohr. Er fauchte und zerkratzte die Glasscheibe wie ein Teufel, als ich die Temperatur ganz aufdrehte. Im nächsten Moment stieß er ein fürchterliches Geheul aus. Und dann fing sein Pelz Feuer, und seine Augen zerliefen.«
    »Weißt du noch, was du in dem Moment empfunden hast?«
    »Soll ich es sagen?«
    »Wenn du dich stark genug dafür fühlst.«
    »Befriedigung.«
    »Gut, Barney. Sandra? Willst du uns erzählen, was dann geschah?«
    »Es kam dieser schreckliche Geruch aus dem Ofen. Wie wenn man sich am Gasherd eine Zigarette anzündet und sich die Haare ansengt.«
    »Du sollst doch nicht rauchen, Sandra.«
    »Weil es schlecht ist?«
    »Ja.«
    »Helfen Sie mir aufzuhören?«
    »Natürlich.«
    Sandra sieht den Reverend mit so viel Liebe an, dass es Peter vor Beklemmung die Kehle zuschnürt.
    »Als Oliver schrie wie ein Kind, hielt ich mir die Ohren zu und fing leise zu singen an, ich flehte zu Gott, dass er dieses Geschrei aufhören lässt, denn ich hatte eine Heidenangst, dass es meinen Papa aufweckt. Aber Oliver beruhigte sich nicht, und deshalb drehte ich das Gas ganz weit auf, sodass der Ofen volles Rohr zu heizen anfing. Oliver schrie noch eine Zeit lang weiter, aber dann war er still, und es kam dieses Geräusch wie brutzelndes Fett und ein scheußlicher Geruch nach Karamel und verbrannten Haaren.«
    »Ja, genau! Genauso hat es gerochen, als der dicke Kater im Backrohr verbrannte.«
    »Später, Barney. Und dann, Sandra? Was ist von Oliver übrig geblieben, und was hast du damit gemacht?«
    Wie Sturzbäche rinnen jetzt die Tränen aus Sandras Augen. Sie bemüht sich gar nicht mehr, die Flut aufzuhalten.
    »Als ich die Ofentür wieder aufmachte, war Oliver sehr mager geworden und seine Haut irgendwie zerstört. Ich nahm ihn raus, um ihn zu seiner Mama in den Schweinepferch zurückzubringen. Und …«
    »Nur Mut, Sandra, du hast es bald hinter dir.«
    »Und wissen Sie, was die Sau mit ihrem Ferkel gemacht hat?«
    »Nein.«
    »Sie hat eine Weile dran geschnüffelt, und dann fing sie einfach an, es aufzufressen, und dazu grunzte sie ganz behaglich. Sie hat es vollständig aufgefressen, und am nächsten Tag hat sie es vor meinen Augen ausgeschissen. Da war mir klar, wie Mütter sind. Sie lügen uns an, und wenn wir tot sind, essen sie uns auf, und tags drauf scheißen sie uns aus.«
    »War das der Grund, weshalb du deiner Mama wehgetan hast?«
    »Ja.«
    Der Reverend nimmt Sandra in die Arme. Das Mädchen schluchzt zum Steinerweichen. Esterman streichelt die braunen Locken und murmelt: »Alles gut, Sandra, alles gut.«
    Lauter fragt er dann: »Wollt ihr für Sandra beten?«
    »Ja!«
    »Hat es Sandra verdient, dass wir für sie beten?«
    »Ja!«
    Daraufhin beginnen die jugendlichen Häftlinge zu beten, sie singen und weinen und strecken die Hände nach Sandra aus, und Peter flüstert: »Herrgott, Howie, die drehen alle noch komplett

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