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Sünden der Faulheit, Die

Sünden der Faulheit, Die

Titel: Sünden der Faulheit, Die Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Peltzer
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schon wieder verjessen.«
    Die beiden stießen mit Kutti an.
    »Wie kann man nur so blöd sein?« murmelte Assi.
    »Wat is?«
    »Schon jut.«
     
    Es war kurz nach vier. Eine ganz gewöhnliche Nacht vor einem ganz gewöhnlichen Tag. Das rote Licht auf dem Ost-Berliner Fernsehturm schickte seine blinkenden Signale über die geteilte Stadt, die Kälte in den Straßen, die Grenzpatrouillen, die gelben Zeichen auf den Taxis, Schneeflocken und Schlaflosigkeit.

Fünfter Tag
    Wie fängt ein Tag an? Vielleicht so:
    Der Wecker klingelt. Die Frau ist schon wach. Seit dreißig Jahren erwacht sie vor dem Wecker. Der Mann neben ihr schläft noch. Leise steht sie auf und geht in die Küche. Sie schaltet die Kaffeemaschine ein, schneidet Brot und legt es in den Korb auf dem schon gedeckten Tisch. Sie geht ins Bad und kämmt sich. Dann weckt sie ihren Mann. Während er sich rasiert, schmiert sie ihm Brote für die Arbeit. Sie sitzen sich in der Küche gegenüber.
    »Noch 146 Tage«, sagt der Mann.
    »Was: noch 146 Tage?«
    »Aufstehn zu dieser gotterbärmlichen Zeit.«
    »Zählst du die Tage?«
    »Diese Tage zähle ich, ja«, sagt der Mann. Er hat nicht mehr viele Haare auf dem Kopf. Sein Gesicht ist faltig wie eine Zeitungsseite, die zerknüllt und auseinandergezogen worden ist.
    »Wir werden es schön haben«, sagt die Frau.
    »Fragt sich nur, wie lange?«
    »Das darf man nicht fragen.«
    Der Mann nickt beschwichtigend. Er nimmt das Pausenpaket, und seine Frau begleitet ihn zur Tür.
    »Bis später«, sagt er und geht.
    Die Frau schaltet die Kaffeemaschine aus, stellt die Butter in den Kühlschrank und legt sich wieder ins Bett. So kann ein Tag anfangen.
    Oder so: Harry Schulz hing immer noch in dem Sessel, in dem er am vergangenen Nachmittag eingeschlafen war. Nach dem Abendessen mit seiner Familie hatte er sich wieder dorthin zurückgezogen und das Fernsehprogramm bis zum Sendeschluß verfolgt. Seine Frau schlief, seine Kinder schliefen, und er saß nun im schwachen Licht der Stehlampe und sah regungslos auf die Pendeluhr über dem flachen Couchtisch. Kurz vor fünf. An der Garderobe hing ausgebürstet seine Uniform. Kein Ton war zu hören, nur einmal drang von weit her das Grummeln eines Lastwagens nach oben.
    »Geh jetzt«, sagte er zu sich.
    So leise wie möglich schloß Schulz die Türe. Die Gebäude der Siedlung warfen lange Schatten über die verschneiten Rasenflächen und die Straße. Er war der erste Fahrgast des ersten Busses, der an der Endstation hielt. Der Fahrer nickte verschlafen, als Schulz ihm die Monatskarte vors Gesicht hielt. Die Silhouette der Siedlung wurde kleiner und kleiner, und dann war man in der Stadt. Andere Frühaufsteher stiegen zu.
    »Feigling, Feigling, Feigling«, flüsterte er, und sein Spiegelbild in der Scheibe verschmolz mit der Straße.
     
    Der fünfte Tag aber beginnt so:
    Die Tür war in vier Paneele geteilt. Bei ihrem letzten Besuch hatte Eddie gesehen, daß das Viereck unten links nur lose in seiner Fassung saß. Sie legten ihre Köpfe an das Holz und horchten. Eddie schob Assidentürken ein wenig zurück und deutete auf das Paneel.
    »Da jehn wir durch!«
    Als Assi nicht verstand, flüsterte er:
    »Bevor er weiß, wat los is’, ham wir’n jepackt.«
    Assi nickte und lehnte sich übers Geländer, um nach oben und unten zu spähen.
    »Allet klar«, sagte er.
    Eddie tippte mit der Spitze seines Stiefels vor das Holz, das leicht nachgab. Sein Unterschenkel pendelte hin und her, dann trat er zu.
    Das Viereck brach aus der Fassung und fiel in die Wohnung. Wendig kroch Eddie durch die Öffnung und zog Assi nach. Mit verhaltenem Atem knieten sie in der Diele; seelenruhig fügte Assi die Holzplatte wieder in das Loch.
    Das hatten wir doch schon mal, dachte Lacan, als er erwachte. Florence drehte sich unruhig im Schlaf. Er kroch aus dem Bett und schlich zur Tür des Schlafzimmers. Obwohl er nichts mehr hörte, spürte Lacan, daß noch jemand in der Wohnung war. Er hatte die Kette vorgelegt und konnte sich nicht vorstellen, wie Eddie und Assi hereingekommen waren. Sein Gesicht war prickelnd heiß. Der Fußboden knarrte. Lacan sprang – nackt wie er war – vor und machte Licht. Eine Sekunde blieben die beiden geblendet sitzen, dann schnellte Eddie hoch, packte Lacan am Arm und riß ihn zu Assi, der in Zeitlupe nach oben kam.
     
    »Wir ham noch Licht bei dir brennen sehn, und da dachten wer uns, jehn wer ma rauf, unsern ollen Kumpel Bernie besuchen«, erklärte sich Eddie.
    Assi faßte ein

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