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Sünden der Faulheit, Die

Sünden der Faulheit, Die

Titel: Sünden der Faulheit, Die Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Peltzer
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auf ihn zu und versuchte, in seine Augen zu schauen.
    »Bernhard, sag doch!« Ihre Stimme nahm tatsächlich jenen mütterlichen Ton an, den Lacan verachtet hätte, hätte er ihn erkannt. »Erzähl mir deine Dummheiten.«
    »Seit zwei Wochen sind die Primaten hinter mir her«, Lacan stockte.
    »Aber warum denn?« fragte Florence, der das alles ziemlich fremd war. Lacan sah sie mitleidig an und bewegte die Hände als verteile er Karten.
    »Du spielst?« fragte sie in einer Mischung von Erstaunen und Empörung.
    »Ich habe ganz nett was verzockt in der letzten Zeit«, gestand Lacan und trat ans Fenster.
    »Du hattest bei den beiden Schulden?«
    »Ach, nicht bei Eddie und Assi. Bei dem Typ, der sie sich als Gorilla und Lemure hält.«
    Von hinten sah es aus, als schluchze Lacan stumm. Florence schmiegte sich an ihn, und ihr Haar kitzelte in seinem Nacken.
    »Was wäre passiert, wenn …«
    »Wenn du nicht hiergewesen wärst? Von wem hatte ich gestern wohl die dicke Lippe?«
    »Hör auf! Jetzt ist doch alles gut.«
    Lacan lächelte zynisch, eine Augenbraue höher gezogen als die andere. »Ich stehe in deiner Schuld. Fünf Mille, das ist nicht wenig.«
    »Das ist doch egal, Bernhard!«
    »Für dich vielleicht«, sagte Lacan, und warum er jetzt in die Küche ging, den Kühlschrank öffnete und das Bild herausholte, wußte er selbst nicht, konnte auch später keine Erklärung dafür finden. Der Rahmen des Oelze war mit Eiskristallen besetzt, und Lacan rieb mit einem Küchenhandtuch vorsichtig über das Holz. Florence stand sprachlos neben ihm.
    »Damit werde ich meine Schulden bezahlen, bei dir, bei Eddie und Assi, und überhaupt.«
    Florence starrte auf ›Die Gehörnten‹.
    »Das darf doch nicht wahr sein«, flüsterte sie und nahm ihm das Bild aus der Hand. Mit dem Ärmel des Hemds tupfte sie über eine feuchte Stelle auf der Leinwand.
    »War das etwa die ganze Zeit im Kühlschrank?«
    »Wieso die ganze Zeit?« fragte Lacan. Als er sah, wie andächtig Florence den Oelze betrachtete, schluckte er das »Waren nur drei Tage« herunter. Er wartete auf Vorwürfe.
    »Wie bist du an das Bild gekommen?« fragte sie trocken.
    »Geklaut, wie sonst.«
    »Du?«
    »Wir waren reichlich besoffen, zugegeben.« Das Lächeln der Erinnerung erstarb, als er an Hartmann dachte, aber Hartmann lag gut verstaut in seiner Kiste, nun mußten andere Entscheidungen getroffen werden.
    »Wer ist wir?«
    »Ist doch gleichgültig. Jedenfalls habe ich das Bild.«
    Florence legte den Oelze behutsam auf den Küchentisch.
    »Und wie soll die Geschichte weitergehen?«
    »Wo ich, oder wir, im Besitz des Bildes sind, ließe sich sicher etwas mit der Versicherung arrangieren.«
    »Du gibst es zurück!« sagte Florence bestimmt.
    »Hör mir gut zu: Das Bild ist hoch versichert. Der Norddeutsche Lloyd kann es unter Preis haben, und wir teilen.«
    »Willst du mich erpressen?« fragte Florence. Sie ging ins Schlafzimmer, wo ihre Kleider lagen.
    »Was heißt denn erpressen?« rief ihr Lacan hinterher.
    Florence zog sich an und kam wieder in die Küche.
    »Warum willst du unbedingt in Schwierigkeiten geraten?«
    Ihre undurchschaubare Entschlossenheit beunruhigte Lacan.
    »Was willst du damit sagen?«
    »Du glaubst doch nicht im Ernst …«
    Er packte ihr Handgelenk und drückte zu.
    »Was glaube ich nicht im Ernst? Ich höre.«
    Welches Geständnis wollte er erpressen?
    »Du tust mir weh.«
    Lacan ließ sie los und stützte sich auf den Tisch. Draußen dämmerte es, Taubengurren im Hof.
    »Vielleicht ist auch eine Übereinkunft mit Steenbergen möglich.« Er machte eine kurze Pause. »Du kennst ihn doch gut.«
    »Was denkst du denn?« antwortete Florence schroff.
    »Was hältst du von dem Vorschlag? Frage ich.«
    Florence zündete sich eine Zigarette an.
    »Ich kenne ihn gut, ja«, sagte sie und blies den Rauch kaum sichtbar aus. Ihr Mund wirkte ungeschminkt merkwürdig blaß.
    »Woher?«
    »Das ist jetzt wirklich unwichtig!« Sie breitete ihren Mantel auf den Tisch und wickelte ihn um das Bild zu einem kleinen Paket. Lacan sah ihr staunend zu.
    »Ich laß mir mal alles durch den Kopf gehen«, sagte Florence und klemmte sich das Bild unter den Arm.
    »Du gehst?«
    »Ich habe Termine.«
    »Und das Bild nimmst du mit?« Lacan kam um den Tisch und pellte den Oelze aus der Mantelhülle. »Das Bild bleibt hier!«
    »Wie du meinst.«
    »Ich meine!«
    Florence ging rasch zur Tür.
    »Leg’ es nicht wieder in den Kühlschrank.«
    Lacan schnalzte mit der Zunge. Florence

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