Sünden der Leidenschaft
eine funkelnde Brosche in ihre Hand. Das Wort »Glück« lag, in Diamanten geschrieben, in ihrer Hand. Ein zartes, einfaches Schmuckstück mit großen Edelsteinen. »Es ist wundervoll«, flüsterte sie und erinnerte sich an die erste süße Nacht im Zug.
»Du bist mein Glück«, sagte Adam ruhig. »Ich wollte, daß du das weißt.«
»Ich fange gleich an zu weinen«, hauchte Flora und schluckte den Kloß im Hals herunter. »Ich weine sonst niemals.«
»Es macht nichts, wenn du weinst.« Adam war immer wieder aufs neue erstaunt über ihre Haltung und Stärke. Er setzte sich auf und nahm sie in die Arme, wiegte sie wie Lucie, wenn sie traurig war.
»Ich bin völlig durcheinander«, entschuldigte sie sich und schluchzte an seiner Brust, die Tränen rannen ihr ungehemmt übers Gesicht. »Ich weiß nicht, warum ich weine.« Sie wischte sich die Tränen von den Wangen. »Ich liebe dich einfach so sehr.«
»Dann geht es uns beiden ähnlich, weil ich dich mit demselben unbezähmbaren Gefühl liebe. Gefällt es dir?« Er berührte die funkelnden Diamanten in ihrer Hand und hoffte, daß sie nicht mehr traurig war.
»Ich finde es zauberhaft«, murmelte sie und leckte die salzigen Tränen aus ihren Mundwinkeln. »Ich bete dich an für deine Liebenswürdigkeit. Aber wie in aller Welt … wie hast du …«
»James«, erklärte er, wischte ihr die Tränen von den Wangen und küßte sie auf die Stirn. »Er ließ die Brosche in Cheyenne fertigen, während er auf uns wartete. Ich habe ihm telegrafiert.«
»Glaubst du, unser Glück ist zu groß?« fragte sie mit bewegter Stimme. Sie war überempfindlich, schwindlig vor Liebe, ungewöhnlich furchtsam, und überlegte angesichts dieses neuen Lebensgefühls, ob ihr Leben vielleicht zu schön war und sie eines Tages dafür bezahlen müßten.
»Nein, wir sind einfach nur glücklich«, sagte Adam bestimmt und hielt sie fest in seinen Armen. Er würde dafür sorgen, daß ihr Glück niemals endete.
Kapitel 23
Als Flora am Morgen aufwachte, war ihr übel, als hätte sie etwas gegessen, das ihr nicht bekommen war. Aber sie versuchte das unangenehme Gefühl während des Frühstücks zu unterdrücken und hörte statt dessen Lucies Fragen zu, denn sie wollte Adam nicht in Sorge versetzen. Er würde wahrscheinlich sofort an Cholera denken, aber sie war sicher, daß ihre leichte Übelkeit nicht den schweren Symptomen entsprach, die sie im Zug gesehen hatte.
Als Adam nach dem Frühstück wegging, um die Pferde zu besichtigen, die im Laufe des Tages bei den Rennen laufen sollten, blieb sie mit Lucie im kühlen Schatten des Zeltes. Sie lernten einige der neuen Absarokee-Ausdrücke, die der Graf am vergangenen Abend notiert hatte.
Kurze Zeit später wurden ihre Übungen von Spring Lily und deren Kindern unterbrochen. »Sie wollen so gerne mit Lucie spielen«, erklärte Spring Lily, die am Eingang des Zeltes stand. »Können wir hereinkommen?«
»Gern«, sagte Flora höflich. Sie hatte ihre Eifersucht überwunden, und sie hatte versprochen, freundlich zu ihr zu sein.
Als die Kinder weggelaufen waren, trat Spring Lily in den Wigwam und überreichte Flora eine kleine Weidenschale mit Leckereien aus Beeren, Nüssen und Sirup. »Ein Friedensangebot«, sagte sie lächelnd.
»War es so deutlich?« fragte Flora und errötete leicht. Sie nahm die Schale. »Bitte verzeihen Sie. Adam hat mir erzählt, was Sie und Ihre Familie für ihn bedeuten.« Sie nahm eine Süßigkeit in den Mund.
»Er liebt nur Sie«, sagte die schlanke, dunkelhaarige Frau. »Das kann jeder sehen. Ich bin froh, daß er jemanden gefunden hat, der ihn glücklich macht. Seine Frau hat sein Leben zu lange ruiniert. Und nun, da sie wieder da ist, weiß niemand, welchen Ärger sie ihm noch bereiten wird.«
Flora verschluckte sich an der Süßigkeit, schockiert durch die plötzliche Mitteilung. Isolde in Montana? In ihrem Kopf schwirrte es. Als Reaktion darauf schien ihr Magen sich umzudrehen, und plötzlich merkte sie, wie ihr das Frühstück wieder hochkam. Sie hielt ihre Hand vor den Mund, murmelte »Entschuldigung« und rannte aus dem Zelt.
Einige Minuten später fand Spring Lily sie unter einem Pflaumenbusch kniend. Ihr Gesicht war blaß, feine Schweißperlen standen ihr auf der Stirn. Sie hatte das Frühstück wieder erbrochen.
Spring Lily half ihr auf die Beine, gab ihr ein feuchtes Tuch und brachte sie zum Wigwam zurück. Sie bestand trotz des schwachen Protestes von Flora darauf, daß sie sich hinlegte.
»Es geht mir
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