Sünde einer Nacht (Geschichtentrilogie Band 3 Romantische Geschichten)
oben ein Blumentopf thronte.
„Ick glowe, du bist een Blumenständer“, murmelte Iv „Und so wunderschön.“ Iv betrachtete das Gestell von allen Seiten, streichelte zärtlich über die glatten Stäbe, küsste den Blumentopf. „Viel schöner als die Olle. Dir nehme icke mit nach Hause."
Iv klemmte sich das Ding unter den Arm, torkelte, leise vor sich hin summend, weiter.
„So wunnerschön. So wunderscheen.“
Iv wohnte nur einige Häuserblocks weiter. Mit dem Blumenständer unter dem Arm stieg er die vier Treppen zu seiner Wohnung hinauf, fand nach einigem Suchen in seiner Jackentasche den richtigen Schlüssel und schloss die Tür auf.
"So, mein Schmuckstück", murmelte er, stolperte, hielt sich an dem Gestell fest, konnte sich noch fangen. „Du hast mir jerettet. Dafür bekommst du auch den besten Platz.“
Zwischen seinem Bett und dem gardinenlosen Fenster stellte Iv den Blumenständer ab.
„Hier hast du einen schönen Ausblick.“
Mit sich und der Welt im Einklang, setzte sich Iv auf sein Bett, erfreute sich noch einige Zeit an dem Anblick des Blumenständers und schlief endlich ein.
Als er am späten Nachmittag erwachte, galt sein erster Blick der neuen Eroberung.
„Du bist noch da, mein Schmuckstück“, murmelte er, „Mann, habe ick een Durst.“
Mühsam wühlte er sich aus dem Bett, kroch auf allen Vieren in die Küche, öffnete die Kühlschranktür, fand in der hintersten Ecke eine Dose Bier.
„Det is eener der schönsten Aujenblicke in mein Leben“, freute er sich, „wenn man mit sein Kater in Clinch is, es eenem so miserabel geht, und man denn so een hübschet, kaltet Bierchen in sein leeren Kühlschrank findet, ist det een vollkommen glückseliger Höhepunkt.“
Verzückt nahm Iv sein Bierchen, setzte sich wieder auf seine Lagerstatt, betrachtete verliebt das Blumentopfgestell, trank gierig und schlief selig ein.
Drei Tage später.
Wieder war Mittag. Und wieder lag Iv im Bett. Ungestümes Klopfen schreckte ihn aus dem Schlaf. Mühsam setzte er sich auf. Was hatte das nun wieder zu bedeuten? Er mochte es überhaupt nicht, im Schlaf gestört zu werden.
Das Klopfen wiederholte sich. Wurde ungehaltener. Dann Stille. Doch nur einen Moment. Iv lauschte angespannt. Jemand machte sich am Türschloss zu schaffen. Er konnte es ganz deutlich hören. Und auch zwei Männerstimmen.
Wer oder was es auch sein mochte, es würde schon wieder aufhören, versuchte Iv, sich zu beruhigen. Er öffnete nur ungern seine Tür, besonders, wenn er im Bett lag.
Also legte er sich wieder hin, zog die blaurot karierte Decke über seinen Kopf und versuchte, wieder einzuschlafen.
Doch daraus wurde nichts. Der Lärm war zu aufdringlich.
„Himmelherrgottchennochmal!“
Wütend kroch Iv aus dem Bett.
„Na, jut“, brubbelte er, „da werde ick jetzt der Sache mal auf den Grund gehen.“
Entschlossen hängte Iv sich in den weißlichgrauen Bademantel, der wie eine Fußmatte vor dem Bett lag, schlurfte die wenigen Schritte zu Tür, schloss sie auf.
Kaum war die Tür etwas geöffnet, stürmte ein Riesenkerl in das Zimmer.
„Da ist er!! Da ist er!“ Der Kerl fuchtelte wild mit den Armen, stieß mit einem Finger in die Ecke am Fenster. „Da ist er! Da ist er!“
Der zweite Mann betrat nun auch die Wohnung, etwas gemäßigter, und schloss leise die Tür hinter sich.
„Guten Tag“, grüßte er höflich, den Blick auf Iv gerichtet, „Sie sind verdächtig, diesen Blumenständer gestohlen zu haben.“ Strafend schaut er Iv, der völlig verdattert in seinem verschlissenen Bademantel in der Mitte des Zimmers stand, an. „Haben Sie etwas dazu zu sagen?“
Iv wusste nicht, was er von dem Überfall halten sollte. Er hatte auch nichts zu sagen. Stattdessen kramte er eine zerknitterte Zigarette aus seiner Bademanteltasche und bat den Beamten um Feuer. Dann begann er, hastig zu rauchen.
„Sie wurden beobachtet“, sagte der zuletzt eingetretene Zivilbeamte. „Ziehen Sie sich etwas über und kommen Sie mit.“
*
Auf dem Polizeirevier erzählte Iv zum wiederholten Male seine Story.
„Sie hören von uns“, sagte ein Beamter.
Iv konnte gehen.
Drei Wochen später lag eine Vorladung in seinem Briefkasten.
Betreff: Gerichtsverhandlung.
Missmutig, unrasiert, in Klamotten, die einer Gerichtsverhandlung nicht gerade würdig waren, saß Iv dann auf der Anklagebank.
Neben dem Richter saßen die Schöffinnen. Einen Staatsanwalt gab es nicht. Jedenfalls
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