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Sünden der Leidenschaft

Sünden der Leidenschaft

Titel: Sünden der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Johnson
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»Das Wichtigste ist jetzt absolute Sauberkeit. Karbolsäure, viel Seife und Wasser, und nehmen Sie für alles nur abgekochtes Wasser.«
    »Ich werde peinlich genau darauf achten«, versprach Flora, die mit der Bedeutung der Hygiene bei Cholera vertraut war. Sie und ihr Vater hatten sich bei einem von drei russischen Regimentern, die im Sommer 1865 in der Nähe von Samarkand biwakiert hatten, aufgehalten, als die Cholera ausgebrochen war und viele Männer getötet hatte. Der verantwortliche Offizier des Regiments, bei dem sie gewohnt hatten, hatte verboten, daß jemand sich dem Bach näherte, der durch das Lager floß. Das Wasser zum Waschen, Trinken und Kochen mußte zuerst abgekocht werden. Nicht ein Mitglied dieses Regiments hatte die Cholera bekommen, während die Hälfte der Soldaten der anderen Regimenter, die in der Nähe gelagert hatten, gestorben waren. 15
    Die Ärztin blieb bei ihnen, bis Henry mit zwei Krankenschwestern erschien, herzlichen und kräftigen Bauernmädchen, die so kompetent aussahen, daß Floras Befürchtungen sofort verflogen.
    Adam hatte darauf bestanden, bei Lucie zu sitzen, bis sich ihre Atmung stabilisierte. Sein Befinden verschlechterte sich jedoch zunehmend, und gegen Mitternacht brach er zusammen, wie die Ärztin es vorhergesagt hatte.
    Seine Krankheit brach genauso schnell aus wie bei Lucie, und am nächsten Vormittag war Adam völlig erschöpft. In seinen Opiumträumen rief er nach Lucie. Seine Angst war ergreifend. Als Flora seine Hand nahm und mit ihm sprach, öffnete er die Augen und flüsterte mit einem schwachen Keuchen: »Lucie muß nach Hause gebracht werden.«
    »In wenigen Tagen werden wir alle zu Hause sein«, beruhigte Flora ihn. »Lucie geht es viel besser.« Sie hatte seit dem Morgen nicht mehr erbrochen, und ihre Haut war nicht mehr blau.
    »Ich muß vor Ned da sein«, murmelte er.
    »Ned Storham?«
    »Ich muß vor Ned da sein.« Er schien sie nicht gehört zu haben. Sein Blick wurde plötzlich klar: »Wie geht es Lucie? Ist die Ärztin noch hier?«
    »Lucie geht es besser«, wiederholte Flora liebevoll. »Die Ärztin sitzt bei ihr.«
    »Gut.« Er verzog das Gesicht, als er Krämpfe in den Armen und den Beinen bekam, und stöhnte tief und gequält. Dann fielen seine Augen wegen der Wirkung des Opiums in seinem Blut wieder zu.
    Die nächsten drei Tage standen ganz im Zeichen der Krankenpflege. Den Patienten wurden Flüssigkeiten und Medizin verabreicht, die Pflegerinnen schliefen kurz, vergewisserten sich, wenn sie wieder hochgeschreckt waren, daß die Patienten keinen Rückfall erlitten, denn diese Möglichkeit bestand durchaus, wie Dr. Potts warnte. Patienten, die nicht völlig geheilt waren, konnten innerhalb der nächsten drei Wochen einen Rückfall bekommen. Die Ärztin kam, sooft sie konnte, und die Schwestern kümmerten sich um das Essen, sorgten dafür, daß die Laken sauber waren und die Patienten gebadet wurden. Doch dann erkannte Flora, daß Adam auf dem Wege der Besserung war. Am Morgen des vierten Tages in Walker öffnete er die Augen und rief, als er sah, daß eine fremde Frau ihn badete, mit kräftiger Stimme, die nichts mehr mit seinem stillen Flüstern während der Cholera zu tun hatte: »Flora!«
    Flora kam, und Adam sagte höflich zu der Fremden: »Entschuldigen Sie uns einen Augenblick.« Als die Dame den Schlafraum verlassen hatte, ließ er das Laken, das er sich bis zum Hals hochgezogen hatte, los und murmelte: »Wer zum Teufel ist das?«
    »Eine Krankenschwester. Es geht dir besser«, antwortete Flora lächelnd.
    »Noch nicht gut genug, um den Schreck zu verkraften«, grollte er. »Ich werde von jetzt an allein baden. Wo sind wir? Geht es Lucie gut?« Als er sich plötzlich an die Erkrankung seiner Tochter erinnerte, versuchte er sich aufzusetzen, aber durch die Krankheit geschwächt, fiel er wieder zurück. »Lebt sie?« flüsterte er, und die Anstrengung, die ihn jede Bewegung kostete, war für seinen von der Krankheit gezeichneten Körper beinahe zuviel. »Sag es mir.«
    »Sie ist sehr lebendig, Liebling, und es geht ihr sehr gut. Seit sie gestern festgestellt hat, daß sie jetzt lange genug im Bett war, müssen wir sie mühsam von deinem Zimmer fernhalten.«
    »Ich möchte sie sehen«, sagte er mit sehnsüchtiger Stimme.
    Als Lucie kurze Zeit später in sein Schlafzimmer gelaufen kam, lächelte er und breitete seine Arme aus. Sie sah wieder ganz gesund aus und warf sich mit einem freudigen Lächeln und wippenden schwarzen Löckchen in seine

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