Sünden der Leidenschaft
Arme. »Es war sooo unheimlich, als du krank warst«, klagte sie und drückte sich an ihn.
»Ich weiß«, murmelte Adam und hielt ihren kleinen Körper in seinen Armen. »Als du krank warst, hatte ich auch große Angst.«
Flora schluckte. Es war ein ergreifender Anblick – die beiden dunklen Köpfe dicht aneinandergeschmiegt, die kleinen Arme eng um Adams Hals geschlungen. Sie war sich ihrer engen Bindung zu ihrem Vater bewußt und verstand, daß Lucie von Adams Liebe lebte.
»Die Köchin hat gesagt, daß Flora sich um uns gekümmert hat«, verkündete Lucie, drehte sich um und strahlte Flora an. Sie hatte ihre lebhafte Art mit zunehmender Genesung wiedergewonnen. Jetzt machte sie es sich neben ihrem Vater bequem, sah ihn mit großen Augen an und sagte fröhlich: »Du solltest sie heiraten, Papa, dann wären wir immer zusammen. Wäre das nicht schön?«
Adam lächelte. »Das wäre wunderbar«, sagte er sanft.
»Du kannst dich scheiden lassen«, schlug Lucie vor und ließ ihre Beine über die Bettkante unter ihrem zerzausten Nachthemdchen hin und her schwingen. »Montoya ist geschieden und Ben auch, jedenfalls war er es. Jetzt ist er nicht mehr geschieden«, betonte sie, falls ihr Vater ihr nicht ganz folgen konnte. »Er ist mit der Köchin verheiratet. Sag, warum machst du das nicht auch, Papa?« fragte sie beiläufig, denn sie fand, daß sie die perfekte Lösung des Problems gefunden hatte.
»Das ist eine gute Idee, Schatz. Wir müssen darüber nachdenken.«
»Ich habe Hunger«, erklärte Lucie und sprang vom Bett; das Thema Scheidung war vergessen. Sie hielt inne und besann sich auf ihre Manieren. »Möchtest du etwas essen, Papa? Die Köchin hat Schokoladenkuchen gemacht, und die Ärztin hat gesagt, ich kann ein winziges Stückchen davon haben, wenn ich meine Fleischbrühe aufgegessen habe.«
Adam war nicht nach Schokoladenkuchen zumute, sondern eher nach einem Glas Wasser. »Vielleicht später«, antwortete er und lächelte über den vertrauten Anblick seiner Tochter, die von einem Bein auf das andere hüpfte. »Guten Appetit wünsche ich dir.«
Nachdem Lucie gegangen war, sagte Flora: »Du siehst aus, als wärest du auf dem besten Wege der Besserung. Wie geht es dir?«
»Fast schon so gut, um Lust auf Schokoladenkuchen zu bekommen«, sagte er leichthin, doch dann fügte er ernst hinzu: »Ich kann dir nicht genug danken für deine Hilfe. Es muß eine Qual für dich gewesen sein.«
»Die Schwestern haben das meiste getan.«
»So bescheiden«, sagte er lächelnd. »Wann hast du das letzte Mal geschlafen?«
Sie zuckte die Schultern. »Ich habe geschlafen.«
»Ich bin nicht daran gewöhnt, weißt du. Du verdirbst uns.«
Flora lehnte am Türrahmen. Sie trug eine von Mrs. Richards Schürzen über ihrem Kleid und sagte mit einem kleinen Lächeln: »Jeder andere würde dasselbe tun.«
Nein, dachte er, Isolde hätte sich beim ersten Anzeichen einer Krankheit davongestohlen. Sie hatte niemals bei Lucie gesessen, nicht einmal wenn ihre Tochter gesund war. Kinder hatten sie gestört. »Nein, nicht jeder würde das tun«, sagte Adam ruhig. »Ich bin froh und glücklich, daß ich dich gefunden habe«, fügte er hinzu.
»Wir haben uns beide gefunden«, antwortete Flora lächelnd. »Mit ein bißchen Hilfe von Papa und Tante Sarah.«
»Eine energische Familie«, neckte Adam.
»Wir glauben an unseren Erfolg.« Flora grinste.
»Dann sollte ich besser wieder gesund werden«, sagte Adam langsam.
Am nächsten Tag war Adams Genesung so weit fortgeschritten, daß er bereits wieder eine leichte Krankendiät zu sich nehmen konnte. »Ich glaube Dr. Potts war ein rettender Engel, aber sie hat wahrscheinlich andere Patienten, die sie jetzt dringender brauchen«, bemerkte er, während er kritisch auf die Schüssel mit der gekochten Mehlsuppe starrte. »Ich werde mich bei ihr bedanken, wenn sie heute von ihrer Sprechstunde kommt. Henry kann in die Stadt gehen und einen Wechsel von der Bank besorgen, damit wir sie bezahlen können.« Er schob die Schüssel zur Seite. »Man muß krank sein, um das hier zu essen. Ich nehme nicht an, daß es in der Stadt Büffelfleisch gibt«, sagte er.
Auf Adams Anordnung hin traf Henry am Nachmittag Vorkehrungen auf dem Bahnhof, damit die beiden Waggons an den Morgenzug angekoppelt werden konnten. Glücklicherweise hatte die Ärztin sie für gesund genug erklärt, um die Reise fortsetzen zu können, obwohl Flora das Gefühl hatte, daß sie ohnehin gefahren wären. Kurz nach fünf Uhr am
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