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Sühnetag - Patterson, J: Sühnetag - Worst Case

Sühnetag - Patterson, J: Sühnetag - Worst Case

Titel: Sühnetag - Patterson, J: Sühnetag - Worst Case Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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und der Gedanke daran war irgendwie besser.
    Das Geräusch eines sich nähernden Automotors. Das Klick-Klack des Metallrollladens, der sich wieder senkte. Der ersterbende Motor und die sich öffnende Tür ließen ihren Mut kurzzeitig wanken, doch sie biss noch stärker auf ihren Knebel. Und da war er wieder, ihr Mut.
    Ich will leben, dachte sie. Bitte, lieber Gott, gib mir wenigstens die Chance zu leben.

59
    Ein Schloss knarzte laut neben Mary Beths rechtem Ohr. Der Deckel der Stahlkiste öffnete sich quietschend.
    Selbst in dem schwachen Licht sah sie, dass er es war. Der Anzug. Das graue Haar und die Brille. Er sah intelligent und väterlich aus, wie ein freundlicher Arzt oder ein beliebter Professor. Wie konnte er dann so böse sein?
    Ihre Arme und besonders ihre Hände waren stark vom Volleyball. Er würde sie befreien müssen, um sie sich zu nehmen, überlegte sie. Bei der erstbesten Gelegenheit würde sie ihm die Seiten ihrer Fäuste gegen die Brille rammen in der Hoffnung, dass sich eine Scherbe tief in sein Auge bohrte.
    Er hob sie an den Gurten auf der Rückseite ihrer Jacke aus der Kiste. Sie sah, dass sie in einem großen Werkzeugkasten gefangen gehalten worden war, der in einer Art riesigem, dunklem Lager stand. Hinter dem Van befanden sich einige Pfeiler, daneben Schweißgasflaschen. Könnte sie eine von ihnen umstoßen und ein Feuer entfachen? Eine gute Fluchtmöglichkeit wäre das Fenster oberhalb des stählernen Rollladens. Dahinter lag die Freiheit.
    Dorthin wirst du es schaffen, redete sie sich gut zu. Als Dank für alles, was deine Mitmenschen für dich getan haben, wirst du es dorthin schaffen.
    Der Mann setzte sie auf einer Bank neben einem Metalltisch ab und ließ sich auf der anderen Seite nieder.
    Dann nahm er zwei Gegenstände aus seiner Jackentasche, die er vor ihr auf den Tisch legte. Bei deren Anblick wimmerte sie erneut.
    Es waren ein Rasiermesser und eine schwarze Pistole.
    » Ich nehme dir jetzt den Knebel ab. Wenn du schreist, werde ich dir dein makelloses Gesicht zerschneiden müssen, Mary Beth. Nicke, wenn du das verstanden hast.«
    Sie nickte. Er beugte sich über den Tisch und zerschnitt die Gaze, während die kalte Klinge über ihr Gesicht glitt. Sie sog die Luft durch ihren Mund, als sie ihre verkrampften Kiefermuskeln bewegte. Sie wünschte, ihre Hände wären frei, um sich das Gesicht kratzen zu können.
    » Hallo, Mary Beth«, sagte er. » Weißt du, wer ich bin?«
    Äh, lass mich raten, dachte sie. Du bist der kranke Spinner, der rumläuft und Jugendliche umbringt.
    » Der Mann aus der Zeitung. Derjenige, nach dem die Polizei sucht«, sagte sie stattdessen.
    Er nickte grinsend.
    » Schuldig im Sinne der Anklage«, bestätigte er. » Ich werde dich nicht anlügen. Die Menschen, die bisher starben, taten es, weil sie durch eine Prüfung fielen. Den Luxus, dass Menschen weiterleben, die es nicht wert sind, können wir uns nicht mehr leisten. Deswegen habe ich dich hierhergebracht. Ich muss herausfinden, ob du es wert bist.«
    Ein Test, dachte Mary Beth, als sich der Mann eine Zigarette drehte und anzündete. Der blaue Rauch, den er durch die Nase blies, schenkte ihr einen Funken Hoffnung. Sie vermutete, dass er log und nur ein Spielchen mit ihr spielte, aber falls nicht, könnte sie den Test bestehen.
    Wenn sie irgendetwas war, dann schlau. Sie hatte 2120 Punkte bei ihrem Einstufungstest erhalten und war vorzeitig am Bard College aufgenommen worden, dem College ihrer Wahl. Die meisten Jugendlichen erfanden einen Haufen Mist für ihre Bewerbung, doch ihre Bewerbung mit ihren ehrenamtlichen und außerschulischen Aktivitäten war echt. Sie liebte es wirklich zu lernen, zu lesen und ihren Kopf anzustrengen.
    Bitte, lass es wahr sein, flehte sie.
    Er schnippte etwas Asche auf den Tisch zwischen Rasierklinge und Pistole.
    » Okay, Frage eins: Erzähl mir was von den Fair-Trade-Kaffeepreisen und ihrer Auswirkung auf die südamerikanischen Kaffeeerzeuger.«
    O mein Gott, dachte Mary Beth aufgeregt. Darüber weiß ich tatsächlich Bescheid. Es war das Monatsthema beim Ausschuss für politische Bewusstseinsbildung ihrer Schule.
    » Die moderne Fair-Trade-Bewegung begann 1988 in Holland«, erzählte sie. » Sie entstand wegen der entsetzlichen Ausbeutung der Feldarbeiter der südlichen Welthalbkugel. Fair Trade ist vor allem eine wirtschaftliche Partnerschaft, die kleine Kaffeeerzeuger schützt und den Konsumenten die Möglichkeit gibt, etwas mehr für ihren Kaffee zu bezahlen und damit

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