Sünden der Faulheit, Die
Ohr Lacans und zerrte ihn ins Wohnzimmer. Zum erstenmal während ihrer noch kurzen Bekanntschaft richtete er das Wort an Bernhard:
»Wie is’n dit mit unsern Vabindlichkeiten, oller Lauser? Wieder allet vafeiert?«
Eddie grinste, wie nur ein Rattengesicht grinsen kann. Assi drehte das Ohr um, bis Lacan vor Schmerz zuckte. Dann stieß er ihn von sich.
»Was wollt ihr?« fragte Lacan und legte eine Hand auf sein brennendes Ohr.
Eddie schüttelte lachend den Kopf.
An die Wand neben der Tür war ein kleines Foto aus einer spanischen Zeitung gepinnt. Lautmalend las Eddie die Bildunterschrift: Dámaso González no supo estar, ni a su estilo, a la altura del toro.
»Was wollt ihr?« wiederholte Lacan.
Eddie sah ihn verächtlich an.
»Mann, Lacan, bist du echt so blöd?«
Bernhard wußte, daß er gegen die beiden keine Chance hatte, aber sein Stolz war stärker als seine Angst und seine Scham. Er stürzte auf Eddie zu, doch Assidertürke griff seinen Arm und drehte ihn auf den Rücken, bis Lacan auf Zehenspitzen stand. Eddie kam heran und drückte mit dem Daumen seine Nase platt.
»Wenn ick mir recht erinnere, war det vorjestern ’ne Anzahlung, oder? Da is ja noch einijet offen, wa?«
»Fünf Mille, hab ick so jehört«, sagte Assi.
»Schätz ick auch.«
»Fünf Millionen?«
Die drei sahen zur Türe, als habe jemand ihre Köpfe an Schnüren in die gleiche Richtung bewegt. Florence hatte sich ein Hemd Lacans angezogen.
»Eieieiei«, sagte Eddie und ging auf sie zu. »Denn säh er anders aus, dafür jarantier ick aber.«
Er nahm grob ihre Hand und küßte sie.
»Anjenehm, Eduard Greffrath.«
Florence versuchte vergeblich, sich aus seinem Griff zu winden.
»Mit wem hab ick det Vergnügen?« fragte Eddie aufdringlich.
»Laß sie in Ruhe!« schrie Lacan und wollte nach vorne, aber Assi verdrehte seinen Arm, bis es nicht mehr weiterging.
»Ihr Schweine«, sagte Florence gepreßt. »Was wollt ihr?«
Eddie fuhr mit gespreizten Fingern durch ihr Haar, zog laut die Nase hoch und wandte sich, als habe er ihre Frage nicht gehört, an Lacan.
»Leihste mir dit Teil mal aus? Dit würde die Sache vereinfachen.«
Lacan gab keine Antwort.
»Ick zahle ja«, sagte Eddie und wedelte mit ein paar Scheinen. Schweigen.
»Was wollen Sie?« fragte Florence plötzlich in einem überlegenen Ton. »Vielleicht könnten wir uns einigen, das müßte doch möglich sein.«
Eddie ließ sie los.
»Ick jlobe nich, dat Sie ihm helfen können.«
»Um was handelt es sich denn?«
»Fünf Mille«, sagte Assidertürke. Er lockerte seinen Griff, und Lacan konnte sich wieder aufrichten.
»Sie wollen also 5000 Mark?«
»Wat heißt wollen«, sagte Eddie. »Schulden wollen bezahlt sein – oder man macht keine.«
»So is et«, bestätigte ihn Assi.
»Nehmen Sie auch Schecks?«
Eddie und Assi sahen sich ratlos an.
»Wat meinen Sie?«
»Einen Scheck, darf ich Ihnen einen Scheck ausstellen?« fragte Florence. Sie hatte die Arme verschränkt und sah die beiden herausfordernd an.
»Na sach schon«, drängte Assi seinen Freund.
»Also jut, auf Eduard Greffrath.«
»Fünftausend?« Florence schob die Manuskriptblätter auf dem Schreibtisch beiseite und zog einen Kugelschreiber zwischen den Typen der Schreibmaschine hervor. Nachdem sie das Formular ausgefüllt hatte, reichte sie es Eddie, der es mißtrauisch überflog. Keiner rührte sich vom Fleck.
»Damit wäre die Angelegenheit doch erledigt«, sagte endlich Florence.
Assi sah über Eddies Schulter auf den Scheck.
»Komm, wir jehn.«
Eddie faltete das Papier und steckte es ein.
»Also jut. Dit reicht für heute ja mal. Die Bedingungen für den Rest werden noch bekanntjejeben.«
Assidertürke ging zur Tür, und Eddie folgte ihm rückwärts.
»Und keine Fisimatenten, vastanden!«
Lacan rieb seinen schmerzenden Ellbogen und ließ sich auf einen Stuhl fallen. Er fühlte sich miserabel, wie ein Kind, das auf dem Spielplatz von der Mutter vor den Kameraden beschützt worden war. Er konnte nicht daran denken, was geschehen wäre, wenn Florence nicht eingegriffen hätte; Eddie würde für die Erniedrigung bezahlen müssen.
Seine Unruhe wurde so groß, daß er nicht sitzen bleiben konnte. Mit einer zornigen Bewegung fegte er die Blätter vom Schreibtisch.
»Wer waren die?« fragte Florence.
Lacan antwortete nicht. Er mußte sich etwas anziehen. Am Fensterkreuz hing ein Trenchcoat, den er über seine Schultern warf.
»Was war denn los? Wer waren die beiden?«
Florence trat
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