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Sühnetag - Patterson, J: Sühnetag - Worst Case

Sühnetag - Patterson, J: Sühnetag - Worst Case

Titel: Sühnetag - Patterson, J: Sühnetag - Worst Case Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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nehmen würde, ich wüsste nicht, was ich täte.«

30
    Die Ener-G Boutique lag genau dort, wo unsere Zeugin gesagt hatte. Ich hätte gedacht, es handle sich um einen Außen-hui-innen-pfui-Laden, doch hier schien alles legal zu laufen. Im Fenster hingen Markenkleider, und offenbar wurden auch Schuhe verkauft, wie die entsprechenden Aufkleber an der Glastür vermuten ließen.
    Die Verkäuferin, die sich hinter dem Tresen die Augenbrauen zupfte, hatte keine Gelegenheit, » Kann ich Ihnen helfen?« zu fragen, weil Emily, zwei Polizisten der Sondereinheit und ich mit gezogenen Waffen quer durch den Laden rannten. Big Ice saß in der Schuhabteilung auf einer Bank und schlüpfte in ein paar Nike Dunks, als wir uns ihm näherten.
    » Ja?«, fragte er gereizt und blickte zu uns auf.
    Neben ihm lagen zwei Mobiltelefone. In der Plastiktüte mit Ener-G-Aufdruck unter seinem Hocker befand sich gut sichtbar eine verchromte Automatik.
    » Ich an Ihrer Stelle würde mich nicht bewegen«, warnte ich, kniete mich hin, griff zur Tüte und zog eine 9 -Millimeter-Browning Hi Power heraus. » Haben Sie dafür einen Schein?«, fragte ich.
    » Oh, das ist nicht meine Tüte, Officer. Die muss hier irgendwer vergessen haben. Ich bin nur reingekommen, um mir neue Schuhe zu kaufen.«
    In der Tüte befand sich auch ein Schuhkarton, dessen Inhalt ich auf den Boden leerte. Eine kleinere Plastiktüte mit etwa einem Dutzend fester Bündel mit Zwanzig-Dollar-Scheinen landete auf dem beigefarbenen Teppichboden.
    » Dann vermute ich, dass das Geld auch nicht Ihnen gehört. Oder irgendetwas anderes, das ich finden werde, wenn ich diesen Laden auf den Kopf stelle.«
    » Okay, hab schon verstanden.« Big Ice ließ seinen Blick von mir zu jedem einzelnen meiner Begleiter wandern. » Ihr wollt mir den Mord an diesem Mädchen anhängen. Ein weißes Mädchen stirbt, also schieben wir die Schuld diesem großen, schwarzen Mann in die Schuhe. So ein Scheiß.«
    Big Ice hatte recht. Was wir taten, entsprach nicht der regulären Vorgehensweise. Aber das war mir egal. Ich hatte keine Lust, die Sache nach dem Lehrbuch durchzuziehen und mir immer wieder » Ich habe nichts gesehen« anhören zu müssen. Ich hatte es satt, mir tote Jugendliche ansehen zu müssen.
    » Werfen Sie mir mein Handy rüber, damit ich meinen Anwalt anrufen kann.« Big Ice gähnte beiläufig. » Der weiße Junge arbeitet für mich. Der wird Ihnen Ihre illegale Tour schon vermasseln.«
    » Vielleicht«, sagte ich. » Aber Ihr Bürgerrechtsanwalt wird Ihnen Ihre Schuhschachtel voller Zwanziger auch nicht wiederbeschaffen können.«
    Big Ice sah mich plötzlich an, als wäre mir ein zweiter Kopf gewachsen.
    Er lächelte. » Ach, Sie wollen Deal or no deal spielen. Warum sagen Sie das nicht gleich, statt hier so reinzuplatzen und meine Freundin auf die Palme zu bringen? Hier sind Sie richtig. Was kann ich für Sie tun?«
    » Ich weiß, dass Sie oder Ihre Leute schon früh am Morgen draußen an der Ecke stehen«, begann ich. » Dieses Mädchen ist nicht vom Himmel gefallen. Sie wurde dort abgeladen. Wenn Sie mir mit ein paar Infos aushelfen, lass ich Sie Ihr Schuhgeschäft weitermachen. Ich könnte auch diese Tüte wieder dorthin legen, wo dieser Pechvogel sie vergessen hat.«
    » Mit dem Teil drin?«, fragte Big Ice hoffnungsvoll.
    » Nee, die Waffe werde ich im Fundbüro abgeben müssen.«
    Er seufzte laut, während er seine Möglichkeiten abwog und schließlich nickte.
    » Okay, ich könnte ein paar Leute anrufen«, sagte er.
    Ich warf ihm eins seiner Telefone zu.
    » Was für eine Type«, stöhnte ich.

31
    Wir standen herum, während Big Ice seine Anrufe erledigte und Nachrichten hinterließ.
    » Keine Sorge.« Er klappte sein Telefon zu. » Sie wissen, was ihnen blüht, wenn sie nicht spätestens in zehn Minuten zurückrufen.«
    An der Wand über einem Regal mit Lederjacken hing ein Flachbildschirm, auf dem ein Unterhaltungssender für Schwarze lief. Big Ice erhob sich eifrig, griff sich die Fernbedienung, die unter der Kasse lag, und schaltete auf CNBC um. Er starrte aufmerksam auf den Bildschirm, wo ein weißer Glatzkopf mit Hosenträgern über Börseneinführungen sprach.
    » Verdammt, und Sie glauben, ich bin ’n Krimineller?«, schimpfte Big Ice. » Wie wär’s, wenn Sie sich an die Private-Equity-Schuppen machen? Die Jungs kaufen multinationale Firmen mit Schuldscheinen und scheißen drauf. Das sollte ich mal bei McDoof probieren. ›Hey, was kostet ein Big Mac? Drei Piepen? Okay, ich

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